Kommentar: Chance vertan

10.11.2010, 22:59 Uhr

Zwei Wochen sind 14 Tage, gemessen an den hunderten von Jahren, die das Rosenzweighaus schon auf dem Marktplatz von Mühlhausen steht, das Dorf prägt und von seiner interessanten Vergangenheit zeugt? Und gemessen an den gut 30 Jahren Überlegungen zu seiner Rettung?

Sicher, es wurden schon viele Überlegungen zur Rettung des Denkmals angestellt, dessen Eigentumsverhältnisse lange Zeit ungeklärt waren.

Seit anderthalb Jahren ist das Rosenzweighaus nun im Besitz der Gemeinde, die wiederum mit Behörden und Interessenten diskutierte, Sanierungskonzepte entwickelte und verwarf. Und immer war da ein nicht zu überhörender Unmut der Bevölkerung über den „Schandfleck“ in der Dorfmitte, der endlich beseitigt werden müsse.

Dennoch: Der Gemeinderat hätte dem neuen Interessenten eine Chance geben müssen. Beim Thema Rosenzweighaus geht es nicht nur um persönliches Empfinden für Schön oder Hässlich, um einen Sinn fürs Alte oder die Liebe für praktische Neubauten. Hier geht es auch um die Besinnung auf die eigene Geschichte und die Übernahme von Verantwortung.

Schön gesagt

Wie sagen es Kommunalpolitiker und Honoratioren doch immer so schön bei allen möglichen Jubiläen und Gedenkfeiern: Die Vergangenheit weist uns den Weg in die Zukunft.

Nichts wäre ein besseres Gestaltungsmerkmal für den Markplatz, der jetzt aufwendig saniert werden soll, als das hergerichtete Rosenzweighaus. Der kostspielige Abriss stellt die Gemeinde vor eine neue Herausforderung: die Baulücke sinnvoll und ansprechend zu füllen.