Experiment geglückt: Seniorband der Stadtjugendkapelle

21.11.2019, 15:00 Uhr
Experiment geglückt: Seniorband der Stadtjugendkapelle

© Foto: Filiz Mailhammer

Denn heuer wird die erfolgreiche Seniorband zehn Jahre alt. Jeden Freitag treffen sich bis zu 45 Musiker im Alter von 30 bis 80 zur Probe in der Eichelmühlgasse. "Der hohe Frauenanteil hat eine beruhigende Wirkung auf die Männer", erzählt Pech augenzwinkernd. "Musik verbindet eben."

2009 beim Tag der offenen Tür konnten Musikinteressierte Instrumente wie Klarinette, Oboe, Alt- und Tenorsaxophon, Querflöte, Trompete, Euphonium, E-Bass und Schlagzeug ausprobieren.

"Da hat sich gezeigt, dass ältere Menschen Interesse am Erlernen eines Musikinstrumentes haben. Man hat eine Chance vertan, denn es ist immer etwas dazwischen gekommen im Leben", sagte Pech, der das Pilotprojekt bis heute organisatorisch betreut und über die Jahre zur größten Stütze geworden ist.

Über dreißig Menschen, auch er selbst, saßen wenige Wochen später mit einem Musikinstrument im großen Probensaal der Stadtjugendkapelle. "Keiner konnte im Prinzip etwas spielen. Was macht man mit so mutigen älteren Herrschaften, der Älteste war damals 78."

Norbert Engelmann entwickelte ein maßgeschneidertes Schulungsprogramm. Schon beim ersten Zusammentreffen konnten alle gemeinsam einen Ton spielen.

"Mir war wichtig, dass man nicht nur im Unterricht sitzt und ein Instrument vor sich hin spielt. Sondern relativ am Anfang, und das war schon nach acht Wochen, auch die orchestralen Fähigkeiten entwickelt. Das hat zu einem ganz normalen Orchester geführt", sagte Engelmann.

Glücklicherweise habe man alle Lehrer unter einem Dach gehabt. So konnte jeder nach Bedarf Einzelunterricht nehmen und sich zu Register- und Bandproben treffen. Beim Zusammenstellen des Repertoires sei es auch mal zu Diskussionen gekommen. Inzwischen hebt man sich mit einem Mix aus Blues, Rock, Swing, Tanzmusik und vielen Stücken aus Musicals von anderen Blasmusikkapellen ab, so Pech.

Das Projekt habe auch überregional Achtung gefunden, so Pech, der seit zehn Jahren Tenorsaxophon spielt. Nach nur einem Jahr wurde man zur größten europäischen Musikmesse nach Friedrichshafen eingeladen. Engelmanns Lernkonzept werde inzwischen von anderen Kapellen übernommen, so Pech.

Heute hat die Kapelle ein klares Konzept und weiß was es will. Ungefähr vier Konzerte sind pro Jahr geplant. Neben dem Auftritt auf dem Altstadtfest hat das Adventskonzert inzwischen Tradition und wird heuer zum fünften Mal am 30. November um 18 Uhr in der Pfarrgemeinde St. Otto stattfinden. Gespielt wird außerdem am 6. Dezember um 19 Uhr in St. Josef in Niederndorf. Der Eintritt ist frei. Spenden werden einem wohltätigen Zweck zugeführt.

Pech wird sich ab diesem Jahr aus dem Organisatorischen zurückziehen aber mit der Musik aufzuhören kann er sich gar nicht vorstellen.

"Selbstverständlich spiele ich weiter. Das ist Teil meiner Freizeit. Wer kein Musikinstrument erlernt verpasst was im Leben. Musik in einem Orchester zu spielen hat eine noch tiefere Bedeutung. Das miteinander Fühlen und auf einer Wellenlänge zu sein zählt. Die Erfahrungen möchte ich nicht missen."

Interessierte aller Altersgruppen können im Start-Up-Orchester der Stadtjugendkapelle ein Instrument erlernen und später in die entsprechenden Abteilungen wechseln.

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