Jonas Hügen liebt das Ehrenamt

1.5.2019, 05:59 Uhr
Jonas Hügen liebt das Ehrenamt

Und warum? "Weil ich möchte, dass für die Kinder all das Schöne, was ich erleben durfte, als ich jünger war, weiter stattfindet", sagt Hügen, der in Erlangen "Integrated Life Science" studiert, eine Kombination aus Biochemie, Biophysik und Biomathematik. Er schwärmt noch heute von Freizeiten und Kinderbibelwochen, von den Aktivitäten im Sportverein.

Engagiert ist er seit der Grundschulzeit. Nach dem Vorbild seiner älteren Geschwister wurde er Ministrant, blieb dabei, als andere längst aufgehört hatten. Als Zeckerner Oberministrant erstellte er Einsatzpläne für die anderen Ministranten, kümmerte sich um die Sternsinger-Aktion, um Proben.

Vor drei Jahren wechselte er in die Pfarrei Maria Königin nach Hemhofen, wo sich die "Ministrantenverwaltung" auf die Schultern mehrerer Oberministranten verteilt. Mittlerweile sei er ein "sehr alter" Ministrant. Doch solange er es zeitlich hinbekomme, mache er es weiter.

Jonas Hügen liebt das Ehrenamt

Weit mehr Zeit verbringt Jonas Hügen jedoch auf dem Sportplatz. Seit 2013 ist er Trainer in der Leichtathletik-Abteilung des TSV Hemhofen, seit 2016 leitet er diese auch. Die Mitgliederzahlen der Abteilung stiegen seitdem von 46 von 78. Den Zulauf erklärt sich der Student so, "dass ich einfach selbst jung bin und auch selbst noch Sport mache". Will heißen: Hügen kommt leichter an die Zielgruppe ran. Anders als früher sind in der Abteilung jetzt nicht mehr nur Sportler unter 18 Jahren, sondern auch junge Erwachsene aktiv.

Der 25-Jährige ist ein Macher: "Wenn andere sagen, dass man irgendwas mal angehen müsste und dann doch abwarten, sage ich, wir müssen das machen und tue es dann auch", meint Hügen. Die Struktur der Leichtathletik-Abteilung hat er konsequent umgebaut, etwa die Trainingszeiten verändert.

Sportler und Trainer

Als Trainer steht der junge Hemhofener drei Mal pro Woche auf dem Sportplatz (geübt werden beim TSV alle Leichtathletik-Diszipline außer Stabhochsprung und Hammerwurf), er selbst trainiert fünf Mal pro Woche. Doch das war nicht immer so: Zwar betrieb er früher regelmäßig Leichtathletik, aufgrund von unter anderem Knie-Problemen hörte er mit 16 Jahren jedoch auf – und stieg erst wieder konsequent ein, als er 2016 seinen C-Trainerschein machte.

2018 schaffte er bei seinem ersten Einzelwettkampf als Sprinter – für ihn selbst überraschend – gleich die Quali für die Bayerischen Meisterschaften, in der Hallensaison 2019 schaffte er es bis ins Halbfinale der Süddeutschen. "Da hat mich jetzt schon der Ehrgeiz gepackt, auch wenn ich zu den Älteren im Starterfeld gehöre", gesteht Hügen, der auch Jugendbeauftragter des TSV Hemhofen ist sowie Vorstandsmitglied des BDKJ Höchstadt.

Und warum tut er sich das alles an? Schließlich ist er ja auch als Student eingespannt und arbeitet als Werkstudent über eine externe Firma bei Adidas. "Es lohnt sich einfach", findet Hügen. Weil er sieht, wie die von ihm betreuten Kinder Spaß haben und die Mitgliederzahlen "seiner" Leichtathletikabteilung nach oben gehen. Er sieht das so: "Kein Kind erinnert sich später an sein erstes Handy. Daran, wie glücklich es auf einer Jugendfreizeit war, aber schon."

Gelernt, nein zu sagen

Möglich sei ein derart ausgeprägtes Engagement nur mit einiger Disziplin: "Ich bin sehr strukturiert und schaue immer erst in den Kalender und rechne durch, wieviel Zeit ich für etwas brauche und ob ich Helfer benötige, bevor ich zusage", verrät der 25-Jährige sein Rezept. Und er habe auch gelernt, nein zu sagen.

Schade findet er, dass sich nicht mehr Leute engagieren: "Alle leben heute so schnell und die meisten fühlen sich nicht mehr verpflichtet. Die Antwort ist immer, dass sie keine Zeit hätten — dabei müssten sie sich einfach Zeit nehmen", meint Hügen.

Er selbst will seine Ehrenämter noch solange ausfüllen, wie er kann. Kürzlich hat Jonas Hügen jedoch erstmal Urlaub bei seiner Schwester in den USA gemacht. Den ersten richtigen Urlaub seit 2012. KATRIN BAYER

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