Kein musischer Zweig am Gymnasium Höchstadt

4.3.2020, 10:57 Uhr
Kein musischer Zweig am Gymnasium Höchstadt

© Foto: Ralf Rödel

Hatten die im Schulausschuss aktiven Kreisrätinnen und -räte doch Anfang Juli 2019 einstimmig dafür votiert, dem Wunsch des Höchstadter Gymnasiums-Leiters Roland Deinzer auf die Angliederung eines musischen Zweiges an die Schule nachzukommen. Zum "Deal" hätte gehört, dass der Landkreis ERH als Sachaufwandsträger auch die Kosten etwa für die Anschaffung von Instrumenten übernommen hätte.

Umso überraschter waren alle Beteiligten, als Mitte Dezember eine dürre Absage des Bayerischen Staatsministeriums für Unterricht und Kultus per E-Mail bei Schulleiter Deinzer eintrudelte. "Die Änderung des bestehenden Ausbildungsangebots ist nur dann in Betracht zu ziehen, wenn eine Beeinträchtigung von anderen Gymnasien in der Region ausgeschlossen werden kann. Diese Voraussetzung ist im vorliegenden Fall nicht gegeben", heißt es in der von Ministerialdirektor Herbert Püls unterschriebenen Nachricht.

Landrat Alexander Tritthart stieß sich an der Abwesenheit einer sachgerechten Begründung für die Ablehnung, was ihn zu einem direkten Schreiben an Schul- und Kultusminister Michael Piazolo veranlasste, in dem Tritthart eine ausführliche Darlegung der Beweggründe forderte.

Aus Piazolos Antwort geht hervor, dass "aus der Perspektive der Einzelschule und des einzelnen Sachaufwandsträgers" die Forderung nach einer musischen Ausbildungsrichtung "durchaus nachvollziehbar" sei, man aber bei der Einrichtung neuer Musischer Gymnasien die Mehrkosten – Piazolo nennt einen "Budgetzuschlag" von 0,4 Wochenstunden pro Schüler – zu berücksichtigen habe.

Außerdem äußert Piazolo die Befürchtung, die Einrichtung eines weiteren Musischen Gymnasiums würde möglicherweise zu einem "teilweise erheblichen Schülerrückgang an den bestehenden Musischen Gymnasien in der Region" – konkret am Christian-Ernst-Gymnasium Erlangen und am Herder-Gymnasium Forchheim – führen.

Eine Argumentation, die in der Schulausschusssitzung weder der Landrat noch die Kreisräte nachvollziehen konnten. "Der Landkreis hätte das Geld zur Verfügung gestellt", betonte Alexander Tritthart. Er halte die Entscheidung für falsch. Gerade am Gymnasium Höchstadt mit seinen sowieso intensiven Musik-Aktivitäten sei die Einrichtung eines musischen Zweigs "sehr sinnvoll".

Kreisrat Eberhard Brunel-Geuder erinnerte daran, dass die harsche Abfuhr für den Landkreis "bekannten Strukturen" folge und dass beispielsweise die Vermeidung unnötiger Schülerfahrten in der Entscheidung überhaupt nicht berücksichtigt sei. Nun will man Zahlen darüber einholen, wer aufgrund des musischen Zweiges aus Höchstadt nach Erlangen oder Forchheim an die dortigen Gymnasien pendelt – und nach Verstreichen einer gewissen Karenzzeit einen neuen Anlauf starten.