Föckersperger: Starke Wühlmaus hilft der Energiewende

31.10.2019, 17:50 Uhr
Föckersperger: Starke Wühlmaus hilft der Energiewende

© Foto: Katharina Zollhöfer/Büro Nussel

Nussel hatte in diesem Fall die technische Weiterentwicklung vor einigen Monaten selbst angeregt und mit dem Chef des mittelständischen Unternehmens, Frank Föckersperger, Kontakt aufgenommen. Heraus kam eine neue Entwicklung aus dem Münchauracher Unternehmen.

Nur noch sieben Meter

Ein großes Problem der Erdführung von großen Stromtrassen war bislang – insbesondere für die betroffenen Landwirte – die Trassenbreite bzw. der Arbeitsbereich für die Verlegung der Rohre. Statt bislang üblichen 40 Metern erfordert der neue Kabelpflug nur sieben Meter Arbeitsbereich, so Nussel. Die Maschine verlegt zunächst Leerrohre, in die dann die Versorgungs- oder Stromkabel beschädigungsfrei eingebracht werden können.

Beide Faktoren schmälern aus Sicht von Walter Nussel entscheidend die bisherigen Hauptprobleme bei der Verlegung von Erdtrassen als Alternative zu den großen oberirdisch auf Masten geführten Leitungen.

"Es ist eindeutig, dass wir für die Versorgungssicherheit im Süden Deutschlands auf jeden Fall Stromtrassen von Nord nach Süd brauchen. Aber warum gigantische Stromleitungen installieren, welche die Landschaft zerschneiden, wenn es unterirdisch auch geht und dabei der Mutterboden geschont wird, weil keine großen Erdbewegungen erforderlich sind?", fragte sich der CSU-Landtagsabgeordnete Walter Nussel.

Mit der in Aurachtal ansässigen Firma Föckersperger Maschinenbau kannte Nussel auch den richtigen technischen Ansprechparter. Föckersperger agiert mit anderen, kleineren Kabelpflügen bereits heute weltweit, ist einer der vielen Hidden Champions des deutschen Mittelstands. Weil bei Stromtrassen gleich drei Kabel nebeneinander verlegt werden müssen, zerbrach man sich bei Föckersperger erst einmal den Kopf über eine Lösung – und hat sie zwischenzeitlich gefunden.

Der Mehrfachpflug MFP 3 macht es möglich, freuen sich Chef Frank Föckersperger und Nussel. Bereits 2015 fand ein erstes Treffen mit den Verantwortlichen des Netzbetreibers TenneT statt, dessen Verantwortliche dem neuen Konzept positiv gegenüberstanden. 2017 wurde mit der Entwicklung des "Pfluges" begonnen, ein erster Trassenversuch ging am 10. Oktober 2018 über die Bühne.

Der offizielle Vorführtermin für TenneT und ansässige Grundstücksbesitzer entlang der Trasse Wahle-Mecklar (von Niedersachsen nach Nordhessen) ging Ende November 2018 in Aurachtal über die Bühne. Bereits am 9. Juli dieses Jahres pflügte sich der MFP 3 in Wartjenstedt (Landkreis Wolfenbüttel) durch das Erdreich. TenneT erhofft sich dabei weniger Kosten und Zeitersparnis.

Auch der niedersächsische Umweltminister Olaf Lies (SPD) und die Bürgerinitiative Erdkabel Innerstetal stehen dem Projekt positiv gegenüber, wie NDR 1 Niedersachsen berichtete. Im November 2019 erfolgt nun ein weiterer Test auf der Trasse Wahle-Mecklar. Und wenn dieser zur Zufriedenheit aller ausfällt, worauf auch Walter Nussel hofft, dann stünde dem regulären Einsatz des MFP 3 ab Frühjahr 2020 nichts mehr im Wege.

"Hervorragendes Beispiel"

Der CSU-Politiker drückt den Aurachtalern die Daumen, dass alles klappt. Dies könnte dann wegweisend für andere Stromtrassen im Rahmen des Energieausgleiches zwischen Nord und Süd sein, gegen die sich oft Widerstand rührt. "Der Kabelpflug", weiß Nussel, "kann nahezu jeden Boden ‚beackern‘ und ist für die Natur ‚minimal invasiv‘".

Und: "Hier haben wir ein hervorragendes Beispiel dafür, dass das leider üblich gewordene Ausspielen von Ökonomie und Ökologie ein großer Fehler wäre. Unsere Unternehmen haben das Zeug dazu, auch die Probleme unserer Zeit mit zukunftsweisender Technik zu lösen. Wir müssen sie nur lassen."

Bei seinem jüngsten Besuch in Aurachtal betonte Nussel, dass er stolz darauf sei, eine solche Firma in seinem Stimmkreis zu haben, deren innovative Technik – so hofft er – vielleicht einmal auch über die Bundesrepublik hinaus zum Einsatz kommen wird.

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