Gärtnereien im Kreis ERH planen für Ansturm

18.4.2020, 07:00 Uhr
Gärtnereien im Kreis ERH planen für Ansturm

© Foto: Edith Kern-Miereisz

Zahllose Primeln, Osterglocken oder Tulpen mussten das Zeitliche segnen, als Gärtnereien schlossen, Lieferketten abrissen. Die Investitionen in Samen, Jungpflanzen, Erde, Wasser und Arbeitszeit waren vergeblich. Doris Erhardt und Stefan Ort, die eine Staudengärtnerei in Weisendorf betreiben, ließen die NN wissen, "in einem Zeitraum von drei bis vier Monaten müssen wir 80 Prozent unseres Jahresumsatzes machen."

Wegen der personalintensiven Arbeit, die Stecklinge zu vermehren, konnte auch kein Kurzarbeitergeld beantragt werden: "Das Personal wird gebraucht." Im Vergleich zu anderen Bundesländern, wo der Gartenbau geöffnet blieb, sahen sich viele bayerische Gärtner benachteiligt.

Lieferservice oder Selbstabholung: Auch Gärtnereien schwenkten auf diesen Vermarktungsweg um.

Mit Überstunden-Abbau und drei Wochen Kurzarbeit hat sich das familiengeführte Unternehmen Gärtnerei Gauch in Herzogenaurach außerdem geholfen. Alle Gärtner wurden weiterbeschäftigt, sagt Gärtnermeister Peter Gauch, der sich augenblicklich auch mit Abstandsregeln in der Gärtnerei und Hygienevorschriften beschäftigt. Auch mit der Grabpflege auf dem Friedhof waren die Mitarbeiter nach wie vor gut ausgelastet, in der Vorosterwoche drängte sich die Arbeit.

Geranien, Hortensien, Bougainvilleen, Kräuter wie Basilikum, Zitronenmelisse und vieles mehr sollen nun Abnehmer finden. Manche Supermärkte warteten allerdings in jüngster Zeit mit einem großen Angebot von Pflanzen auf – eine der vielen Entwicklungen, die als unverständlich betrachtet wurden.

Die Krise als Chance, auch für mehr Nachhaltigkeit und Umweltschutz?

Klimaverträgliche Pflanzen in einem erneut viel zu regenarmen Frühjahr sind wiederum ein Thema.

Mittagsblumen, Wandelröschen, Geranien oder das insektenfreundliche Strauchbasilikum empfiehlt der Experte. Peter Gauch hofft auf Vernunft und Geduld der Kunden, wenn die Gärtnerei wieder aufmacht: "Wir müssen auch bedienen. Es darf sich niemand anstecken." Für den Blumenladen auf der Hauptstraße gibt es jedoch noch keine Öffnungs-Erlaubnis.

Die Baumschule und Gärtnerei von Peter und Elke Hußenether am alten Wasserwerk in Herzogenaurach bot ebenfalls einen Lieferservice an. Staatliche Unterstützung würden sie gar nicht bekommen, nachdem sie nur zu zweit sind, sagt Elke Hußenether. Glücklicherweise sei Baumschulware nicht so leicht verderblich. Mit den Arbeiten in Gärten oder auf dem Friedhof sei man gut beschäftigt.

Auf ihre erneute Öffnung bereitet sich auch die Gärtnerei Großkopf in Zeckern mit erweiterten Öffnungszeiten von 8 Uhr früh bis 19 Uhr abends vor. Die vergangene Zeit mit Lieferservice, so Chef Matthias Großkopf, brachte etwa 20 Prozent des gewohnten Umsatzes und verlief "eher anstrengend", teils mit Mitarbeitern in Kurzarbeit. Um den Kundenansturm am Montag zu bewältigen und gleichzeitig die Abstandsregeln einzuhalten, wird die Anzahl der Einkaufswägen begrenzt. Die Mitarbeiter sollen Mundschutz erhalten, den man hofft, über den Verband und die Verbundgruppe noch rechtzeitig geliefert zu bekommen.

Nachdem die Gärtnerei ohnehin einen Neubau plante, hatte die Bank bereits die Unterlagen für ein KfW-Notfalldarlehen über 200 000 Euro.

Auch Nothilfe in Höhe von 15 000 Euro hat der Betrieb beantragt. Großkopf geht davon aus, dass sich sein Bauvorhaben um ein halbes bis dreiviertel Jahr verschieben wird. Eigentlich wollte man jetzt die Aufträge für das Projekt vergeben. In der Branche, so sagt er ferner, werde die Theorie diskutiert, Menschen würden anstelle von Urlaubsreisen heuer in die Gartenverschönerung investieren. Dazu meint er: "Darüber können wir im Herbst noch mal sprechen."

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