Herzo Busse nicht mehr in alle Ortsteile?

11.4.2019, 05:43 Uhr
Herzo Busse nicht mehr in alle Ortsteile?

© Foto: Weigert

Zweifelsheim: ein Fahrgast am Tag. Dondörflein: ein Fahrgast am Tag. Höfen: ein Fahrgast am Tag. Machen die Ortsteillinien der Herzogenauracher Stadtbusse bei dieser schwachen Nutzung Sinn? Diese Debatte führte am Dienstag der Planungs- und Umweltausschuss.

Anlass war eine Zahl, die Natalie Schneider von plan:mobil in der Sitzung nannte. Demnach würde man rund 100 000 Euro jährlich sparen, wenn die Ortsteillinien wegfielen. Innerhalb von zehn Jahren – derzeit überarbeitet plan:mobil das Stadtbusnetz für die Jahre 2021-2031 – wären das immerhin 1 Million Euro.

In der Sitzung war es nicht auszumachen, ob die Ausschussmitglieder diese hohe Zahl auf die beiden Linien 269 und 268 insgesamt bezogen oder nur auf einige wenige Ortsteile mit ganz besonders geringer Fahrgastzahl. Auf alle Fälle entspann sich eine Debatte um die Kosten des ÖPNV.

Bernhard Schwab, Walter Drebinger (CSU) und Retta Müller-Schimmel (Grüne) stellten die Frage, ob angesichts dieser Kosten nicht nach Alternativen gesucht werden sollte. Ein Rufbus-System etwa könnte diskutiert werden. Wobei Bernhard Schwab betonte: "Wir wollen die Ortsteile nicht abhängen, wir fragen nur, ob es billiger geht."

Bürgermeister German Hacker war verwundert, denn diese Diskussion, wenn überhaupt, hätte in der Januar-Sitzung des Ausschusses geführt werden sollen. "Da war das alles schon genannt." Nun müsse man langsam vorankommen, um den Zeitplan einzuhalten.

Schub für ÖPNV

Grundsätzlich plädierte Hacker dafür, das etablierte Bussystem beizubehalten. "Der ÖPNV erfährt momentan einen gewissen Schub." Das Bussystem habe eine "Klarheit", die man nicht einfach aufgeben sollte. Hacker erinnerte an ähnliche Diskussionen vor zehn Jahren. Schon zuvor war man vom Rufbus-System abgekommen.

Petra Mauser (SPD) pflichtete dem Bürgermeister bei. "Es ist extrem wichtig, auch die Ortsteile mit den Bussen anzubinden." Und Peter Simon (Grüne) war sich sicher, dass die Fahrgastzahlen mittelfristig steigen würden.

"Sehe ich eher nicht"

Natalie Schneider von plan:mobil, die im Auftrag der Stadt das Bussystem überarbeitet, meinte zwar, dass ein Rufbussystem in manchen Gegenden sicher eine gute Variante sei. "In Herzogenaurach sehe ich das derzeit aber eher nicht."

Nach dieser Debatte verständigte sich der Ausschuss darauf, dem Stadtrat die Annahme des Linien- und Taktkonzeptes von plan:mobil zu empfehlen (mit Beibehaltung der Ortsteillinien). Die Verwaltung wird zusätzlich aber noch einmal mit Ansprechpartner in den Ortsteilen über die Angelegenheit sprechen.

Gestern bestätigte Bürgermeister Hacker noch einmal den NN, dass die genannten 100 000 Euro für den Wegfall beider Ortsteillinien gelten. Möglicherweise sei dies nicht ganz korrekt kommuniziert worden. Eventuell hätte es die Debatte um das Einsparpotenzial in dieser Form dann gar nicht gegeben. In Hammerbach steigen immerhin täglich durchschnittlich neun Personen zu, in Haundorf vier Fahrgäste.

In dem Gesamtkonzept von plan:mobil (6 Fahrzeuge, 350 000 Fahrkilometer pro Jahr, Kosten von 900 000 bis 1,1 Millionen Euro im Jahr) geht es natürlich auch um Verbesserungen in der Stadt selbst (wir berichteten). Einige neue Haltestellen, Anbindung neuer Wohngebiete, teils veränderte Routen, neue Taktzeiten sind nur einige Punkte in einem komplexen System. Dazu sollen die Regionallinien geschickt eingebunden werden. Um ab Oktober 2021 startbereit zu sein, müssen jetzt viele Vorarbeiten erledigt werden.

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