Genossen setzten sich vor 125 Jahren durch

9.10.2016, 17:56 Uhr
Genossen setzten sich vor 125 Jahren durch

© Foto: Niko Spörlein

Die Liste der Gratulanten war lang. Unter anderem dabei: Die Landtagsabgeordnete Alexandra Hiersemann, Bundestagsabgeordnete Martina Stamm-Fibich, der stellvertretende Landrat Christian Pech und die Bezirksrätin Gisela Niclas. Das ist kein Wunder, denn die Adelsdorfer SPD zählt nach dem Ortsverband Nürnberg zu den ältesten SPD-Basisorganisationen in der Region.

Klar, so der Vorsitzende der Jubelpartei, Johannes Käßer, waren die schriftlichen Überlieferungen rar, allerdings gibt es Notizen aus den Gründungsjahren. Demnach sollte an einem Sonntag, 17. Mai 1891, ein sozialdemokratischer Sprecher namens Martin Segitz aus Fürth in der Weiß’schen Gastwirtschaft in Adelsdorf eine Rede halten. Und ab da hatten die einstigen Genossen ihre ersten Probleme, die sich wie ein „roter Faden“ durch die Geschichte der Partei zogen. Es kam nämlich nicht zu dieser ersten Versammlung, weil der Gastwirt seine Stuben nicht mehr zur Verfügung stellen wollte; offenbar hatte das damalige Bezirksamt die Hände im Spiel. Es gab im Nachhinein mehrere Versuche, einen sozialdemokratischen Wahlverein ins Leben zu rufen, reflektierte Käßer die Anfangsjahre. Immer wieder wurden diese Bemühungen zunichte gemacht.

Doch die Genossen blieben hartnäckig und konnten schließlich am 18. Dezember 1891 den „Sozialdemokratischen Wahlverein Adelsdorf/Aisch“ gründen. Doch die Behinderungen gingen auch nach der offiziellen Gründung weiter, denn schon am 7. Januar 1892 musste man die Aktivitäten wieder einstellen, so die Überlieferungen. 1906 lebte die Sozialdemokratie als Sektion Adelsdorf des Sozialdemokratischen Wahlvereins Bamberg im Aischgrund wieder auf, bis die beiden Weltkriege abermals einen Strich durch die Aktivitäten der Arbeiterbewegung machten. Am 31. Dezember 1945 wurde dann der SPD-Ortsverein neu gegründet.

Und 1948 schon wurde ein Mann Bürgermeister, der die Geschicke der Gemeinde Adelsdorf nachhaltig prägen sollte: Alfons Trapp. Er drückte der Gemeinde seinen Stempel auf, baute die damals größte Grund- und Hauptschule im Landkreis, man leistete sich sogar, was ebenfalls einmalig war, ein Lehrschwimmbecken; der jüngst erst zum Wohnbaugebiet umgewandelte Schulsportplatz entstand, die Kläranlage, das Wasserwerk, das Feuerwehrgerätehaus samt Bauhof wurde aus dem Boden gestampft, große Firmen (Soldan, Aldi, Messner) siedelten sich in der Gemeinde an. „Diese Ortsvereinsarbeit ist das Herzstück der Parteibasis“, sagte Martina Stamm-Fibich.

Solidarischer Zusammenhalt, meinte anschließend Alexandra Hiersemann, habe die SPD und auch ihre Ortsverbände schon immer geprägt. Dann ergriff Natascha Kohnen, die Generalsekretärin der Bayern SPD das Wort und hielt eine Festrede, die selbst Bürgermeister Karsten Fischkal (Freie Wähler) tief beeindruckte, der danach frei zugab, dass er „aufmerksam an ihren Lippen hing“.

Haltung zeigen, mahnte Kohnen, nie wegducken, Größe bewahren. Man müsse die Chancen der Zeitenwende nutzen und gleichzeitig die Errungenschaften für die Arbeitswelt bewahren, so Kohnen, die für ihre Festrede lange anhaltenden Beifall erntete. Und der die nicht alltägliche Ehre zuteil wurde, sich bei der Festveranstaltung zusammen mit Hiersemann, Niclas und Stamm-Fibich ins Goldene Buch der Gemeinde eintragen zu dürfen.

Moderiert wurde der Festakt vom Vorstandsmitglied Dieter Schönwald, der sich hie und da zu einem Witzchen über die Allmächtigkeit der CSU hinreißen ließ.

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