Hindernisläufer Martin Grau verpasst Meistertitel in Berlin

5.8.2019, 07:01 Uhr
Hindernisläufer Martin Grau verpasst Meistertitel in Berlin

Bis zum letzten Wassergraben sah alles noch gut aus. Hindernisläufer Martin Grau lag auf der blauen Tartanbahn des Berliner Olympiastadions knapp vorne, der dritte deutsche Meistertitel war für ihn in Sicht. Doch dieses letzte Hindernis etwa 150 Meter vor dem Ziel erwischte der Biengartener, der inzwischen für den LAC Erfurt startet, nicht richtig.

Im Endspurt musste er sich dem Überraschungssieger Karl Bebendorf vom Dresdner SC geschlagen geben – ganz knapp. In 8:33,84 Minuten kam Grau ins Ziel, sein Konkurrent in 8:33,59. Beides sind im Vergleich zu den vergangenen Meisterschaften durchaus schnelle Zeiten. Doch sie reichen nicht, um die Norm von 8:29 für die Weltmeisterschaft in Doha (Katar) Ende September zu knacken.

Erster Lauf nach langer Pause

Ein bisschen hatte Grau im Vorfeld damit geliebäugelt. Es war ein hoch angesetztes Ziel. Immerhin war dieses Finale in Berlin sein erster Wettbewerbs-Lauf nach drei Monaten Verletzungspause. "Für den Einstieg war die Zeit in Ordnung, man kann darauf aufbauen", sagt er deshalb. Und schränkt ein: "Aber eigentlich war der Lauf schneller geplant."

Doch die taktischen Absprachen unter den Läufern klappten offenbar nicht so wie gewünscht. "Die ersten zwei Runden waren schon ein, zwei Sekunden zu langsam", sagt Grau. So war Bebendorf, der zuletzt eigentlich für die Mittelstrecke trainiert hatte und sein erstes Hindernisrennen seit drei Jahren lief, der lachende Dritte. Denn der Dresdner konnte sich zunächst an das Feld dranhängen und gegen Ende schließlich an allen vorbeiziehen. "Wir haben das Tempo hochgehalten und ihm damit ein Geschenk gemacht", sagt Grau.

Die nächste Gelegenheit, sich ein Ticket für die WM zu sichern, hat der Biengartener schon am kommenden Wochenende. Da tritt er für Deutschland bei der Team-Europameisterschaft in Bydgoszcz (Bromberg, Polen) an. Ob er da eine Zeit im Bereich von 8:29 Minuten anpeilen kann, wird aber erneut maßgeblich auch von den anderen Läufern abhängen. "Ich weiß nicht, was die anderen Nationen vorhaben, ob die aufs Tempo drücken wollen", sagt Grau.

Es gibt noch Möglichkeiten

Doch auch danach gäbe es noch eine Möglichkeit: Am 21. August wird es in Hessen noch einmal einen Hindernislauf mit deutschen Teilnehmern geben. Theoretisch wäre im Wettkampfkalender auch Platz für einen weiteren. Graus ehemaliger Trainer, Markus Mönius vom LSC Höchstadt, glaubt daran, dass sein einstiger Schützling zur WM fahren kann. "Ich bin guter Dinge, dass er die Norm schaffen kann", sagt er.

Auch der Coach war in Berlin, wo die deutsche Meisterschaft der Leichtathleten dieses Mal Teil der sogenannten "Finals" war. Neun weitere nationale Titelkämpfe, darunter im Boxen, Bogenschießen und Schwimmen, wurden am Wochenende in der Hauptstadt ausgetragen. Der Hintergrund: Mehr Aufmerksamkeit für Sportarten, die sonst im Schatten der großen Mannschaftssportarten, vor allem des Fußballs, stehen.

Von diesen Wettkämpfen der Superlative reist auch Mönius mit gemischten Gefühlen zurück. Vor allem Brian Weisheit vom LSC hat seinem Coach Freude gemacht. Er schaffte in jenem 3000-Meter-Hindernisrennen, bei dem Grau Zweiter wurde, eine neue persönliche Bestzeit von 9:04,49 Minuten. Obwohl noch mehr drin gewesen wäre, findet Mönius: "Wir haben mit einer Zeit unter neun Minuten spekuliert. Aber Brian hatte einen kleinen Hänger im Mittelteil, hat mit einem starken Endspurt aber eine Zeit und Platzierung erreicht, die wirklich top ist."

Enttäuschend endete das Rennen für Niklas Buchholz, der nur auf Rang zwölf landete und mit 9:06,96 Minuten weit unter seinen Möglichkeiten blieb. "Er hat in der zweiten Saisonhälfte einen nicht wirklich erklärbaren Leistungseinbruch, Denn das Training läuft gut", konstatiert Mönius. Nach der verpassten EM-Norm ist das Tief womöglich ein Kopf-Problem. "Wir müssen den Reset-Knopf drücken und im Herbst wieder in die neue Saison starten", empfiehlt der Coach.

Den Glauben verloren

Sein dritter Schützling Adrian König-Rannenberg verpasste in 3:51,80 Minuten im Halbfinale über 1500 Meter als 13. knapp die Qualifikation für den Endlauf der besten zwölf Läufer. "Wir hatten aufgrund der Trainingswerte und der Konkurrenz schon auf eine Finalteilnahme spekuliert. Er hat sich taktisch auch lange gut verhalten, aber auf den letzten 300 Meter ist ihm etwas der Glaube verloren gegangen", sagt Mönius. Den aber braucht es auch in der Leichtathletik.

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