Fund bei Höchstadt: So können wilde Bienen Imkern helfen

21.7.2020, 06:00 Uhr
Fund bei Höchstadt: So können wilde Bienen Imkern helfen

© Foto: Claudia Freilinger

Dann setzt der 50-Jährige seinen weißen Imkerhut auf und klettert die Leiter empor, die er gegen eine dicke Eiche gelehnt hat. In etwa zwei Metern Höhe weist der Stamm einen Riss auf. Dort sitzen surrend Honigbienen in eng gedrängten Trauben. Viele fliegen mit Pollenhöschen ein und aus. "Die Hütte ist voll", freut sich Schwarz.

Seit er vor zwei Wochen das letzte Mal nach dem Volk geschaut hat, hat es sich fleißig vermehrt. "Viel Platz bleibt allerdings nicht mehr", meint er und räumt den Insekten entsprechend geringe Überlebenschancen ein. Wo genau sie untergekommen sind, hält Wolfgang Schwarz geheim, um die Tiere nicht zu gefährden.

Wild lebende Völker sind ein begehrtes Forschungsobjekt. Alte Literatur und aktuelle Funde zeigen, dass Bienen häufiger als allgemein vermutet in Hohlräume in Bäumen, Mauern oder Schornsteinen einziehen und dort teils mehrere Jahre überleben. Das ist vor allem deshalb interessant, weil es weltweit vermutlich keine Biene mehr gibt, die nicht von der Varroamilbe befallen ist. Heimische Völker sind meist nicht in der Lage, den zwei Millimeter großen, achtbeinigen Parasiten zu bekämpfen. Imker unterstützen ihre Schützlinge deshalb im Kampf gegen den Milbenbefall.

Fund bei Höchstadt: So können wilde Bienen Imkern helfen

In den Wildnis kommen die Insekten allerdings nicht in den Genuss einer Behandlung. Wenn die Tiere also trotzdem überleben, ist ihr Genpool für die Forschung interessant. Ohnehin ist zu hoffen, dass ein besseres Verständnis der Biene in ihrem ursprünglichen Habitat neue Impulse für die Weiterentwicklung der Imkerei liefern kann.

Dabei möchte Wolfgang Schwarz helfen und kartografieren, wo die Insekten unterkommen. Wer einen wilden Unterschlupf entdeckt, kann sich gerne bei ihm melden (Email-Adresse unten im Text). Das zweite Volk, das der 50-Jährige entdeckt hat, hat in einem alten Spechtloch Waben angelegt. Es könnte ursprünglich aus den Bienenkästen eines Höchstadter Imkers stammen.

Mit dem Gefolge ausgezogen

Folgendes Szenario ist denkbar: Wenn eine Beute voll ist, teilt sich das Bienenvolk. Eine neue Königin wird geboren und sticht ihre Konkurrentinnen in den Waben ab. Die alte Herrscherin verlässt den Stock mit ihrem Gefolge und muss auf die Suche gehen nach einer neuen Bleibe. Das Ausspähen eines Standorts übernehmen sogenannte Spurbienen. Sie haben dafür drei Tage Zeit, denn länger reichen die Futtervorräte nicht, die wandernde Bienen einsaugen, bevor sie ihr Zuhause verlassen.

"Da nimmt man irgendwann, was man kriegt", sagt Wolfgang Schwarz. "Auch wenn die Unterkunft eigentlich zu klein ist." Er hofft, dass "seine" Völker sich wacker schlagen. Als Entdecker fühlt er sich nun für sie verantwortlich.

Wer von einem Honigbienenvolk weiß, das in einem Baum, einer Mauer, einem Schornstein oder ähnlichem lebt, kann zur Forschung beitragen. Eine kurze Nachricht an Wolfgang Schwarz vom Imkerverein Höchstadt genügt, unter der E-Mail-Adresse der-Schwarz@t-online.de.

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