Zu viel Arbeit

Höchstadt: Familie Schuster läutet die letzte Saison auf dem Erdbeerfeld ein

29.6.2021, 18:20 Uhr
Hanna Schuster vom Erdbeerhof Schuster auf dem Feld bei Höchstadt.

© Jeanette Seitz, NN Hanna Schuster vom Erdbeerhof Schuster auf dem Feld bei Höchstadt.

Bereits früh um 9 Uhr sieht man zahlreiche gebückte Gestalten auf dem Schuster'schen Erdbeerfeld bei Höchstadt. Hier ist Selberpflücken angesagt. Und dieses Angebot wird sehr gut angenommen. "Wir haben hier viele Stammgäste", erzählt Hanna Schuster. Die 32-Jährige hat gemeinsam mit ihrem Bruder Martin inzwischen den Erdbeerhof Schuster von ihren Eltern übernommen. Beheimatet ist der Hof eigentlich in Pödeldorf, doch gibt es seit etlichen Jahren zusätzlich dieses Feld bei Höchstadt - insgesamt handelt es sich um fünf Hektar. In Pödeldorf im Landkreis Bamberg - dem größeren Standort - bauen die Schusters Erdbeeren und Heidelbeeren an.

Frost kann alles ruinieren

Eigentlich sei ein zweiter Standort sinnvoll, erläutert Hanna Schuster. Denn: "Die Wetterlage ist überall anders, und so verteilt sich das Risiko besser." Denn das Wetter ist der große Risikofaktor für Erdbeeren. "Schon eine frostige Nacht kann alles ruinieren." Deshalb müssen die Felder in der kritischen Phase nachts mit Vlies abgedeckt werden, wenn Frost droht. Zu heiß darf es darunter dann aber auch nicht werden, wenn tagsüber wieder die Sonne draufscheint. Ein ewiges Hin und Her also. Und von Pödeldorf nach Höchstadt ist es doch ein längerer Weg. Das zweite Problem ist nämlich das fehlende flexible Personal, um solche Arbeiten zu erledigen wie zum Beispiel auch das Erdbeeren hacken, also das Unkraut entfernen oder das Wiegen und Kassieren im Stand am Feld.

Die Lieblingssorte von Hanna Schuster: Mieze Nova

Die Lieblingssorte von Hanna Schuster: Mieze Nova © Jeanette Seitz, NN

"Erdbeeranbau ist stressig", sagt Hanna Schuster. "Und diese ganze Arbeit ist für uns als kleiner Familienbetrieb nicht mehr stemmbar." Deshalb haben sich die Schusters schweren Herzens entschlossen, das gepachtete Feld bei Höchstadt aufzugeben; heuer ist die letzte Saison. Ohnehin ist der Erdbeeranbau nur ein Zusatzverdienst. Martin Schuster und sein Vater bauen Skateanlagen, Hanna Schuster ist selbstständig in der Lebensmittelbranche tätig.

Viele verschiedene Sorten

In Pödeldorf aber wird es auch weiterhin Erdbeeren geben - "wenn wir insgesamt weniger Arbeit haben, dann macht es uns auch wieder mehr Spaß", meint Hanna Schuster und steckt sich eine Erdbeere ihre Lieblingssorte Mieze Nova in den Mund. "Wir pflanzen viele verschiedene Sorten an, und zwar solche, die uns auch schmecken. Die kriegt man so nicht im Supermarkt", wirbt Hanna Schuster und betont: "Erdbeere ist nicht gleich Erdbeere." Die Stammkundschaft wisse das. Und vor allem wegen dieser Kunden tue ihr das Aus in Höchstadt auch sehr leid.

Zumal das Erdbeerfeld schon 2018 mal wegen eines geplanten Logistik- und Produktionszentrums auf der Kippe stand und damals viel Zuspruch erfuhr, sogar durch eine Unterschriftenaktion. "Dieser Rückhalt war toll", erinnert sich Hanna Schuster. "Aber man hat auch auch die vielen Unsicherheiten gesehen. Und wir müssen jetzt an uns und unsere Familien denken."

Selberpflücken ist auf dem Feld zwischen Höchstadt und Gremsdorf angesagt. Heuer ist aber die letzte Saison.

Selberpflücken ist auf dem Feld zwischen Höchstadt und Gremsdorf angesagt. Heuer ist aber die letzte Saison. © Jeanette Seitz, NN

Noch bis Mitte/Ende Juli können auf dem Feld zwischen Höchstadt und Gremsdorf Erdbeeren gepflückt werden - das Pfund kostet 2,20 Euro, geöffnet ist momentan täglich von 9 bis 19 Uhr. Nähere Infos unter Telefon (0159) 02369872.

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