Intec erweiterte Angebot für Arbeitstherapie

11.11.2016, 16:42 Uhr
Intec erweiterte Angebot für Arbeitstherapie

© Foto: Kern-Miereisz

Johann Kraus, Geschäftsführer bei Intec, Jürgen Ganzmann, Geschäftsführer der WAB Kosbach und Behindertenbeauftragter des Landkreises, Irina Tartakovskaya, Masterabsolventin für Sozialmanagement und Elke Sienerth, Fachkraft zur Arbeits- und Berufsförderung, beschrieben die aktuelle Situation.

Die Präsidentenwahl in USA ist ein Diskussionsthema, das niemanden kalt lässt: Wie weit ist Deutschland noch von verelendeten Situationen wie in Amerika entfernt?, fragen sich vor allem auch Menschen, deren Beruf die soziale Arbeit ist. Die Diagnose:

Das soziale Netz hier zu Lande werde zusehends lückenhaft, die Umverteilung von Arm nach Reich sei ungebrochen, die Arbeitsverdichtung verstärke sich. Zusehends seien Menschen dem nicht mehr gewachsen, die Zahl psychisch Kranker steige.

Vor diesem Hintergrund, so Jürgen Ganzmann, werde es für Menschen mit Beeinträchtigungen immer schwerer, Arbeit zu finden: „Wir sind die Seismographen.“ Die beschützende Einrichtung der WAB Kosbach erhalte täglich Anfragen, ob sie Menschen aufnehmen könne. Ähnliches berichten die Laufer Mühle, mit denen man ein Netzwerk unterhält, ebenso mit der Lebenshilfe und den Barmherzigen Brüdern in Gremsdorf.

Als mindestlohnpflichtiges Unternehmen des ersten Arbeitsmarkts steht auch Intec vor der Herausforderung zwischen Wirtschaftlichkeit und Menschlichkeit bestehen zu müssen, verdeutlichte Intec- Geschäftsführer Johann Kraus. Gleichwohl: Profitmaximierung könne nicht der alleinige Daseinsgrund eines Unternehmens sein.

Intec übernimmt Metallarbeitsaufträge überwiegend für die umliegende Industrie, etwa 15 Firmen: „Gleiche Qualität, gleicher Lohn.“ Insbesondere im Hinblick auf den Fachkräftemangel in Branchen wie Gastronomie, Handwerk, Pflegeeinrichtungen, Krankenhäuser will man jedochUnternehmen zum Neudenken bringen: „Die Arbeit muss dem Menschen angepasst werden“, sagt Jürgen Ganzmann. Arbeitsabläufe könnten derart umstrukturiert werden, dass Menschen mit seelischen Handicaps einfache Arbeiten übernehmen, um die Fachkräfte zu entlasten. Ganzmann: „Muss ein Heizungsbauer selbst die Werkstatt aufräumen? Muss eine Altenpflegerin auch noch die Brote schmieren?“

Würden Arbeitstempo und Leistungsfähigkeit eines Menschen mit Beeinträchtigungen berücksichtigt , so könnten viele in den Arbeitsprozess integriert werden.

„Berührungsängste abbauen, Flexibilität zeigen, man muss es wollen“ zeigten sich Ganzmann und Kraus überzeugt. Bei Arbeitskreisen sprechen sie Firmen an. Der Mittelstand sei empfänglich für das Thema, während große Konzerne immer schnelleren Umwälzungen unterworfen seien. „Wer auf der Sonnenseite des Leben steht, soll sich einmal auf die Schattenseite versetzen“, gibt der Intec-Geschäftsführer zu bedenken. Jeder könne unversehens dort landen.

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