Höchstadt: Bauern bitten Kirche um Hilfe

2.11.2020, 07:55 Uhr
Höchstadt: Bauern bitten Kirche um Hilfe

© Foto: Paul Neudörfer

Zu abendlicher Stunde marschierten die Bauern mit Gerätschaften und Musik durch die Stadt, sie trugen Mundschutz und hielten den Sicherheitsabstand ein.

Beim Gotteshaus formulierte für die Landwirte aus verschiedenen Landkreisen Ralf Geyer die Forderungen an die Kirche. "Seit über einem Jahr gehen wir auf die Straße, um auf die Missstände in der Landwirtschaft aufmerksam zu machen", sagte Geyer. Außer Diskussionen hätten die Proteste für die Landwirte bisher "nichts gebracht". Nun wolle man den Kirchen die Probleme nahe bringen. "Nahrungsmittel, die bei uns nicht produziert werden, fließen von den armen in die reichen Länder. Diese Nahrungsmittel fehlen dann dort, das kann doch nicht christlich sein" schimpfte Geyer.

Zunehmende Nachfrage nach Bio-Lebensmitteln

Die zunehmende Nachfrage der Gesellschaft nach saisonfremden Biolebensmitteln zwinge zu ökologisch fragwürdigen Bedingungen bei der Erzeugung. Auch die Düngeverordnung kritisierte Geyer scharf: "Wir machen pflanzenbaulich alles richtig und müssen uns von Leuten maßregeln lassen, die noch nie auf einem Betrieb waren, geschweige dort gearbeitet haben", sagte der hörbar verärgerte Landwirts-Sprecher.

Es könne nicht sein, dass Gülle so ausgebracht werden müsse, dass ein Teil davon bei der nächsten Ernte mitgeerntet wird und die Tiere dann das verschmutzte Futter fressen müssten. Das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen (WFP) erhielt 2020 den Friedensnobelpreis für den Kampf gegen Hunger. David Beasley, Chef des MFP, meint dazu: "Wo es Konflikte gibt, gibt es Hunger." Ralf Geyer ergänzte: "Wo Menschen Hunger leiden, herrscht oft Konflikt."

Der Aktionstag der Landwirte sei auch eine Erinnerung daran, dass gesicherte Ernährung Frieden und Stabilität brächten.

Warnung vor Importprodukten

Landwirte hierzulande sollen Produktion und Selbstversorgung durch Verzicht auf Düngung und Pflanzenschutz auf unter 50 Prozent zurückfahren. Geyer warnte in diesem Zusammenhang vor Produkten aus den USA, aus Südamerika und aus China. Und er kritisierte auch die Kirche: Die zugesagte Unterstützung der Landwirtschaft ende schnell, wenn es um die Verpachtung kircheneigener Flächen gehe. Hier werde versucht, den höchstmöglichsten Preis zu erzielen.

Höchstadts Stadtpfarrer Kilian Kemmer unterstrich, wie nahe Kirche und Landwirtschaft einander stünden und dass die Kirche aus verschiedenen Perspektiven die Landwirtschaft und ihre Schöpfungen in den Mittelpunkt stelle. Kemmer: "Corona beginnt nicht auf den Bauernhof, sondern im Schlachthof."

Der katholische Geistliche unterstützt im Übrigen die Forderungen der Landwirtschaft, sieht die Kirche aber nur bedingt in der Pflicht: Jetzt sei die Politik gefragt, betonte Kemmer und nannte den Landtagsabgeordneten Walter Nussel als wichtigen Ansprechpartner.

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