Frauentag: "Ich wollte einfach Polizistin sein"

8.3.2021, 06:00 Uhr
Frauentag:

© Archivfoto: Eduard Weigert

Als sie in den 1980er Jahren im Alter von 22 Jahren anfing, durften Frauen noch gar keine Uniformen tragen. "Ich wollte einfach Polizistin sein", sagt sie und ging zur Kripo. "Meine Mama hatte Angst, mein Vater war begeistert und der Freundeskreis fand‘s cool." Sie erinnert sich, dass Frauen "damals ihren Stand schon erkämpfen mussten – vor allem die älteren Kollegen waren skeptisch". Inzwischen sei das ganz anders und die Zusammenarbeit längst selbstverständlich. Allerdings braucht es noch etwas Zeit, bis diese Selbstverständlichkeit auch in den Chefetagen ankommt. Etwa zehn Prozent der Führungspositionen in Dienststellen seien weiblich besetzt, sagt Elke Schönwald, Leiterin der Pressestelle im Polizeipräsidium Mittelfranken. "Aber es wird mehr werden." Der Nachwuchs stehe schon bereit.

Es gibt Förderprogramme, die Polizisten und Polizistinnen durchlaufen können, um sich für die Chefebene zu qualifizieren. Sabine Röhrer hat teilgenommen und dabei gemerkt: "Die Schutzpolizei ist voll mein Ding."

Jahrzehnte lang hätte sie das nicht gedacht. Im Rauschgiftdezernat in Nürnberg, wo sie 1989 antrat, übte sie – mit einer Unterbrechung fürs Studium – ihre Arbeit bis 2010 "mit Leidenschaft und Hingabe" aus. Weil sie aber Herausforderungen mag, hat sie sich dann andere Ziele gesteckt. In verschiedenen Bereichen konnte sie wertvolle Erfahrungen sammeln. Unter anderem war sie in Bayreuth und in Erlangen stationiert, fünf Monate lang war sie Verfügungsgruppenleiterin bei der Polizeiinspektion Herzogenaurach.

Führungsfähigkeiten unbestritten

Und 2019 dann Höchstadt. "Ihre Führungsfähigkeiten sind unbestritten", lobte der Personalratsvorsitzende Rainer Hirschmann bei ihrer Amtseinführung und betonte, Dienststellenleitung sei die "Königsklasse" und "kein einfacher Job". 40 Kollegen hat Sabine Röhrer in Höchstadt – dort spiele es keine große Rolle, dass sie eine Frau sei. "Aber mancher Bürger war am Anfang schon erstaunt, dass ich jetzt die Dienststelle leite", meint die Chefin, die aus Nürnberg zur Arbeitsstelle pendelt.

Sabine Röhrer lebt mit ihrem Ehemann – er ist ebenfalls Polizeibeamter – im Knoblauchsland. Auch bei der Vergabe der Stelle habe ihr Geschlecht überhaupt keine Rolle gespielt, da ist sich Sabine Röhrer sicher. "Das würde ich mir auch nicht nachsagen lassen. Den Job bekommt, wer am besten dafür geeignet ist."

Am internationalen Weltfrauentag hält die Polizistin es für besonders wichtig, in andere Länder zu schauen. "Es gibt genug Beispiele, wo Frauen so behandelt werden, als seien sie nichts wert."

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