Herzogenaurach: Kampfkunst in höchster Vollendung

4.5.2018, 07:58 Uhr
Herzogenaurach: Kampfkunst in höchster Vollendung

© Nadine Fürst

Die Kata Sochin ist nichts, was man mit halbem Herzen machen kann. Der betont tiefe Stand und der punktgenaue Abschluss in den Techniken erfordert Erfahrung im Karate. Niemand demonstriert das deutlicher als Schahrzad Mansouri, mehrfache World-Cup-Siegerin im Karate. "Finde den Abschluss!", wiederholt sie mehrfach.

Ihr vorderer Fuß schwebt einen Zentimeter über den Boden. Die Arme sind gespannt wie eine Bogensehne. Dann – eine Explosion: Die Kraft in Mansouris Techniken ist spürbar. "Kime" nennt man den Punkt, an dem sich die Energie im Körper bündelt und für einen Moment höchste Leistung und maximale Kraft ermöglicht. "Sochin" gehört zu den hohen Kata im Karate. Sie symbolisiert Erdverbundenheit, Stärke und Ruhe. Im Verhältnis zu anderen Kata gehört sie zu den kürzesten. Dennoch geht sie ordentlich auf die Oberschenkel. Die Technik sei in der Kata derart anspruchsvoll, dass es letztlich um eine saubere Ausführung gehe, in welcher Form auch immer, betont Schahrzad Mansouri.

Die Kata "Meikyo" verzichtet auf komplizierte Tritttechniken. In der ersten Hälfte ist sie unaufgeregt, sagt Sigi Hartl. Nach der Halbzeit ändert sich das Timing. "Schlag auf Schlag" geht die Kata ihrem Finale zu. Bei Hartl braucht man ein gutes Auge. Seine Techniken sind schnell und präzise. Auch er war zweimal Karate-World-Cup-Sieger. Doch beim Herzo-Lehrgang geht es nicht nur um die Kata und ihren Ablauf, sondern vor allem um die Anwendung der Techniken. Dazu braucht es zwei Gegner und einen Sigi Hartl.

Wirbelnde Fäuste

Man müsse kreativ in seinen Techniken sein. So werden im "Bunkai", der Anwendung der Kata am Gegner, Techniken weggelassen oder hinzugefügt. Hartl demonstriert ein paar Möglichkeiten, lässt die Fäuste wirbeln. Dieser Rhythmus hilft beim Gegenangriff. Am besten nicht nachdenken, was man tut!

Viel Wert legt Schahrzad Mansouri auf den Tetsui, den seitlichen Faustschlag in der Kata "Heian Sandan" und dem Bunkai dazu. In der Kata "Heian Godan" gibt es sogar einen Sprung. Sigi Hartl arbeitet hier vor allem mit den Kindern.

Meistens gibt es bei jedem Karateka eine "Lieblingsseite"; Hartl lässt beide Seiten trainieren. Was ist praktischer für mich? Welche Technik bietet sich an? Diese Gedanken führen weg von der klassischen Grundschule im Karate, eher in Richtung Selbstverteidigung.

Saubere Kombinationen

Bei der Kyu-Prüfung müssen Julia von Keitz und Nadine Fürst alle Bereiche zeigen: saubere Techniken und Kombinationen, starke und fehlerfreie Kata und die Fähigkeit, das Gelernte im Kampf anzuwenden. Unter den Augen von Schahrzad Mansouri und Sigi Hartl legen die Herzogenauracher Karateka eine gute Prüfung ab. Beide bestehen: Julia von Keitz erhält den 3., Nadine Fürst den 2. Kyu.

Auch bei den Dan-Prüfungen konnten alle Prüflinge die Urkunde mit einem "Bestanden" heimnehmen.

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