Eisstadion in Ilmenau als Modell für Höchstadt?

6.12.2019, 07:00 Uhr
Eisstadion in Ilmenau als Modell für Höchstadt?

© Foto: Katrin Bayer

Welchen Ausbaustandard braucht man? Sind Multifunktionsräume sinnvoll? Und wie sieht es mit "Sommernutzungen" von Eisstadien aus? Zu all diesen Fragen gaben die Ilmenauer Verantwortlichen ihre Erfahrungen weiter.

Den Kontakt zu der thüringischen Stadt vermittelt hatte Klaus Meyer vom Ingenieurbüro Möller + Meyer aus Gotha. Dieser ist in Höchstadt mit der Ausarbeitung von Sanierungs-/Neubauvarianten beauftragt (siehe Artikel links), hat aber auch das 2007 eröffnete Ilmenauer Eisstadion geplant. 4,5 Millionen Euro Baukosten hatte die Stadt damals "lediglich" zu stemmen – eine Zahl, die CSU-Fraktionssprecher Alexander Schulz nachfragen ließ: 4,5 Millionen für ein komplettes neues Stadion, in Höchstadt dagegen ist eine Summe von 13,6 Millionen veranschlagt?

Eisstadion in Ilmenau als Modell für Höchstadt?

© Foto: Katrin Bayer

Klaus Meyer begründete dies mit den Preissteigerungen im Baugewerbe. Seit das Ilmenauer Stadion auf einer ehemaligen Industriebrache gebaut worden sei, seien zwölf Jahre vergangen. Ausschreibungen etwa bei der Kältetechnik brächten heute Preise zutage, die um ein Vielfaches höher lägen als damals.

Andere Anforderungen

"Und noch etwas muss man zugeben", sagte Meyer, "wir hatten hier extrem niedrige Baukosten und haben ohne Luxus gebaut". Oberliga-Eishockey wie in Höchstadt gebe es in Ilmenau auch nicht, warf Bauamtsleiter Thomas Schäfer ein. Die Anforderungen an die Halle seien also andere gewesen. Zudem habe man sich vor dem Bau des Stadions mehrere Jahre mit einer mobilen Lösung, einem Zelt, beholfen. Für die Ilmenauer war somit ein dauerhaftes Stadion ein echter Fortschritt.

Die Halle wird nach Einschätzung der Verantwortlichen vor Ort gut angenommen, die Bevölkerung klage laut Bürgermeisterin Beate Misch "auch nicht über mangelnden Luxus". Die Nutzerzahlen liegen aber unter fränkischem Niveau: 40 000 bis 42 000 Männer, Frauen und Kinder kommen hier pro Saison ungefähr zum Eislaufen, in Höchstadt sind es nach Aussage von Sportzentrums-Leiter Hans-Peter Philipp 60 000 bis 70 000.

Das Ilmenauer Stadion verfügt über eine Sitztribüne mit 250 Plätzen und eine Stehtribüne für 650 Personen. Zusammen mit den 600 Stehplätzen rund um die Eisfläche können hier ungefähr 1500 Zuschauer bei den Eissportveranstaltungen in der Halle dabei sein. In Höchstadt geht man derzeit von insgesamt 1800 Plätzen aus, auch wenn Kritiker wie die CSU fragen, ob man diese Zahl wirklich brauche.

Geplant war das Stadion im Thüringer Wald als Multifunktionsgebäude, will heißen: Sommernutzungen sollten das Defizit, das Freizeiteinrichtungen wie Eisstadien naturgemäß verursachen, schmälern. "Mit teilweise viel Liebe", so berichtete Bauamtschef Schäfer, seien Varianten erarbeitet worden. Eine Nutzung für Konzerte, Gewerbeschauen, eine Oldtimer-Messe, als Discofläche.

"Doch letztlich verursachte das alles so viel Aufwand, dass das Defizit am Ende höher war als zuvor." Nun halte man nur noch solche Veranstaltungen außerhalb der Eissaison ab, die einen minimalen ("Umbau"-) Aufwand nach sich zögen.

Sehr gut genutzt würden hingegen die beiden Multifunktionsräume, von denen in Ilmenau auch die ESC-Vorsitzende Nadja Müller begeistert war. Proben der Guggemusiker würden hier genauso stattfinden wie Blutspenden oder ähnliches.

Besonders spannend ist das Ilmenauer Modell aber durch das Hallenbad, das gerade für 10,5 Millionen Euro beantragte Bausumme direkt neben der Eishalle gebaut wird. Im Herbst 2020 soll dieses eröffnen, mit einer Reihe von Synergieeffekten: Personal und Infrastruktur sollen gemeinsam genutzt werden, darüber hinaus wird die Abwärme der Eisaufbereitung für die Schwimmhalle genutzt. Bislang geht diese Abwärme ungenutzt nach draußen. Die Prognosen, wie viel Energie durch die Abwärme-Nutzung eingespart wird, liegen bei 15 bis 40 Prozent. Gefördert wird das Bad mit Landes- und EU-Mitteln.

Forderung nach Masterplan

Auch wenn in Höchstadt erst einmal die Entscheidung "Eishalle sanieren oder neu bauen" vordringlich ist, so denkt Bürgermeister Gerald Brehm schon mal weiter. Seit Jahren ist ja immer mal wieder die Rede davon, das ebenfalls in die Jahre gekommene Hallenbad aus der St. Georg-Straße in Richtung Sportzentrum zu verlegen. "Bevor wir starten, brauchen wir einen Masterplan, am besten für alles", sagte deshalb Brehm zum Abschluss des Ilmenau-Besuchs. Einen Plan mit mehreren Bauabschnitten, um sich alle Möglichkeiten offen zu halten und später nichts mehr "anpassen zu müssen".

Und für eine Zusammenfassung der verschiedenen Sportstätten am Kieferndorfer Weg mit gemeinsamem Eingangsbereich zu gegebener Zeit könnten sich durchaus auch einige Stadträte erwärmen, das wurde bei den Gesprächen danach deutlich. Dennoch dürften in Höchstadt nun harte Debatten bevorstehen, welcher Ausbaustandard bei einer Sanierung oder einem Neubau erreicht werden soll. Der bereits laufende Wahlkampf wird hier nicht gerade für Abkühlung sorgen.

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