Hibiskus und Hagebutte in zwei riesigen Lagerhallen

12.6.2015, 09:31 Uhr
Hibiskus und Hagebutte in zwei riesigen Lagerhallen

© Fotos: Ralf Rödel

Zu übersehen ist das Logistikzentrum wahrlich nicht. Im Gewerbegebiet Gleißenberg thronen die zwei Hallen inmitten grüner Wiesen hoch oben auf der Anhöhe gleich neben dem BIG-Betriebsgebäude. Der weiß-dunkelgraue Gebäudekomplex ist rund 200 Meter lang, 50 Meter breit und 8,20 Meter hoch. Insgesamt sind es rund 9000 Quadratmeter Grundfläche – das entspricht in etwa zwei Fußballfeldern.

Die Außenwände des Komplexes sind voll isoliert, sodass Sommer wie Winter angenehm kühle Temperaturen in den Hallen herrschen, denn der Rohstoff für Kräutertees muss kühl und dunkel gelagert werden. Auf den Dächern der zwei Hallen ist je zudem eine Solaranlage montiert.

Verbunden sind die beiden riesigen Lagerräume, in denen Platz für 12 000 Paletten ist, durch eine etwas niedrigere Ladestation: Hier werden die zahlreichen Lastwagen, die aus ganz Europa das Rohmaterial für verschiedenste Teesorten anliefern, entladen.

In nur knapp einem halben Jahr hat das Tiefbau- und Fuhrunternehmen Krippner GmbH im Auftrag der Vestenbergsgreuther Firma Martin Bauer den neuen Hallenkomplex hochgezogen. „Wir haben wirklich Gas gegeben“, erläutert Katharina Peter, zuständig für Öffentlichkeitsarbeit bei Martin Bauer. Baustart war Oktober 2014, im März 2015 wurde bereits die Inneneinrichtung montiert.

„Einen Wahnsinnsbedarf“

Die Lagerhaltung sei für die Firma, Spezialist für Kräuter- und Früchtetee, sehr wichtig. „Wir haben einen Wahnsinnsbedarf“, so Peter. „Wenn ein Kunde eine Tonne Pfefferminze braucht, dann brauchen wir die Ware schnell.“ Aufgrund der positiven Geschäftsentwicklung der letzten Jahre entschied sich die Firma, ein neues Logistikzentrum zu bauen.

Der Standort im Gewerbegebiet Gleißenberg sei ideal — zum einen wegen der Nähe zur Autobahn A 3, zum anderen sei es auch nicht weit zum Firmenstandort Vestenbergsgreuth, erläutert Herbert Ramming, zuständig für Logistik und Lager. Täglich werden künftig zwischen zehn und 20 Lastwagen im neuen Logistikzentrum entladen.

„Früher mussten die Lkw von der Autobahn über die engen Landstraßen nach Vestenbergsgreuth fahren, jetzt sind sie viel schneller am Ziel“, nennt Ramming einen Vorteil des neuen Standortes. „Natürlich werden auch die Anwohner in den kleinen Dörfern froh sein, wenn nicht mehr so viel Lkw-Verkehr durch ihre Orte geht“, weiß der Logistiker. „Das entlastet die Region.“

Aber auch für die Lkw-Fahrer, die in der Regel unter Zeitdruck stehen, geht es schneller. Nicht nur weil es jetzt nur noch drei Kilometer von der A 3 bis zur Lagerhalle sind, sondern auch, weil eine neu entwickelte Palettiermaschine das Abladen beschleunigt. Dazu wird ein Förderband direkt in die Lkw-Ladefläche eingefahren, auf das die Säcke mit dem Rohmaterial — nach wie vor manuell — gelegt werden. Das Band befördert die Säcke dann in die Palettiermaschine, dort werden sie computergesteuert und vollautomatisch auf eine Palette sortiert, geschlichtet und — aus Sicherheitsgründen — mit einer Stretchfolie umwickelt.

Auf diese Maschine, eine Sonderanfertigung, ist Ramming ganz stolz. „Vorher war das alles Manpower, jetzt geht das Abladen vollautomatisch.“ Gabelstaplerfahrer müssen die vollbeladenen Paletten dann nur noch in eines der zahllosen über sieben Meter hohen Stahlregale befördern. Die Mitarbeiterzahl im Lager sei aber wegen der Kapazitätserhöhung trotz der Automatisierung gleichgeblieben, versichert Ramming. Fünf Leute arbeiten hier: drei Gabelstablerfahrer und zwei Helfer.

Allein in Vestenbergsgreuth hat die Martin Bauer Group insgesamt rund 1000 Mitarbeiter, weltweit sind es inzwischen zirka 3300 Beschäftigte. In allen fünf Kontinenten — von Australien über China, Südamerika, Afrika bis nach Norwegen — werden im Auftrag von Martin Bauer Kräuter angebaut. Das getrocknete Rohmaterial aus aller Welt landet dann irgendwann immer im Raum Vestenbergsgreuth. Im Logistikzentrum in Gleißenberg werden aber nur Hibiskus, Hagebutte, gemischte Teekräuter sowie Fenchel, Anis und Kümmel gelagert — sorgsam getrennt in vier Sektionen, erklärt Herbert Ramming, „denn sonst würde es eine Geruchskontamination geben“.

Pfefferminze zum Beispiel werde in einem anderen Lager bevorratet, da dessen ätherisches Öl sonst auf andere Kräuter übergehen würde. So duftet es in den neuen Lagerhallen nur zart nach Fenchel und Anis.

Keine Kommentare