Gremsdorf wartet auf die Umgehung

12.12.2018, 06:57 Uhr
Gremsdorf wartet auf die Umgehung

© Foto: Digitales Orthophoto, Bayerische Vermessungsverwaltung

Drei Fachleute vom Staatlichen Bauamt Nürnberg informierten über den aktuellen Planungsstand und stellten sich den Fragen der Bürger. Bau-oberrat Anatol Kiesel-Peiker meinte: "Wir befinden uns in der Vorplanung, also noch relativ am Anfang."

Drei Varianten stehen zum aktuellen Zeitpunkt noch zur Auswahl. Eine Trasse im Süden hätte eine Länge von drei Kilometern und verliefe zwischen Gremsdorf und dem FFH-Schutzgebiet Mohrhof. Drei Brücken wären nötig. Eine geplante Wohnbau-Erweiterung in Höchstadt-Süd sei berücksichtigt, hieß es.

Bei der Nord-Variante verliefe die zwei Kilometer lange Umgehung durch Vogelschutzgebiet. Weil wegen der Querung der Aisch im Überschwemmungsareal der Bau zwei großer Flutbrücken nötig wird und drei bis fünf kleinere Brücken hinzukämen, entstünden hierbei höhere Baukosten. Noch mal wesentlich teurer wäre der Bau eines Tunnels unterhalb des bestehenden Fuß- und Radwegs im Verlauf der ehemaligen Bahntrasse durch den Ort. Konkrete Kosten für das Projekt nannte der Fachmann nicht. Ein Tunnelbau sei aber um einen zweistelligen Millionenbetrag teurer als eine Straße.

Die Wirtschaftlichkeit ist nur eines von mehreren Kriterien, die in der Abwägung zum Tragen kommen. Unter anderem werden außerdem die Verkehrswirksamkeit, die Sicherheit und die Umweltverträglichkeit geprüft. "Momentan liegen noch keine Fachgutachten vor", sagte Kiesel-Peiker. Zur Umweltverträglichkeitsprüfung sei eine Studie in Auftrag gegeben, berichtete sein Kollege Lutz Engelhardt. Der Planungsraum sei mit 440 Hektar "selbst für unser Bauamt sehr groß". Das frühe Stadium der Planung lasse es aber zu, auf dieser Fläche von rund 616 Fußballfeldern flexibel zu reagieren, sollte die Datenerhebung beispielsweise die Möglichkeiten für eine bestimmte Variante einschränken. Geprüft werden verschiedenen Kriterien aus Arten- und Naturschutz, es geht unter anderem um die Auswirkungen auf den Menschen, aber zum Beispiel auch um Fledermaus-Flugrouten.

Es wurde klar, dass der große Wunsch der Gremsdorfer nach einer Umgehungsstraße frühestens in sieben Jahren in Erfüllung geht. Grund ist das lange Verfahren bei derartigen Großprojekten. Das sorgte bei einigen Zuhörern für Frust. "Na, wenn alles so lange dauert, ist es kein Wunder, dass sie in Berlin mit dem Flughafen nicht fertig werden."

"Ein offener Prozess"

Seit 1971 steht eine Umgehungsstraße im Flächennutzungsplan für Gremsdorf. 16 Jahre ist es her, dass sich eine Initiative gegründet hat, die eine Entlastung der Ortsdurchfahrt fordert. Seit 2016 ist die Trasse aufgenommen in den vordringlichen Bedarf im Bundesverkehrswegeplan. "Das bedeutet, es gibt einen gesetzlichen Auftrag, diese Umgehung zu bauen", sagte Anatol Kiesel-Peiker. Wo genau sie verlaufen wird, soll bis Mitte des Jahres 2019 einigermaßen festgeklopft sein. Wenn sich das Bauamt auf eine bevorzugte Trassenführung festlegt, können die betroffenen Kommunen — neben Gremsdorf ist das die Stadt Höchstadt — ein politisches Votum abgeben. "Die endgültige Entscheidung fällen unsere übergeordneten Behörden", sagt der Bauoberrat. Für die B 470 liegt die Kompetenz beim Bund. Bürgermeister Norbert Walter sagte zu, wieder rechtzeitig eine Bürgerversammlung einzuberufen. Wie aber fällt die Entscheidung für eine Variante? "Das ist ein völlig offener Prozess", betonte Kiesel-Peiker mehrfach an diesem Abend. Der Gemeinderat hat sich bislang nicht auf eine bevorzugte Route festgelegt. "Ich halte es für unverantwortlich, sich zu positionieren, solange nicht alle Fakten auf dem Tisch sind", meinte Norbert Walter. Im Saal war eine Stimmung für die Nord-Umgehung zu spüren, weil im Süden wiederum Anwohner betroffen wären.

Nach dem Fach-Vortrag zur Umgehung brachten die Bürger weitere Verkehrsprobleme auf den Tisch, Wünsche nach Schildern und einer strengeren Verkehrsüberwachung. Tobias Weiß, Kämmerer der VG Höchstadt, hatte vorher einige Fakten zur Finanzkraft der Gemeinde dargelegt. "Gremsdorf steht hervorragend da", urteilte der Bürgermeister.

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