Immenser Schaden

6.6.2013, 00:00 Uhr
Immenser Schaden

Dort, wo sonst die Besucher laufen, die sich in der Backstube der Laufer Mühle ihren Kuchen und ihr Brot holen wollen, zwischen der Bäckerei und dem Haus Benedikt also, schwimmen jetzt kleine Fische. Ein paar Enten probieren die riesigen neuen Wasserflächen aus.

Immenser Schaden

Doch dass das alles mit Idylle an einem Sonnennachmittag überhaupt nichts zu tun hat, wird nur hundert Meter weiter sichtbar: Hier laden zwei Männer gerade Trocknungsgeräte aus, einen ganzen Lastwagen voll haben sie zur Laufer Mühle gebracht — um die Gebäude der Therapieeinrichtung schnellstmöglich wieder trocken zu kriegen.

Immenser Schaden

Denn gegen den Wasserstand von 5,90 Meter am Samstagabend konnten die Schutzmaßnahmen, die die Hochwasserbeauftragte der Laufer Mühle, Valeska Lorenz, und Einrichtungsleiter Michael Thiem mit Hilfe aller Mitarbeiter und Bewohner ergriffen hatten, nichts ausrichten. „Alle Keller waren mit Wasser voll gelaufen. In der Waschküche stand das Wasser ungefähr einen halben Meter hoch, in der Bäckerei maßen wir 90 Zentimeter und auch im Haus Benedikt stand zehn Zentimeter hoch das Wasser“, erzählt Michael Thiem. Zum ersten Mal seit 17 Jahren war das Wasser in das Reich von Valeska Lorenz, die Schreinerin in der Einrichtung ist, eingedrungen. Im Innenhof der alten Mühle schwappte das Wasser ebenfalls 80 Zentimeter hoch.

„Ich habe in den vergangenen 23 Jahren schon ungefähr 50 Mal Hochwasser erlebt“, sagt Thiem. „Aber so schlimm war es noch nie.“

Dabei war die Einrichtung gut gerüstet. Bereits am Freitag waren, wie berichtet, die Bewohner aus dem Haus Benedikt, dem ehemaligen Herrschaftshaus der Laufer Mühle, in Sicherheit gebracht worden. Erst gestern kehrten sie mit ihrem Hab und Gut aus ihren Ausweichunterkünften in einem Therapiesaal und verschiedenen Außenwohngruppen in ihre Zimmer zurück.

Sandsäcke waren aufgeschlichtet, Hochwasserbarrikaden an den Türen angebracht, schwere Maschinen und Gerätschaften hochgestellt worden. In den Kellern wurden Wasserpumpen aufgestellt und Notaggregate in Stellung gebracht.

Doch es regnete unentwegt weiter — „und vor allem kam das Wasser am Samstag sehr schnell“, wie Thiem sagt. Und mit einer größeren Wucht als sonst: „Paletten, auf denen unsere Maschinen standen, wurden unterspült, die Maschinen fielen herunter“, so der Einrichtungsleiter. Auch ein Notstromaggregat wurde umspült und fiel schließlich um. Dadurch konnten die Pumpen die einströmenden Wassermengen nicht mehr bewältigen, der Wasserstand in den Gebäuden stieg. Die Stromversorgung brach zusammen und damit auch die Telefon- und Computeranlage.

Nachdem das Wasser nur wenige Zentimeter an den eigentlich als hochwasserfrei geltenden Neubau herangerückt war, stand Samstagnacht zur Debatte, auch diesen zu evakuieren.

Doch soweit ist es nicht gekommen, mittlerweile sind Mitarbeiter und Bewohner, deren Einsatz in den vergangenen Tagen Thiem in den höchsten Tönen lobt, mit Aufräumen beschäftigt – und der Schadensaufnahme. Mauern sind patschnass, in den am Wochenende überfluteten Räumen riecht es muffig, unter dem Holzboden in der Schreinerei steht noch Wasser. Lebensmittel im Wert von mehreren Tausend Euro fielen dem Hochwasser zum Opfer, eilig wurde nun nachbestellt. Auch Tierfutter und der Strohvorrat sind dem Wasser zum Opfer gefallen.

Sorgen bereiten die schwer getroffenen Maschinen. „Selbst wenn die jetzt noch funktionieren, kann es sein, dass sie dann in einigen Wochen kaputt gehen“, so der Einrichtungsleiter. Doch obwohl die Bäckerei noch weit davon entfernt ist, wieder arbeiten zu können, gibt es Kuchen aus der Laufer Mühle. „Unsere Cafés in Gremsdorf oder auch Adelsdorf sind offen“, sagt Thiem. Behelfsweise werde nun in jeder freien Minute in der Großküche gebacken. Nur kleiner sei die Auswahl in den Cafés derzeit eben.

Gestern machte sich auch der Bezirkstagspräsident Richard Bartsch ein Bild von der Lage in der Laufer Mühle, gemeinsam mit seiner Stellvertreterin und Vizelandrätin Karin Knorr sowie Bezirksrat Walter Nussel war er gekommen. „Einen Scheck oder Zusagen habe ich nicht dabei“, sagte Bartsch. Aber er werde den zuständigen Stellen von den Schäden in der Laufer Mühle berichten. 250000 bis 400000 Euro sind da zusammengekommen, wie Gutachter in einer ersten Schätzung feststellten.

„Eine Mauer werden wir trotzdem nicht um unsere Mühle ziehen“, betonte Thiem. Aber die Hochwasserbarrikaden, die auf den bisherigen Höchststand ausgerichtet waren, werden nun erhöht.

Buchstäblich in letzter Sekunde ist am Wochenende übrigens auch die historische Mühle in Mühlhausen gerettet worden: Die Freiwillige Feuerwehr des Ortes hatte das Gebäude in einem Kraftakt mit Silosäcken geschützt und das einsickernde Wasser wieder hinaus gepumpt.

Mehr Fotos im Internet unter

www.nordbayern.de/hoechstadt

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