Kommunalwahl in Höchstadt: Was Jugendliche bewegt

23.2.2020, 14:53 Uhr
Kommunalwahl in Höchstadt: Was Jugendliche bewegt

Bemerkenswert war die sachliche und fast schon harmonische Atmosphäre, die die von Jugendpflegerin Mona Reinhard initiierte Talkrunde geprägt hat. Und das bei so gegensätzlich ausgerichteten Teilnehmern wie den Grünen und der AfD. Beide Gruppierungen treten zum ersten Mal bei einer Höchstadter Stadtratswahl an. Ebenso die Bürgerliste, deren Fahne Jochen Tohol hochhielt. Und natürlich ließen sich die drei Bewerber um das Bürgermeisteramt, Amtsinhaber Gerald Brehm von der Jungen Liste (JL), Mechthild Glab von der SPD und der CSU-Mann Alexander Schulz nicht lange um eine Teilnahme bitten.

Geld für den Nahverkehr

Nicht überall, wo den Jugendlichen etwas auf den Nägeln brennt, kann die Politik helfen. Das zeigte sich insbesondere bei dem Thema, das mit am häufigsten angeschnitten wurde: In Höchstadt sei wenig los, es gebe keine Treffpunkte für die Jugend. Vor allem die Schließung des letzten Clubs in der Stadt, des Puls, wurde beklagt. "Wir können keine Disco aufmachen", meinte Alexander Schulz und seine Mitbewerber äußerten sich fast gleichlautend. Allenfalls könnte die Stadt über die Jugendhilfe unterstützend tätig werden, wenn junge Leute in eigener Initiative Treffpunkte organisieren wollen. Das Angebot sei da, es müsse nur genutzt werden, sagte der amtierende Bürgermeister. Das traf auch auf diesen Abend zu. Abgesehen von den Veranstaltern waren kaum Jugendliche zu sehen.

Mehrfach angesprochen wurde das Nahverkehrsangebot. Doch der Regionalverkehr ist Sache des Landkreises. Der CSU-Kandidat Schulz verspricht sich viel von dem 365-Euro- Ticket, das im kommendem Schuljahr flächendeckend für Schüler und Auszubildende eingeführt wird. Dem schloss sich Mechthild Glab an, verlangte aber: "Es muss halt genutzt werden." Eine etwas andere Richtung wollen Gerald Brehm und seine Junge Liste einschlagen: Jede Fahrt soll pauschal 1 Euro kosten. Das könnte zu einer besseren Auslastung führen, erwartet der Kreisvorsitzende der Freien Wähler und nimmt bewusst in Kauf, dass "noch etwas mehr Geld hineingesteckt wird".

Dem grünen Kandidaten Peter Winkler geht das alles nicht weit genug. Er verlangte eine andere Mobilitätsstrategie, "ein ganz neues Denken" ohne dies zu konkretisieren. Was die innerstädtischen Verbindungen angeht will Brehm weiter nach Verbesserungen Ausschau halten. Mangels Nachfrage sei der Shuttlebusverkehr vom AischPark-Center in die Innenstadt nach einem Probelauf eingestellt worden, bedauerte der Rathauschef.

Christian Bessler, Kandidat der Höchstadter AfD, will Jugendliche und Schüler kostenlos befördert wissen. Außerdem machte er sich dafür stark, dass die Bewohner der Ortsteile einen besseren Anschluss an die Stadt bekommen.

Viele Naturreservoirs

"Was wären die Projekte, die Sie im Stadtrat als erstes anstoßen würden?" Das war eine zentrale Frage in der von den Jugendparlamentariern Alisa Rogner und Benedikt Döring moderierten Talkrunde. Mechthild Glab will "Wohnungsangebote für jede Lebenslage", "vom Ein-Zimmer-Appartement bis zum Einfamilienhaus" schaffen. Schulz liegt ein städtisches Radwegekonzept am Herzen. Vor allem in Richtung Weisendorf gebe es da etwas zu tun, sagte der Fachoberschullehrer. Peter Winkler für die Grünen würde den Pestizideinsatz auf und an öffentlichen Flächen einstellen und wünscht sich überhaupt "möglichst viele Naturreservoirs". AfD-Kandidat Bessler will auf dem Gebiet der Ausbildung eine Kooperation zwischen Schulen und Wirtschaft anstoßen.

Und wie halten es die Bewerber mit dem Klimaschutz? Fast alle Politiker fanden lobende Worte für das Engagement in Sachen Klimaschutz. Auch Christian Bessler gab sich als im Kern als Umweltschützer. Um im gleichen Atemzug aber vor "Hysterie" zu warnen. Klimaschutz dürfe "nicht zur Religion werden. Das ist leider passiert", klagte der AfD-Ortsverbandsvorsitzende.

Unmissverständlich positionierte er sich zum Thema Wahlrecht ab 16: "Ganz klar nein" sagte der Stadtratskandidat. Brehm und Schulz äußerten ebenfalls Bedenken, könnten es sich aber zumindest auf kommunaler Ebene vorstellen. Peter Winkler und Mechthild Glab finden eine Absenkung der Altersgrenze dagegen gut, Jochen Tohol, der nicht nur bei diesem Thema etwas verhalten Stellung bezog, eher nicht.

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