Höchstadter prellt gute Freunde um über 8000 Euro

15.5.2019, 12:58 Uhr

Vor dem Erlanger Amtsgericht gibt der Angeklagte die Vorwürfe allesamt zu und entschuldigt sich mehrfach, auch direkt bei dem befreundeten Ehepaar, das er um viel Geld geprellt hat. "Ich schäme mich zutiefst und werde das Geld auch zurückzahlen."

Verhandelt werden an diesem Tag vier Betrugsfälle. So soll der Angeklagte dem befreundeten Ehepaar aus Puschendorf Anfang 2017 drei iPads und ein MacBook, die er selbst angeblich günstig besorgen könnte, für insgesamt 1025 Euro angeboten haben. Die Puschendorfer bezahlten bar, bekamen aber keine Ware.

Weiter ging es im Mai 2017, als der Angeklagte behauptete, dass er über seinen Arbeitgeber Siemens eine Audi A4 Limousine als Leasingrückläufer für nur 6930 Euro erwerben und an die Puschendorfer abgeben könnte. Das Ehepaar leistete eine Anzahlung von 3930 Euro, sah aber von dem Audi nie etwas; eben sowenig wie von dem Elektroherd für 450 Euro, die der Angeklagte ihnen im Februar 2018 versprach.

Im Mai 2018 schließlich machte der Angeklagte seinen Freunden vor, er sei wegen eines Steuerproblems in einer Zwangslage und benötige dringend ein zinsloses Darlehen in Höhe von 3000 Euro. Zwar ließ sich der Ehemann diesmal einen Gehaltsnachweis zeigen, nach dem der Angeklagte angeblich 7500 Euro pro Monat verdiente, doch arbeitete er weder bei Siemens noch sonst irgendwo — der Kontoauszug war gefälscht. Dennoch übergab der Ehemann dem Angeklagten 3000 Euro.

Nach 15-jähriger Freundschaft hintergangen

Wie man zu diesem Zeitpunkt noch so leichtgläubig sein konnte, will Verteidiger Sebastian Kern wissen. "Wir haben halt noch gehofft", sagt der Puschendorfer. Er und seine Frau bedauern es zwar, dass der Angeklagte sie nach 15-jähriger Freundschaft so hintergangen habe, dennoch haben sie kein Interesse an einer Strafverfolgung. "Wir wollen bloß unsere 8405 Euro zurück", sagt die Ehefrau.

Dem Ganzen vorausgegangen war ein Betrugsfall, bei dem der Angeklagte einen Mann um 36 400 Euro geprellt hatte. Nach seiner Verurteilung zu einer Gefängnisstrafe (zwei Jahre und sechs Monate) zahlte er das Geld zwar zurück — jedoch mit Geld aus neuerlichen Betrugsfällen, bei denen er insgesamt 63 900 Euro erbeutete. "So etwas habe ich noch nie erlebt", meint Richter Wolfgang Gallasch. Die Staatsanwältin spricht von einer "erheblichen Dreistigkeit, einem Vertrauensbruch und einem unbelehrbaren Wiederholungstäter".

Für diese neuerlichen Betrugsfälle wurde der Höchstadter bereits zu einer Haftstrafe (ebenfalls zwei Jahre und sechs Monate) verurteilt. Diese beziehen Gallasch und die Schöffen in ihr Urteil mit ein. Wegen des Geständnisses, der Entschuldigung und der "glaubhaften Reue" erhöht das Gericht die Gesamtfreiheitsstrafe lediglich auf zwei Jahre und neun Monate. Somit bleibt der 43-Jährige nun für insgesamt fünf Jahre und drei Monate hinter Gittern.

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