Ein bisschen Hawaii in Höchstadt

15.10.2017, 18:08 Uhr
Ein bisschen Hawaii in Höchstadt

© Athina Tsimplostefanaki

Anders als beim Public Viewing der Fußballfans sind die Zuschauer bei der Triathlon-Weltmeisterschaft nicht in Nationaltrikots gekleidet und schenken keine Fahnen. immerhin haben sich einige hawaii-typische Blumenkränze um den Hals gehängt.

Ansonsten aber wird beim Blick auf die Leinwand aber vor allem gefachsimpelt, Pizza gegessen und Bier getrunken – "natürlich alkoholfrei", wie Chef Bodo Dresel betont, der das Spektakel mit seiner Ehefrau Christine nun schon zum siebten Mal in seinem Laden ausrichtet.

Die Experten sind unter sich am Lappacher Weg. Fast alle der geladenen Kunden sind selbst Triathleten. und einige waren selbst schon beim legendären Rennen auf Hawaii am Start. Allen voran Ex-Profi Swen Sundberg aus Herzogenaurach, (selbst Ironman-Gewinner in Japan) Handicap-Athlet Gerald Geier, der sich den Strapazen mit Beinprothese ausgesetzt hat, oder der Seniorennsportler Peter Beck aus Münchsteinach.

Die Zuschauer brauchten fast eben soviel Kondition wie die Sportler im fernen Pazifik: Um 18.30 Uhr begann die Übertragung, der harte Kern der Fans in Höchstadt blieb bis 3 Uhr. Bodo Dresel: "Im Laufe des Abends hatten wir rund 100 Gäste, aber es sind natürlich nicht alle die ganze Zeit da geblieben."

Wer es trotzdem tat, brauchte es nicht zu bereuen. Gerade aus deutscher Sicht war der Ironman 2017 ja dramatisch wie selten. Erst das Drama um Vorjahressieger Jan Frodeno, der, vermeintlich auf Siegeskurs liegend, mit Rückenschmerzen weit zurück fiel. Dann schien Sebastian Kienle der größte deutsche Trumpf auf einen Sieg zu sein (es wäre sein zweiter nach 2014 gewesen), doch immer, wenn er sich dem führenden Kanadier Lionel Sanders näherte, erhöhte dieser das Tempo und vergrößerte den Abstand wieder: ein Jojo-Effekt.

Schließlich verließen Kienle eher die Kräfte, er fiel auf Platz vier zurück – mit fast atemberaubendem Tempo überholt von einem dritten Deutschen: Patrick Lange lag nach dem Radfahren noch meilenweit zurück (ganz genau waren es 10:23 Minuten), "schluckte" aber beim Laufen einen Vordermann nach dem anderen, am Ende auch noch Sanders und gewann mit neuem Streckenrekord von 8:01:39 Stunden.

Er war der sechste deutsche Hawaii-Sieger – und einer, dem man in Höchstadt besonders die Daumen drückte. "Sein Trainer Faris Al-Sultan ist Kunde und Freund von uns", so Bodo Dresel, der erst nachts um halb vier seinen persönlichen Marathon beendete.

Er musste schließlich noch die Zeiten seiner drei Schützlinge Alexander Blank (München), Christopher Delis (Bamberg) und Thomas Scheel (Nürnberg). Sein Fazit: "Die sind alle super ins Ziel gekommen."

Für Dresel selbst liegt die Messlatte zu hoch für einen Start auf Hawaii. Aber dort war das Ehepaar schon: Vor zehn Jahren führte die Hochzeitsreise naheliegenderweise ins Mekka des Triathlons. Ob man das nochmal wiederholt: "Hawaii ist ja nicht nur eine Kostenfrage, sondern man müsste ja wegen der weiten Reise auch länger bleiben. Außerdem: Wer richtet dann in Höchstadt die Hawaii-Party aus."

Über die freut sich auch die Mountainbike-AG der örtlichen Realschule, denn die bekommt den Erlös der Veranstaltung spendiert. Und das Ehepaar Dresel steht heute schon wieder im Geschäft, das flott wieder in den Normalzustand versetzt wurde.

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