Grundstoffe für duftende Tees wachsen in der Region

4.9.2014, 15:03 Uhr
Grundstoffe für duftende Tees wachsen in der Region

© Foto: privat

Auf den Feldern vom Kräuterhof Ochs in Mailach blüht der Sonnenhut. Vor allem Radfahrer, die den rund 24 Kilometer langen Kräuterrundweg erkunden, genießen den Anblick der purpurrot leuchtenden Felder. Bald wird die Pracht zu Tee oder Arzneiprodukten verarbeitet.

„Bis zu drei Mal jährlich werden die Pflanzen abgeerntet“, erläutert Martin Ochs. Deshalb kommen auch die wenigsten Kräuter so spektakulär zur Blüte wie „Echinacea purpurea“, bei der auch die Wurzeln verwendet werden. Die meisten Kräuter werden vor der Blüte geschnitten, so dass sie erneut austreiben können. „Außerdem ändert sich nach der Blüte der Geschmack — etwa bei der Pfefferminze“, so Ochs.

Mit Pfefferminze begonnen

Mit der Minze hatte in den 1980er Jahren der Kräuteranbau im Familienbetrieb Ochs begonnen, der zuvor in der Rinderzucht tätig war. Zehn Landwirte aus der Region schlossen sich seinerzeit zusammen und erwarben in enger Zusammenarbeit mit der Firma Martin Bauer und Beratern das nötige Know-How, um die seit dem Mittelalter verwurzelte Kräutertradition in der Region wieder aufleben zu lassen. 1983 wurde eine Gemeinschaftstrocknungsanlage in Frimmersdorf errichtet, die inzwischen eigenen Trocknungsanlagen gewichen ist. 1999 gründeten die Kräuterlandwirte die Erzeugergemeinschaft für Heil-, Gewürz-, Duft- und Aromapflanzen Aischgrund e.V., die ihren Mitgliedern bessere Möglichkeiten zur Vermarktung ihrer Produkte eröffnet.

Vor zehn Jahren folgte mit dem Bau einer Biogasanlage ein weiterer Meilenstein. Seitdem erfolgt die Produktion der Heilkräuter und Teepflanzen quasi in einem geschlossenen Kreislauf, so Ochs stolz. Die Biogasanlage liefert Strom und Abwärme für die Trocknung der Pflanzen und beheizt die Gewächshäuser, in denen die Stecklinge vorgezogen werden. Das Substrat wird auf die Felder ausgebracht und gibt dem Boden wertvolle Nährstoffe zurück.

Einen Teil ihrer insgesamt rund 100 Hektar Anbaufläche bewirtschaften die Landwirte der Erzeugergemeinschaft sogar nach Bio-Richtlinien. Auch im konventionellen Anbau sind die Produktionsabläufe transparent und jederzeit nachvollziehbar. „Das wissen die Abnehmer zu schätzen“, sagt Ochs. „Vom Setzen der Stecklinge über den Standort bis zur Ernte wird alles genauestens dokumentiert.“

Dadurch wird deutlich, wie viel Sorgfalt und Pflege die Pflanzen benötigen. Pfefferminze zum Beispiel: Zwar werden die 20 000 Stecklinge pro Hektar maschinell gesetzt, doch nur in den Furchen kann später auch maschinell gejätet werden — der Rest ist Handarbeit. Im Pflanzjahr ist auch eine regelmäßige Bewässerung nötig. Nicht immer erledigt das die Natur, deshalb stehen eigene Brunnen zur Verfügung. Einmal gepflanzt, bleiben die Stauden in der Regel bis zu vier Jahre auf den Feldern.

Geerntet wird nur bei trockenem Wetter. Anders als beim Mähen von Wiesen dürfen die Pflanzen nicht zerdrückt werden oder zu Boden fallen. Hat sie das Balkenmähwerk des Erntegeräts gekappt, werden sie von kammartigen Greifern sofort in den Wagen gehoben und zur Trocknungsanlage gefahren und dort geschnitten. Damit nur die feinen Blätter in die Weiterverarbeitung gelangen, pustet der Windsichter diese leichten Pflanzenteile weiter zum Trockner — die schwereren Stiele werden auf diese Weise aussortiert und wieder auf dem Acker ausgebracht.

Die Trocknung der Kräuter erfolgt bei vergleichsweise niedrigen Temperaturen. „Bei über 46 Grad platzen die Öldrüsen, die die wertvollen ätherischen Öle enthalten.“ Deshalb müssen die Pflanzen mehrere Stockwerke in der Trocknung durchlaufen, bevor sie ein zweites Mal gesichtet und in Säcke abgefüllt werden.

Auf diese Weise werden Melisse, Minze, Artischocke, Malve, Brennnessel und Sonnenhut zu duftenden Grundstoffen für Tees und Arznei. Seit vier Jahren baut Familie Ochs auch Kapuzinerkresse an: „Wenn die blüht, ist das einfach sensationell.“

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