Herzogenaurach: BN rechnet mit Südumgehung ab

2.3.2018, 17:42 Uhr
Halten die Verkehrsberechnungen für die Südumgehung für mangelhaft: Horst Eisenack, Gerhard Häfner, Tom Konopka, Helmut König vom Bund Naturschutz, Gutachter Wulf Hahn, Initiativen-Sprecher Christian von Reitzenstein (v. l.).

© Foto: Groh Halten die Verkehrsberechnungen für die Südumgehung für mangelhaft: Horst Eisenack, Gerhard Häfner, Tom Konopka, Helmut König vom Bund Naturschutz, Gutachter Wulf Hahn, Initiativen-Sprecher Christian von Reitzenstein (v. l.).

Wulf Hahn, geschäftsführender Gesellschafter des Büros RegioConsult in Marburg, hat im Auftrag des BN die Verkehrsuntersuchung geprüft, die wesentlicher Teil des Herzogenauracher Antrags sind, den Plan der weiträumigen Trasse südlich von Hauptendorf und Niederndorf festzustellen, sprich regierungsamtlich zu genehmigen.

"Widersprüchliche Daten"

Hahn kommt zu dem Ergebnis, die Untersuchungen enthielten einige formale Fehler. Zum Beispiel habe man die Verkehrszählungen an zwei Tagen im November und im Dezember durchgeführt — ganz ungebräuchlich in Fachkreisen. Auch die Zähltage Montag und Samstag seien fachlich falsch gewählt. Vor allem aber, so der Fachmann in der Pressekonferenz des BN gestern, falle auf, dass die tatsächlichen Verkehrsdaten im Widerspruch zu den Modelldaten ständen.

Hahn führt die Untersuchungen des Büros Brenner und Münnich an, die bescheinigen, dass der Verkehr auf der jetzigen Hauptachse von der Autobahn zu Schaeffler, also durch Niederndorf, von 2002 bis 2012 abgenommen hat — um 16 Prozent bei Neuses bzw. um 18 Prozent in der Hans-Maier-Straße östlich der Schaeffler-Werke. Das Nachfolgebüro SSP stelle weiter ein Nachlassen des Verkehrs durch Niederndorf von 2012 bis 2015 von 16 700 Kraftfahrzeugen in 24 Stunden auf 14 600 fest. Beide Gutachter stellen Rückgänge fest, aber sie ziehen daraus keine Folgerungen, so Hahn. Dabei wäre dies wichtig.

Die Berechnungen bis zum Jahr 2035 ergeben jedoch wieder eine erhebliche Zunahme des Verkehrs von 14 600 Kfz auf 17 400. Hahn vermisst zu dieser Trendwende-Prognose aber nachvollziehbare Quellenangaben und konkrete Annahmen.

Besonders kritisiert der BN-Gutachter aber, dass in die Verkehrsprognosen Annahmen zur Stadt-Umland-Bahn, zu den geplanten Rad-Schnellwegen und zu den Buslinien nicht nachvollziehbar enthalten seien. In den Verkehrsuntersuchungen sei nur zu lesen, dass die Berechnungen davon ausgehen, bis 2035 sei die StUB in Betrieb, das Linienbündel 5 des Landkreises und die Buslinie 123 überplant und das Radschnellwegenetz geknüpft. Dabei, so Hahn, fehlen die Grundlagen für diese Annahmen, vor allem auch Berechnungen über das Verlagerungspotenzial vom Pkw zum öffentlichen Verkehr.

Für die Rad-Schnelltrasse Herzogenaurach-Erlangen sei das Potenzial sogar enorm: 2500 bis 5000 tägliche Pendler von Erlangen und 1000 bis 2500 Pendler von Vach her. Dies bedeute eine Verlagerung von 6000 bis 12 500 Autofahrten pro Tag aufs Rad. Es ist, sagt Hahn, nicht ersichtlich, ob diese Potenziale in die Berechnungen zur Südumgehung eingeflossen sind.

Geradezu suspekt, Hahn gebraucht den Ausdruck "nicht plausibel", erscheinen dem BN-Gutachter die erheblichen Entlastungen für die Niederndorfer Hauptstraße, die die städtischen Gutachter dem Planfall 7 — das ist die Vorzugstrasse, die jetzt planfestgestellt werden soll — zugerechnet haben. Dieser Planfall unterscheidet sich nämlich vom Planfall 6 (gleiche Trasse) nur dadurch, dass Fall 7 Tempo 30 in den Ortsdurchfahrten vorsieht und bis zu Tempo 100 auf der Umgehungstrasse, während Fall 6 die Zahlen für Tempo 50 in den Orten und Tempo 70 auf der Umgehung vorschreiben soll. Fall 6 ergab 7900 Kfz am Tag, 1900 Fahrzeuge für Fall 7. Ein schwer zu glaubender Rückgang, so auch Horst Eisenack, zweiter Vorsitzender der Herzogenauracher BN-Ortsgruppe.

Gutachter Wulf Hahn hält wegen dieser Mängel (Hahn), aber auch wegen fehlerhafter Methodik, wie völlig "branchenunüblicher" Verkehrszähltage im November und Dezember eigentlich eine ganz neue Modellrechnung für notwendig — auf der Basis aktueller Ausgangsdaten und mit einem Modell, das auch andere Verkehrsträger berücksichtigt, nicht zuletzt auch eine Bahn-Rundstrecke via StUB und reaktivierter Aurachtalbahn. Hahn: "Wir gehen davon aus, dass der Öffentliche Verkehr im Modell fehlerhaft modelliert wurde."

Er führt auch an, dass auch nur der Bau der Osttangente der Vacher Straße direkt zum Neuseser Knoten die Belastung in Niederndorf so deutlich verringern würde, dass diese Straße allein ausreiche.

BN-Regionalreferent Tom Konopka, Kreisgruppenchef Helmut König, Ortsgruppen-Vorsitzender Gerhard Häfner und sein Vize Horst Eisenack, Christian von Reitzenstein, Sprecher der Initiative "Herzo Süd bewahren", und Bernd Brandl von der Interessengemeinschaft der Landwirte und Grundbesitzer (IGEL) äußerten sich daraufhin bestärkt in ihrem Bemühen, den Bau der Straße zu verhindern.

Mit einer neuen Spange östlich von Neuses könne man gut leben. Diese bringe auch den Niederndorfern Verkehrsentlastung und sei schonend.

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