Gemeinderat schmettert letzte Rettung ab

10.11.2010, 22:59 Uhr
Gemeinderat schmettert letzte Rettung ab

© André De Geare

Der Gemeinderat stimmte mit 7:3 Stimmen für den sofortigen Abriss. Für die Mehrheit des Gremiums gab es daran überhaupt nichts mehr zu rütteln. „Das ist eine unendliche Geschichte, die muss jetzt endlich ein Ende nehmen“, sagte Silvia Müller. „Weg damit, fertig“, meinte auch Peter Bäuerlein, „da ist jede Diskussion überflüssig.“

Der Interessent, der seinen Namen nicht öffentlich genannt haben wollte, hatte vorgeschlagen, mit einigen möglichen Investoren in der Schweiz und den USA Kontakt aufzunehmen und innerhalb von 14 Tagen ein Nutzungskonzept vorzulegen. „Denn ich möchte nur begrenzt Eigenkapital aufbringen“, erklärte der gebürtige Franke, der beim Familienbesuch am Wochenende zufällig in der Zeitung vom Rosenzweighaus gelesen hatte.

Das Denkmal habe eine große Bedeutung für Mühlhausen und die Umgebung. „Ich kann mir vorstellen, dass man da Beziehungen zu den umliegenden Gemeinden herstellen und möglicherweise ein kleines Hotel einrichten kann.“

Seiner Meinung nach muss aber das vorliegende Gutachten überprüft werden. „Die geschätzten Sanierungskosten von 610000 Euro reichen sicher bei Weitem nicht aus.“ Einige der rund 20 Zuhörer äußerten ihren Unmut über den neuen Rettungsversuch lautstark. Vor allem auf den Nebensatz des Interessenten, es sei politisch fragwürdig den Abriss am 9. November (Tag der Reichspogromnacht) zu besiegeln, kamen erboste Zwischenrufe. Bürgermeister Klaus Faatz ließ auch kurz zwei Bürger zu Wort kommen, die ganz unterschiedlich argumentierten. Anja Volland bat inständig, diese letzte Chance aufzugreifen: „Jetzt wird schon so lange diskutiert, was sind da zwei weitere Wochen?“ Durch eine Renovierung könne das Haus zu einem Schmuckstück auf dem Marktplatz werden. „Ihr seid doch alle Mühlhäuser!“, appellierte die Schirnsdorferin.

„Es gab schon so viele Konzepte“, meinte dagegen der ehemalige Gemeinderat Otto Kirchner, „das lässt sich einfach nicht machen.“ Schließlich stimmten nur der Bürgermeister, Harald Scheidig und Robert Pickel für eine Fristverlängerung. Danach ging es um die Abrisskosten. Laut Berechnung des Ingenieurbüros Maier belaufen sie sich auf rund 30000 Euro. Der von der Teilnehmergemeinschaft Dorferneuerung gewünschte Erhalt einzelner Bauteile würde demnach nur rund 2500 Euro mehr kosten. „Ich habe große Zweifel, dass diese Summe zu halten ist“, meinte stellvertretender Bürgermeister Gerhard Kreß.

Bis zur Sitzung in vier Wochen sollen Angebote von Abbruchunternehmen vorgelegt werden, und bis dahin soll auch die Teilnehmergemeinschaft Dorferneuerung einen möglichst konkreten Plan über die Verwendung der Bauteile vorlegen. Außerdem hat, so Faatz, das Freilandmuseum Bad Windsheim angefragt, ob es noch einige Teile aus dem Rosenzweighaus retten dürfe. Vorrang hat nach Meinung des Gemeinderats die Teilnehmergemeinschaft Dorferneuerung, ansonsten könnte das Museum sich gerne bedienen.

Bereits nächste Woche soll die Einweisung erfolgen, so dass die Baumaschinen auf dem Marktplatz und in der Hauptstraße anrollen können. Der Gemeinderat vergab den Auftrag für den Ausbau des Platzes und die Randbereiche an die Firma Leipold aus Heßdorf für rund 590000 Euro. Der Eigenanteil der Gemeinde liegt bei 20800 Euro. (Siehe Kommentar links)