Landkreis Erlangen-Höchstadt plant mobile Schnelltests

5.3.2021, 18:00 Uhr
Landkreis Erlangen-Höchstadt plant mobile Schnelltests

© Matthias Kronau

Bekanntlich hatte er bei der Regierung im Februar einen Vorstoß unternommen, bei niedrigen Inzidenzwerten gewisse Lockerungen zuzulassen, was zu seinem Bedauern abgelehnt worden war. Die beschlossenen Maßnahmen zeigten jetzt wenigstens den Privatleuten, aber auch den Betrieben Perspektiven auf, dass bei den Einschränkungen langsam Licht am Ende des Tunnels erscheine.

Gleichwohl habe oberste Priorität, die Ausbreitung des Virus zu verhindern. Deshalb hält der Landrat auch den Ansatz für sinnvoll, eine "Notbremse" einzubauen und die Lockerungen wieder zurückzufahren, wenn die Inzidenzwerte wieder spürbar steigen sollten.

Große Herausforderung

Sich ständig auf dem aktuellen Stand zu halten, stelle jedoch für Bürger, Dienstleister, Unternehmer und Behörden eine große Herausforderung dar – besonders in Gebieten, wo die Inzidenzzahlen immer um einen der Grenzwerte schwanken würden. Hier sei auch der Einzelne in der Verantwortung zu eruieren, was er jeweils zu beachten habe.

Alexander Tritthart hätte sich bei den Beschlüssen der Ministerpräsidenten gewünscht, dass beim Vereinssport unter Einhaltung der Hygieneregeln die Vorgaben weniger eng gefasst worden wären. Zumindest könnten auch die Gastronomen wieder ein bisschen Hoffnung schöpfen.

Den Landrat traf sich gestern mit der Führungsgruppe "Katastrophenschutz", um unter anderem eine praktikable Lösung für Schnelltests hinsichtlich einer Corona-Infektion zu finden. Geplant ist als erste Maßnahme, ein Fahrzeug mit einem mobilen Büro, das durch Vorzelte erweitert werden kann, entsprechend auszustatten. Zu vorher veröffentlichten Terminen macht das Fahrzeug dann an unterschiedlichen Standorten des Landkreises Station, sodass dort ohne Voranmeldung Tests für die Bürger möglich sind. Weiterhin will Tritthart mit den Bürgermeistern klären, ob in den Gemeinden feste Testräume installiert werden können.

"Der richtige Weg"

Herzogenaurachs Bürgermeister German Hacker (SPD) begrüßt die Beschlüsse: "Wir sind alle genervt von den Beschränkungen, aber wir brauchen Geduld. Die Kombination von Impfungen, Tests und der Orientierung an Inzidenzwerten ist der richtige Weg, um durch die Krise zu kommen." Er hofft vor allem, dass an den Schulen bald wieder weitgehend normaler Unterricht durchgeführt werden kann, damit die jungen Menschen nicht zu sehr darunter leiden.

Nach Ansicht seines Höchstadter Kollegen Gerald Brehm (FW) hätten sich die Ministerpräsidenten durchaus zu größeren Zugeständnissen für den Einzelhandel und die Gastronomie durchringen sollen. Gerade kleinere Geschäfte und Betriebe hätten mit erheblichen Einbußen zu kämpfen. "Es jammerschade, wenn manche die momentane Situationen nicht überleben würden", plädiert Bürgermeister Brehm für mehr Fingerspitzengefühl.

Unsere Region besitze die größte Brauereidichte der Welt. Im Raum Höchstadt existierten zirka 200 Fischküchen, die wichtige Abnehmer für die zahlreichen Teichwirte seien. "An dieser Vielfalt hängt eine Unmenge von Arbeitsplätzen. Gleichzeitig ist sie ein Stück Kultur, das wir nicht aufs Spiel setzen sollten", so Brehm.

Gemischte Gefühle

"Ich habe gemischte Gefühle beim Blick auf die momentane Situation: Einerseits gibt es für viele Menschen, deren Existenz an den Öffnungen hängt, eine Perspektive. Das freut mich. Auch, dass die Disziplin, die die Erlanger beim Einhalten der Regeln an den Tag gelegt haben, sich in den Inzidenzwerten widerspiegelt. Anderseits habe ich große Befürchtung, wenn wir hier in der Region die einzige Stadt sind, in der der Handel am Montag, wenn die Werte so bleiben, öffnen kann. Ich möchte eigentlich nicht, dass sich die Bilder, die in den vergangenen Wochen und Monaten aus Freizeit-Hotspots zu sehen waren, in Erlangen wiederholen. Das wäre auch für den Handel nicht gut. Denn werden wir zum Corona-Hotspot, dann war alles nur ein Strohfeuer." Bayern bewegt sich heraus aus dem Lockdown – auch im Erlanger Rathaus sind gestern die Bekanntgaben der Staatsregierung von Oberbürgermeister Florian Janik sehr genau beobachtet worden. Durchaus mit gemischten Gefühlen.

Denn zwei Inzidenz-Schwellen-Werte sind nun besonders wichtig: Liegt die Zahl der Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner binnen sieben Tagen über hundert, greift der volle Lockdown. Darunter wird es lockerer, viele Geschäfte dürfen öffnen, allerdings mit strengeren Auflagen. Sinkt der Wert unter 50, wächst die Freiheit. Und das könnte – so OB Janik – besondere Folgen für die Hugenottenstadt haben. Die Stadt könnte sich in einen Magneten für Kunden aus der gesamten Region verwandeln.

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