Frankenstones: Wenn bunte Steine glücklich machen

12.2.2020, 07:00 Uhr
Frankenstones: Wenn bunte Steine glücklich machen

© Foto: Roland Huber

Auf dem Küchentisch treffen sich ein Einhorn, ein rosafarbener Skorpion und ein Olchi. Die Fantasiefiguren sind mit Acrylfarbe auf verschiedene Steine gemalt und warten darauf ausgelegt zu werden. "Wir schicken Steine auf die Reise", sagt Manuela Nöller. Die 45-Jährige ist ein "Stonie": Sie bemalt, versteckt, sucht und findet bunte Steine. Ihre Schätze – alles Unikate – postet sie in der Facebook-Gruppe "Frankenstones", die meisten legt sie dann an anderer Stelle wieder aus.

Angefangen hat alles mit "Selina". Der Name von Manuela Nöllers achtjähriger Tochter stand auf einem bemalten Stein, den ihr Bekannter Klaus Bräun fand, mitbrachte und bei Nöller das "Stoni"-Fieber entfachte. Der Adelsdorfer und seine Familie waren da schon voll dabei. "Bei uns hat alles im August angefangen", erzählt er. Bräuns machen gerade Urlaub an der Nordsee, als die sechjährige Tochter Helena zufällig einen Stein entdeckt, der als knallgelbe "Minion"-Animationsfigur daher kommt. In einer Woche am Urlaubsort entdeckt die Familie noch zig Steine aus fünf unterschiedlichen regionalen Facebook-Gruppen.

Zuhause setzten sie ihre neue Sammelleidenschaft fort, stecken Manuela Nöller an, und treten der Gruppe "Frankenstones" bei. Damals, im August 2019 hatte sie 2000 Mitglieder, inzwischen sind es über 8100. "Und wir wachsen immer schneller", sagt Klaus Bräun.

Nach Mallorca gereist

Seine Frau und Tochter malen fast täglich neue Steine an und verteilen sie dann. "Wir sind jetzt ganz viel an der frischen Luft und Helena geht viel lieber raus oder malt Steine an, als zum Beispiel Fernsehen schauen." Der Schlosspark Adelsdorf oder der Hain in Bamberg sind beliebte Orte, um Steine auszulegen oder zu finden. Manuela Nöller geht gerne am alten Bahnhof in Zeckern auf Schatzsuche oder sogar am AischPark-Center in Höchstadt. Gut 100 Steine hat sie schon ausgewildert. Nach dem Ablegen macht sie ein Bild, auf dem man nur ein Teil der Umgebung erkennt, um den Suchanreiz zu setzen. Geübte Schatzsucher nutzen auch Informationen, die Facebook über User und Bilder bereitstellt.

Es geht darum, die bunten Kleinkunstwerke auf Reisen zu schicken. "Ein Stein von uns hat es bis nach Emden in Niedersachsen geschafft", freut sich Klaus Bräun. Aus der Frankenstones-Gruppe, weiß Manuela Nöller, sind Exemplare auf Mallorca oder in Kanada wieder aufgetaucht. Oft tragen sie dabei auch Botschaften in die Welt. "Ziel ist es ja, die Leute zum Lächeln zu bringen." So sind manche Steine zum Beispiel mit fränkischen Begriffen versehen, mit Sinnsprüchen, die Glück bringen sollen oder mit klaren Stellungnahmen gegen Mobbing. Wer ein Exemplar findet mit der Aufschrift "Du bist einzigartig", will es vielleicht nicht wieder hergeben. Das ist nicht schlimm, meint Klaus Bräun. Wenn er zum Beispiel einen besonders schönen Stein auswildert, ist er nicht traurig, falls der nicht viele Kilometer zurücklegt, sondern vielleicht beim ersten Finder schon einen Platz auf der Fensterbank einnimmt.

Die Familien Bräun und Nöller sind inzwischen natürlich voll ausgestattet mit Künstlerzubehör, weil sie ja alle das neue Hobby teilen. Manuela Nöller grundiert die rohen Steine, die sie draußen sammelt, mit weißer Wandfarbe, trägt dann Acrylfarbe auf und anschließend Lack zur Versiegelung. Plastikacessoires wie kleine Augen oder Schleifen vermeiden die "Stonies", weil sie für Tiere gefährlich werden könnten oder schlicht die Umwelt verschmutzen.

Wer keinen Facebook-Account hat, kann seinen Stein auch hier registrieren lassen und so verfolgen, wohin er reist.

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