Brief ans Kultusministerium

"Ich kündige": Adelsdorfer hat die Schnauze voll vom Homeschooling

11.8.2021, 05:59 Uhr
Ein Junge verzweifelt beim Homeschooling. Zu sehen ist nicht der Sohn von Alexander Kulla, sondern ein anderes Kind.

© imago images/Petra Schneider, NN Ein Junge verzweifelt beim Homeschooling. Zu sehen ist nicht der Sohn von Alexander Kulla, sondern ein anderes Kind.

Die Gründe schiebt er gleich nach: ausbleibende Gehaltszahlung, fehlende Anerkennung der Leistung sowie "keine Genehmigung der Nebentätigkeit durch den Hauptarbeitgeber, da die Gesamtarbeitszeit die gesetzlich erlaubten maximal zehn Arbeitsstunden am Tag überschreitet."

"Wir sind sicher keine Querdenker"

"So kann es einfach nicht weitergehen", findet Alexander Kulla. Er lebt mit seinen drei Kindern im Alter von vier, fünf und acht Jahren in Adelsdorf. Seine Frau und er arbeiten beide im Gesundheitswesen, sie als Krankenschwester - er leitet das Erlanger Hospiz in Vollzeit. "Wir sind sicher keine Querdenker", betont er, "wir sind auch beide geimpft und tragen Masken, wo es nötig ist."

© Alexander Kulla, NN

Aber: "Ich kann nicht alles hinnehmen, was mit meinen Kindern gemacht wird." Seit Wochen seien sie aus dem sozialen Leben komplett rausgeworfen. Gerade sei es wieder besser, weil die Schulen offen haben, aber die Strategie im Distanzunterricht sei "mittelalterlich - mit kopierten Arbeitsblättern, die man kaum lesen kann." Und Alexander Kulla befürchtet, dass es nach den Ferien wieder los geht. Deswegen hat er jetzt seine symbolische Kündigung verschickt und engagiert sich im Verein "Initiative Familien", der bundesweit agiert.

"Unterirdische" Notbetreuung

Alexander Kulla möchte nicht mehr Abend für Abend mit seinem Sohn, der in die dritte Klasse geht, Überstunden machen im Homeschooling. Auch die Notbetreuung sei "unterirdisch", weil das Personal verständlicherweise nicht nach käme. "Und das alles, obwohl die Ansteckungsgefahr in der Schule nicht höher ist als sonstwo", meint der 41-Jährige. Mehrere Studien belegen das aus seiner Sicht. Deswegen wünscht er sich, dass die Schulen offen bleiben. "Wir sollten unsere Kinder nicht schlechter behandeln, als die Mitarbeiter in Wirtschaftsunternehmen." Hier gibt es Hilfe bei Homeschooling-Problemen in Erlangen