Jazzkomposition "Fantasia Mistica" in Herzogenaurach

1.10.2019, 10:58 Uhr
Jazzkomposition

© Foto: Hans von Draminski

Zum zweiten Mal innerhalb von zwei Tagen wurde die Drebinger’sche Schmiedehalle zum Seelenort, zum zweiten Mal wurde melodischer, höchst ansprechender Stoff für das Kopfkino geboten. Und das nicht nur, weil Studtrucker und Rießbeck hörbar ein Faible für den Film noir haben, weil sie Soundscapes entwerfen, weil sie – passend zum Festivalthema – die Phantasie ihrer Zuhörer mit Musik füttern, die genau so viel um Ungefähren lässt, dass sie die Gedanken des Publikums nicht einengt, sondern auf die Reise schickt.

Eigentlich sind es mehrere Kurztrips, zu denen das gut aufeinander eingespielte Duo im Maschinenhallen-Ambiente einlädt. Die Stücke an diesem Abend verkörpern allesamt Gratwanderungen zwischen den Stilen, sie leben vom Spannungsverhältnis zwischen klassischen Formen und typischen Jazzharmonien.

Jenseits strenger Formen

Da spielt etwa Volkmar Studtrucker solo am Flügel eine spürbar an Bach angelehnte Fuge, verlässt aber die strengen formalen Bahnen spätestens bei der Durchführung, die sich irgendwo zwischen spätem Duke Ellington und Miles Davis bewegt.

Die "Fantasia Mistica" könnte man als siebenteilige Jazzsuite bezeichnen, deren einzelne Elemente durchaus auch für sich selbst Bestand hätten, als großes Ganzes allerdings zu einem packenden Panorama innerer Befindlichkeiten werden.

Volkmar Studtrucker kommentiert sein Werk mit der ihm eigenen Ironie. Es geht unter anderem um den Schlaf und um Träume – und der Komponist stellt seinem Publikum frei, loszulassen und wegzudämmern. Dazu passt, dass in der "Fantasia Mistica" über weite Distanzen impressionistische Entgrenzung herrscht, dass sich die harmonischen und rhythmischen Ecken und Kanten in engen Grenzen halten. Studtrucker hat hier zeitlose Wohlfühl-Musik geschaffen – auch für jene, die keine Jazzfreaks sind.

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