Hemhofen und Neuhaus: Patenschaft für Blühflächen

20.2.2019, 06:57 Uhr
Hemhofen und Neuhaus: Patenschaft für Blühflächen

© Foto: Eduard Weigert

"Mit einer Unterschrift ist noch keine Biene und kein Schmetterling gerettet", sagt Biolandwirt Gerhard Kerschbaum aus Hemhofen. Er bezieht sich auf das Volksbegehren Artenvielfalt, für das im Landkreis Erlangen-Höchstadt etwa jeder fünfte Bürger unterschrieben hat (laut endgültigem Ergebnis genau 22,29 Prozent). Kerschbaum möchte deshalb jedem Bürger die Chance geben, "nicht bloß zu schimpfen, sondern konkret etwas zu tun." Ihn stört, dass die Landwirte als Buhmann dastünden und viele Unterstützer des Volksbegehrens durch ihre Unterschrift einfach ihr Gewissen beruhigt hätten.

Auf dem Biohof in Hemhofen könnten Artenschützer einen Schritt weitergehen und für 50 Euro im Jahr eine Patenschaft für 100 Quadratmeter Ackerland übernehmen. Darauf bringt Kerschbaum biologisch zertifiziertes Saatgut aus, das für blühende Landschaften sorgt, die dann wiederum Schmetterling und Biene erfreuen. Die Patenschaft läuft für zwei Jahre.

Sieben Interessenten haben sich in Hemhofen schon gemeldet. "Wir wollen auch zusätzlich noch Flyer in den Geschäften vor Ort verteilen", sagt der Landwirt. Mit dem Blühflächen-Angebot macht der 48-Jährige übrigens kein Geschäft. "Die 50 Euro decken in etwa den Ausfall des Ertrags, den ich hätte, wenn ich dort Getreide anbauen würde." Rund 125 Hektar haben Kerschbaums insgesamt zur Verfügung: Hier gibt es Grünland, Wald und Teichwirtschaft, außerdem bauen sie Biogetreide an. Auch Erdbeeren, Spargel und Kürbisse gehören zum Programm — alles bio.

Landwirt Johannes Funke in Neuhaus bietet ebenfalls Patenschaften für blühende Flächen an — zu den gleichen Konditionen wie in Hemhofen. Bei ihm sind bereits etwa 20 Anfragen eingegangen. "Das ist schon relativ ernüchternd", findet der 34-Jährige. Schließlich ließe das Ergebnis des Volksbegehrens eigentlich deutlich mehr Interesse erwarten. Er stellt sich die Frage: "Wie ernst haben es die Leute gemeint?" Funke, der auf 150 Hektar vor allem Heil- und Gewürzkräuter aber auch Getreide und Mais kultiviert, steht wie Kerschbaum den Inhalten des Volksbegehrens kritisch gegenüber. Viele der vorgesehenen Änderungen seien nicht umsetzbar und gingen praktisch völlig an der Realität vorbei.

Bis in den März vergibt Funke noch Patenschaften. Dann soll die Aussaat beginnen. In Hemhofen haben Interessierte noch ein bisschen mehr Zeit, bis Ende April ist hier eine Teilnahme möglich. Kerschbaum ist gerade auf der Suche nach einer geeigneten Saatgut-Mischung. Abhängig davon, wie viele Paten sich insgesamt finden, legen die Landwirte dann die Flächen fest. CLAUDIA FREILINGER

ZWer mitmachen möchte, erreicht Johannes Funke in Neuhaus unter = (01 77) 3 09 95 80 und Gerhard Kerschbaum in Hemhofen am besten per E-Mail: info@biohof-kerschbaum.de

Keine Kommentare