Erlangen-Höchstadt: Wo der Biber nützt und wo er schadet

9.3.2021, 06:00 Uhr
Erlangen-Höchstadt: Wo der Biber nützt und wo er schadet

© Foto: Paul Neudörfer

"Es ist wirklich kein Spaß mehr", sagt Florian Frischmann. Seine Familie ist im Besitz der Teiche in der Nähe vom Lappacher Weg und hat diese verpachtet. Ein Biber hatte im vergangenen Jahr die Dämme mit einem Röhrensystem derart unterhöhlt: "Es war lebensgefährlich mit dem Bulldog dort zu fahren", sagt Frischmann.Jederzeit hätte man einbrechen können, die steilen Wände hinabrutschen.

Vierstelligen Betrag investiert

"Wir haben einen vierstelligen Betrag investiert, um die Schäden zu beheben", berichtet Frischmann, der in regelmäßigem Kontakt ist mit den Biberberatern im Landkreis. "Aber es geht schon wieder los." Es geht ihm nicht nur um die Teiche, er sorgt sich auch um viele Rotbuchen im angrenzenden Wald, die Bissspuren aufweisen. "Nicht falsch verstehen", sagt er: "Ich freue mich auch, wenn ich einen Biber schwimmen sehe." Außer Optik habe das Tier aber nicht viel, worüber er sich freuen könne.

 


Erlangen-Höchstadt: Wo der Biber in die Falle tappt


Angler Paul Neudörfer schüttelt mit dem Kopf, wenn er betrachtet, was der Biber in den Wintermonaten alles fällt. Der Biber geht nicht nur an kleine Bäume, sondern knabbert auch die Rinde der großen an. "So dauert es nicht lange, bis der Baum abgestorben ist und beim nächsten Sturm ins Wasser fällt." Die Stämme würden dann für viel Geld vom Wasserwirtschaftsamt aus der Aisch gezogen – oft dauere es lange, bis das geschieht.

"Am Schwarzenbachgraben hat der Biber vor einigen Jahren alle zehn Kopfweiden gefällt, die der Fischereiverein auf eigene Kosten gepflanzt und gehegt hatte. Außerdem hat der Verein künstliche Brutröhren für den Eisvogel angelegt, die von den Tieren auch genutzt wurden. Diese stehen nun unter Wasser, weil der Biber am Schwarzenbachgraben einen Staudamm gebaut hat. Er dringe auch in Versuchsteiche der Fischereischule in Höchstadt ein, sodass schon Fische verendet seien.

Erlangen-Höchstadt: Wo der Biber nützt und wo er schadet

© Foto: Paul Neudörfer

Naturschützer Harald Schott kann den Ärger betroffener Landnutzer und Teichwirte nachvollziehen. Allerdings, so meint er, gehen in der medialen Diskussion allzu oft die positiven Seiten unter, die mit der Rückkehr des Bibers verbunden sind. Neben seiner herausragenden Bedeutung für die Biodiversität sorge er für Wasserrückhalt in der Landschaft und verringere sowohl Austrocknung als auch Hochwasserspitzen. Nebenbei befördere er die Selbstreinigungskraft, Produktivität und den Fischreichtum der Gewässer.

Der Biber als "gestalterische Kraft"

"Der Biber ist in unserer Natur eine gestalterische Kraft, von der Hunderte andere Arten abhängen", betont Schott, der sich beim Bund Naturschutz engagiert. "Von umgestürzten Bäumen und lokalen Überstauungen profitieren nicht nur Hunderte totholzbewohnende Insekten und Pilze, sondern eine breite Palette an Amphibien, Fischen, Vögeln sowie Libellen und viele weitere spezialisierte Insektenarten." Das mache den Biber zu einer schützenswerten "Schlüsselart".

"Durch eine intensivere Beratung betroffener Land- und Forstwirte zu Kompensationsmöglichkeiten", meint Harald Schott, "ließen sich lokale Schäden ummünzen in einen Gewinn für Natur und Gesellschaft und kein Landnutzer müsste über Gebühr Lasten tragen."

Auch durch vorausschauenden gezielten Grunderwerb (z. B. gewässernahe Feuchtflächen) und sinnvoller koordinierte Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen der Kommunen könnte Konflikten besser vorgebeugt werden. Davon ist der Biologe überzeugt. "Fließgewässern und Auen muss wieder mehr Entfaltungsspielraum zugestanden werden. Leider werden solche lösungsorientierten Ansätze noch zu wenig verfolgt."

 

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