Elfriede Rüger: Mit Maske in den Ruhestand

11.11.2020, 14:35 Uhr
Elfriede Rüger: Mit Maske in den Ruhestand

© Foto: Matthias Kronau

Den Abschied hat sich Elfriede Rüger bestimmt etwas anders vorgestellt. Vermutlich lächelt sie, man kann es hinter ihrer Maske aber nur erahnen. Auch Pfarrer Wilfried Lechner-Schmidt ist maskiert, als er ihr zum Dank einen Blumenstrauß überreicht. Durch die Nase-Mund-Bedeckung von Kita-Leiterin Astrid Ochs dringt der Satz zu Elfriede Rüger: "Es fällt schwer, dich gehen zu lassen."

Traurige Stimmung? Keineswegs. Weil die 65-jährige Erzieherin Elfriede Rüger immer optimistisch denkt, sieht sie vor allem den Sonnenschein an diesem Tag: "Wegen Corona machen wir das kleine Abschiedsfest draußen im Garten." Die Kinder brauchen ohnehin keine Maske, sie singen, man sieht sie lachen. Der letzte Arbeitstag von Elfriede Rüger nach 42 Jahren als Erzieherin in der Evangelischen Kindertagesstätte Weisendorf – schöner könnte er doch (fast) nicht sein.

Klein rein, groß raus

Es ist mittlerweile durchaus ungewöhnlich, dass Erzieherinnen so lange in einer Kindertagesstätte arbeiten. Ihre Berufslaufbahn startete Elfriede Rüger in Tennenlohe, dann aber war 42 Jahre lang die Kita im Sauerheimer Weg der Ort, wo sie Heerscharen von Kindern kennenlernte und betreute. "Du bist länger hier gewesen als manche Mama und mancher Papa alt sind", meinte Astrid Ochs. Viele Weisendorferinnen und Weisendorfer sind mit Rügers Hilfe "klein rein und groß rausgekommen", so das Kita-Motto, das über dem Eingang steht.

Fuchs, Schwalbe, Bär und Schmetterling

Start für Elfriede Rüger in Weisendorf war 1978, als der neue Kindergarten eingeweiht wurde. "Fuchsbau und Schwalbennest hießen die Gruppen damals, und wir hatten einen großen Garten", erinnert sich die Erzieherin.

Später wurde weiter angebaut. Die "Bärenhöhle" kam als Gruppe dazu, später die "Schmetterlingsgruppe". Weisendorf wuchs, also auch die Kindertagesstätte mit Kindergarten, Krippe und altersgemischter Gruppe. "Ich war immer mit dabei", freut sich Elfriede Rüger, "ich bin jeden Tag gerne gekommen." Und so gratuliert herzlich auch Nora Wendel im Namen aller Eltern.

Das lag auch daran, dass sie als Weisendorferin sehr gut vernetzt ist. In der evangelischen Gemeinde engagiert sie sich seit jeher etwa für den Kindergottesdienst oder beim Besuchsdienst. Unter anderem deshalb kannte sie viele Kinder (samt Eltern oder Großeltern) schon, wenn sie in die Kita kamen.

Und konnte mit einer Vielzahl noch Kontakt halten in den Jahren nach der Kita. "Es gibt Vor- und Nachteile, wenn man als Erzieherin am Ort wohnt", sagt Elfriede Rüger. Sie habe die Vorteile genossen: etwa den engen Kontakt zu den Menschen. "Ich kann mich auch gar nicht an große Konflikte zurückerinnern."

Zur Zeit weniger Kommunikation

Die jetzige Corona-Situation erschwert den engen Austausch mit den Eltern natürlich. "In der letzten Zeit konnten wir nicht so viel erfahren." Dabei helfe es oft bei der Betreuung der Kinder, wenn man ein bisschen über die momentane Situation daheim Bescheid wisse. Doch insgesamt sei man in der Kita bislang ganz gut zurechtgekommen. "Die Kindergartenkinder haben sich schnell an die Masken gewöhnt, die die Erzieherinnen tragen müssen", meint sie. Langzeitschäden befürchtet sie momentan nicht. "Kinder vergessen ja auch schnell wieder."

Fröhlichkeit darf nicht weniger werden

Bei den Krippenkindern müsse man schon aufpassen. Denn hier spielt die Mimik, ein positives Lächeln oder ein zärtliches Streicheln über den Kopf natürlich eine noch wichtigere Rolle. Elfriede Rüger hofft, "dass die Fröhlichkeit nicht weniger wird". Denn eigentlich gehörten Lachen, Quatsch machen oder mal Kuscheln einfach dazu. Nicht ganz einfach für die Erzieherinnen, wenn sie Maske tragen müssen und, soweit es halt geht, Abstand halten sollen.

Trotzdem: Optimismus geht vor bei Elfriede Rüger. Auch wenn sie so etwas wie Corona in ihren 42 Berufsjahren in Weisendorf noch nicht erlebt hat, steht für sie fest: "Nicht jammern, es wird schon wieder."

 

Keine Kommentare