Grüne in Höchstadt wollen eigene Bürgerinitiative gründen

25.4.2021, 18:00 Uhr
Grüne in Höchstadt wollen eigene Bürgerinitiative gründen

© Claudia Freilinger

Herr Winkler, was wollen Sie mit der Bürgerinitiative erreichen?

Der neue Flächennutzungsplan, über den seit einiger Zeit im Stadtrat diskutiert wird, ist nach unserer Ansicht nicht ausgewogen. Er sollte weniger auf ökonomische Gewinnmaximierung durch Baulanderschließungen ausgerichtet sein, sondern die kulturelle Identität von Landschaft, Natur und Mensch in den Mittelpunkt rücken. Leider hat die Mehrheit des Stadtrats ein Ratsbegehren abgelehnt. Deshalb strebt die überparteiliche Initiative zwei Bürgerbegehren an, bei denen die Höchstadter selbst entscheiden können, ob sie zum einen das Neubaugebiet am Häckersteig und zum anderen das Gewerbegebiet im Schwarzenbachgrund wirklich wollen. Darüber hinaus will sich die Initiative generell dafür einsetzen, dass der Zersiedlung in unserer Heimatgemeinde Einhalt geboten wird, bevor es zu spät ist.

 Wohnraum ist knapp und wird immer teurer. Muss dagegen nicht etwas unternommen werden?

Bei uns wird von einem völlig falschen Bedarf ausgegangen. Für den Zeitraum von 2017 bis 2037 ist in Höchstadt ein Bevölkerungszuwachs von fünf Prozent prognostiziert, was 677 Personen wären. Summiert man die seit 2020 entstandenen Wohneinheiten und die für heuer und die nächsten Jahre fertiggestellten Bauplanungen, kommt man leicht auf eine Zahl von über 350 Wohneinheiten, in denen nach dem gängigen Schlüssel 724 Menschen leben könnten. Der Bedarf ist also in kurzer Zeit mehr als erfüllt. Außerdem halten wir es nicht für zeitgemäß, den Bau von Einfamilienhäusern zu forcieren, in die vor allem begüterte Bürger von auswärts einziehen. Wir sollten auf Mehrfamiliengebäude und neue Wohnformen wie Mehrgenerationenhäuser setzen. Eine große Rolle spielt die Nachverdichtung. Allein 29,6 Hektar mit leerstehenden Bauten oder Brachland könnten so bebaut werden.

Gegen ein Gewerbegebiet im Schwarzenbachtal gibt es auch Widerstand von Teichwirten.

Welche Nachteile befürchten Sie durch eine Erweiterung des bestehenden Baugebiets Häckersteig?

Verloren gingen die herausragende Blickachse über das Aischtal, das für zahlreiche Freizeitaktivitäten genutzt wird, eine extrem wichtige Frischluft-Zufuhrquelle für die Stadt und schließlich die im Landschaftsplan extra hervorgehobene kleinteilige Kulturlandschaft Dornberg-Weidenleite, die einen hohen ökologischen Wert besitzen. Vögel wie der Neuntöter, die Feldlerche, der Kiebitz, der Fasan oder das Rebhuhn würden verdrängt. Vor dem Hintergrund des Klimaschutzes und des Artensterbens ist das nicht zu verantworten.

Und was spricht aus Ihrer Sicht gegen ein Gewerbegebiet im Schwarzenbachgrund?

Ein neues Industriegebiet passt einfach nicht zur land- und teichwirtschaftlich genutzten Talaue um die Höchstadter Weiherkette. Auch hier ist die charakteristische Landschaft mit wertvollen Blickachsen ins Aischtal gefährdet. Die notwendige Erschließungsstraße würde das Tal durchschneiden und damit den Lebensraum von seltenen Tieren und Pflanzen zerstören.

Inwiefern beeinträchtigen die Auflagen wegen der Corona-Pandemie den Handlungsspielraum der Bürgerinitiative?

Natürlich machen sie die Arbeit nicht leichter. Informationsstände und Veranstaltungen werden vorerst kaum möglich sein. Die Gründungsversammlung am 4. Mai ist denn auch ab 18 Uhr als Videokonferenz vorgesehen. Wer daran teilnehmen möchte, soll sich bitte bis zum 30. April per E-Mail bei Sonja.Koenigk@ gruene-hoechstadt-aisch.de anmelden.

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