Gerhard Hofer: Sein Hawaii heißt Höchstadt

6.9.2017, 18:31 Uhr
Gerhard Hofer: Sein Hawaii heißt Höchstadt

© Alexander Pfaehler

Als Jugendlicher glaubte Gerhard Hofer, 800 Meter seien eine lange Strecke. Damals war er Leichtathlet und ein Spezialist für die Distanzen um einen Kilometer. Irgendwann beendete der Langenzenner sein Engagement in der Leichtahletik – und machte viele Jahre keinen Sport.

Heute weiß er: 800 Meter sind noch nicht einmal annähernd eine lange Strecke. "Bei Kilometer 32 kommt normalerweise der Punkt, an dem man sich fragt: Warum mache ich das eigentlich?", sagt Hofer und lacht. Er spricht vom Marathon. Denn dazu ist er irgendwann gekommen, seit er 2009, nach den vielen sportlosen Jahren, mit dem Laufen angefangen hat. Und vom Marathon war es kein weiter Weg zum Triathlon.

"Wenn man dann eine halbe Stunde im Ziel angekommen ist, denkt man sich plötzlich: Schön war es doch wieder", erzählt er. Das gilt beim Triathlon genauso wie beim 42,195-Kilometer-Lauf. Seit er die Disziplin gewechselt hat und nicht mehr nur läuft, sondern auch schwimmt und Rad fährt, hat Hofer eine Lieblingsveranstaltung: den medwork-Triathlon.

Deshalb wird er an diesem Sonntag, wenn die Veranstaltung zum sechsten Mal stattfindet, auch schon zum sechsten Mal im Freibad ins Wasser springen, nach 1,5 Kilometern aus dem Becken steigen und auf sein Rad wechseln. Und wird dabei auf die Menschen treffen, die diesen Triathlon für ihn so besonders machen: die vielen Helfer an der Strecke. "Anderswo musst Du selbst schauen, wo dein Fahrrad steht", sagt er: "Hier steht schon an der Wechselzone jemand, der laut deine Nummer ausruft. Und dann winkt dich schon ein junger Kerl zu sich und zeigt dir dein Rad."

Natürlich, das sei eine Kleinigkeit, aber eine, die ins Gewicht fällt, findet Hofer. Dazu ist Höchstadt so etwas wie seine Heimat, er arbeitet in Vestenbergsgreuth und trainiert im Sommer jede Woche im Freibad am Kieferndorfer Weg. Und er verbindet eine schöne Erinnerung mit dem Triathlon: Vor drei Jahren fiel der auf seinen Geburtstag – und prompt lief Hofer persönlichen Rekord über 10 Kilometer und radelte auch so schnell wie nie zuvor.

Er hat sich dieses Mal sogar extra geschont, am vergangenen Wochenende wollte er eigentlich auch am Walchsee in Österreich antreten. Aber es regnete in Strömen und war sieben Grad kalt. "Auch viele Profis sind nicht angetreten, die wollten fit für den Ironman auf Hawaii sein", erzählt er: "Und Höchstadt ist mein Hawaii."

Dafür trainiert Hofer zehn bis zwölf Stunden die Woche, zweimal Schwimmen, zweimal Radfahren, dreimal Laufen. Dabei verfolgt er eigentlich keine größeren sportlichen Ambitionen: "Mein Ziel ist es, mit einem Lächeln über die Ziellinie zu laufen." Allerdings wird es auch schwierig, persönliche Bestzeiten zu verbessern, seit die Strecken vergangenes Jahr geändert und anspruchsvoller wurden.

Einen anderen sportlichen Traum hat Hofer aber: die Langdistanz beim Challenge in Roth. "Überlass das den großen Jungs, sage ich mir immer. Aber es ist im Hinterkopf", sagt er. Nicht der Wettkampf selbst ist es, der ihn zweifeln lässt, sondern die Vorbereitung, die notwendig wäre. 20 Stunden Training die Woche, da müsste er Arbeit und Familie hinten anstellen. "Das hält mich ein bisschen davon ab, aber jucken würde es mich schon."

Kein Sport für Masochisten?

Warum tut er sich die Quälerei überhaupt an? Schließlich gilt der Triathlon nicht wenigen Menschen als ein Sport für Masochisten. Aber Gerhard Hofer findet das nicht. "Die Distanz beim medwork-Triathlon ist eine, die noch richtig Spaß macht", sagt er. Erst ab der Mitteldistanz beginne die Quälerei. "Beweisen muss ich mir nichts mehr", sagt der 48 Jahre alte Hofer, aber er räumt schmunzelnd ein: "Man will sich vielleicht schon zeigen, dass man nicht zum alten Eisen gehört."

Mehr als die Plackerei fasziniert ihn aber die Gemeinschaft der Sportler, die zwar alle für sich das Beste erreichen wollen – aber nie gegeneinander. Im vergangenen Jahr schwamm Hofer mit Ironman-Sieger Faris Al-Sultan in einer Bahn. Und war überrascht wie normal der danach zu ihm war. Und wie schnell der ihn in Grund und Boden schwamm. Die Antwort des Münchener leuchtete ihm allerdings ein: "Geh weißt, ich muss meine Brötchen damit verdienen."

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