Georg Schockel: Abschied von der Lokalpolitik nach mehr als 40 Jahren

25.10.2018, 15:44 Uhr
Georg Schockel: Abschied von der Lokalpolitik nach mehr als 40 Jahren

Wir schreiben das Jahr 1972. In Sterpersdorf gehören Misthaufen vor den Häusern noch zum Dorfbild und es gab gerade mal vier Straßenlampen. Georg Schockel engagiert sich, er sorgt gemeinsam mit sieben Mitstreitern im Gemeinderat dafür, dass den Sterpersdorfern gleich mehrere Lichter aufgehen: Die Zahl der Laternen steigt auf 32. Ortsverbindungsstraßen und Brücken werden gebaut, eine Wasserversorgung geschaffen.

"Ich erinnere mich sehr gerne an die Zeit im Sterpersdorfer Gemeinderat", sagt Schockel heute. Gerade hat er entschieden, seinen Sitz im Stadtrat von Höchstadt aufzugeben (wir berichteten) — nach mehr als 40 Jahren in der Lokalpolitik.

Bis zur Eingemeindung seines Dorfes nach Höchstadt im Jahr 1978 kümmert sich der Malermeister als Gemeinderat um die Geschicke vor Ort. Damals ist alles noch formloser. "Da hat der Bürgermeister manchmal einfach nach dem Kirchgang gefragt, ob ich einem Thema zustimme oder nicht", erzählt der 79-Jährige. "Es gab nicht immer Sitzungen."

Der Verlust der Sterpersdorfer Selbstständigkeit war für den Lokalpolitiker "schon schmerzhaft". Von 1978 bis 1984 ist er nicht mehr im Gremium vertreten. "Ich war deswegen nie beleidigt", betont er. Im Gegenteil: "Immer wieder bin ich angenehm überrascht gewesen, dass die Leute mich gewählt haben." Deshalb habe er sein Ehrenamt auch stets ernst genommen.

Es ist ihm wichtig, dass die Ortsteile im Höchstadter Stadtrat gut vertreten sind, 1984 zieht er wieder ins Gremium ein und kümmert sich für die nächsten 34 Jahre besonders um die Themen Heimatpflege und Denkmalschutz.

Wenn er durch Höchstadt spaziert, kommt er an Flur- und Baudenkmälern verschiedenster Art vorbei, zu deren Rettung er beigetragen hat. Zum Beispiel die Steinskulptur des Heiligen Nepomuk. "26 Jahre war sie eingelagert — wir haben sie wieder hergerichtet."

Bei den Restaurierungen legt Georg Schockel auch oft selbst Hand an. "Ich bin Handwerker mit Leib und Seele." 1973 hat Schockel erstmals eine Martersäule vor dem Verfall bewahrt, Unzählige sind seither dazugekommen. "Ich konnte die Arbeiten immer nur tun, weil ich so viele Unterstützer hatte", betont Schockel bescheiden. Der 79-Jährige ist Mitglied in vier Heimatvereinen, einer davon in der Höchstadter Partnerstadt Kranichfeld. Er hat die Dorferneuerung Sterpersdorf über Jahre hinweg sehr intensiv begleitet. Inzwischen hat er sich in seinem Heimatdorf eine kleine Werkstatt eingerichtet, wo er sich seinem Hobby Heimatpflege weiter widmet.

Auch der Denkmalschutz liegt ihm bis heute sehr am Herzen. "Wenn ich zu einer Stadtratssitzung im Kommunbrauhaus gehe, freue ich mich jedes Mal, wie toll das Gebäude saniert ist." Der Erhalt des Roß-Anwesens, ein Fachwerkgebäude neben dem Kommunbrauhaus, war ihm besonders wichtig. "Als ich gemerkt habe, dass meine Freunde nicht reichen, bin ich sogar zur SPD gegangen, um einen Abriss zu verhindern", sagt er lachend. Am Ende kam die nötige Mehrheit knapp zustande.

Neun Jahre lang hat Schockel das Höchstadter Altstadtfest organisiert. "Die Zusammenarbeit mit den Vereinen habe ich sehr genossen." Er ist auch selbst Mitglied in vielen davon. Schockel engagiert sich auch weiterhin unter anderem bei der Kolpingsfamilie, bei den Reservisten und bei den Schützen.

40 Jahre lang war er Kassier bei der Feuerwehr Sterpersdorf, rund 30 Jahre in der Kirchenverwaltung, seit 42 Jahren ist er CSU-Mitglied. "Wenn ich mal einen Posten hatte, habe ich ihn nicht so schnell wieder hergegeben", sagt Schockel lachend.

Er hofft, dass seine Wähler Verständnis haben für seinen Rücktritt. Zwar sei er gesundheitlich fit, aber es gebe inzwischen keinen Tag mehr ohne leichte körperliche Schmerzen. Seine Frau habe sein lokalpolitisches Engagement schon immer kritisch gesehen und nun könne er sich mehr Zeit nehmen für die Familie. Schockel hat zwölf Enkel. Und den Posten des Opas gibt er ganz sicher nicht her.

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