Herzogenaurachs Anfänge liegen im 12. Jahrhundert

20.8.2019, 18:36 Uhr
Herzogenaurachs Anfänge liegen im 12. Jahrhundert
Herzogenaurachs Anfänge liegen im 12. Jahrhundert

Es spräche, sagt der promovierte Archäologe Marco Goldhausen, ganz gegen siedlungsgechichtliche Muster in Franken. Außerdem habe man trotz intensiver Suche keine älteren Spuren auf dem Schlossgelände gefunden als Reste aus dem 12. Jahrhundert, als die Stauferkaiser herrschten und es mit den frühmittelalterlichen Königshöfen vorbei war.

Goldhausen leitet die Ausgrabungsarbeiten auf dem Areal des Schlosses, die dessen Bau- und Siedlungsspuren erforschen und dokumentieren sollen, bevor das Schloss einen neuen Rathaus-Anbau bekommt. Sein Team ist nach Goldhausens Worten mit dem "Groben" durch und mit der Hälfte der Arbeit fertig.

Das "Feine" sind unter anderem eine ganze Menge Keramikscherben, die man beim Freilegen von Turmfundament und Ringmauer und bei weiteren Grabungen gefunden hat. Einen "Scherbengarten", wie die Wissenschaftler es nennen, haben sie davon im einstigen Hausmeister-Wohnhaus angelegt, wo sie ihr Baustellen-Büro haben. Nach Fundstellen und Epoche getrennt, liegen die Funde zum Trocknen auf Zeitungen.

Die Scherben reichen vom äußerst neuzeitlichen Bierkrughenkel historisch zurück bis zu Gefäßresten aus dem 12. Jahrhundert. Damals im Hochmittelalter scheint es angefangen zu haben mit der Bautätigkeit auf dem kleinen Hügel, denn Älteres ist bis jetzt nicht ans Licht gefördert worden.

Dies passt auch zu dem Bild, das alte Pläne, zum Beispiel der Urkataster von 1826 von der Siedlung Herzogenaurach zeichnen. Das sagte Marco Goldhausen, als er gestern der zweiten Bürgermeisterin Renate Schroff und Bauamtschefin Silke Stadter mit dem Stand der Untersuchungen auch den historischen Scherbenhaufen präsentierte. Das Weltstädtchen von heute begann demnach als hochmittelalterliche Kernsiedlung wie viele in Franken, z. B Hilpoltstein oder auch Allersberg. Es habe wohl auf einer Fläche von etwa zwei Hektar vom Schlosshügel bis hinunter zur heutigen Schütt erste Häuser gegeben, sehr wahrscheinlich einfache Holzbauten.

Als Wehrbau und auch Zufluchtsstätte ist dann wohl eine Burg entstanden mit einem mächtigen Turm. Dessen Fundament haben die Archäologen ebenfalls ausgegraben und waren überrascht von den Ausmaßen der Grundmauern. (Mehr darüber in unserer morgigen Ausgabe). Dieser Bergfried war laut Goldhausen mit Sicherheit größer als die heute noch stehenden beiden Stadttürme, die später errichtet wurden.

Typisch für solche mittelalterlichen Siedlungen, sagt Goldhausen, stand die Burg am Rand und die Kirche außerhalb der Kernsiedlung, die in späteren Jahren auch selbst befestigt werden durfte. Es entstand das, was die Wissenschaftler Ortskonstanz nennen. Im Spätmittelalter — bekanntlich führt Herzogenaurach seine Geschichte als Stadt auf eine Erwähnung als "Oppidum" aus dem Jahr 1348 zurück – kamen dann gewöhnlich städtische Strukturen dazu, wie etwa ein Markt.

Es ist laut Goldhausen auch bezeichnend, dass die Kirchen stets außerhalb der Kernsiedlung standen. Um sie herum lagen schließlich die Friedhöfe, und die Totenruhe sollte auf keinen Fall gestört werden.

Ganz anders schildert der Archäologe frühmittelalterliche Niederlassungen und Königshöfe. Nicht nur in unseren Gefilden, sondern weltweit suchen Neuansiedler die unmittelbare Nähe zu Flüssen, bauen sogar im Sumpf. Sie nehmen das Hochwasser-Risiko in Kauf, sagt Goldhausen, weil das Gewässer einen schnellen Fluchtweg bietet und die Ufer gewöhnlich lichter bewachsen sind als der dichte Wald, der im frühen Mittelalter hier stand. Einen Hof aus dieser Zeit müsste man also wenn, dann in den Aurachwiesen suchen.

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