Lockdown: Brauereien in ERH sind in Gefahr

25.2.2021, 14:24 Uhr
Lockdown: Brauereien in ERH sind in Gefahr

© Hans von Draminski

Dazu kommt, dass es manche Förder- und Hilfsgelder, die vonseiten der Politik für die durch die Corona-Einschränkungen ebenfalls darbende Gastro-Branche ausgeschüttet werden, im Brauereisektor nicht gibt. Brauereigaststätten gelten (oft, nicht immer) als "nicht bezuschussungsfähige" Betriebe.

Den vom Deutschen Brauer-Bund an die politischen Entscheidungsträger hierzulande adressierten Brandbrief haben über 300 Brauereien deutschlandweit unterschrieben, darunter auch bekannte Betriebe aus dem Landkreis Erlangen-Höchstadt. Wir haben uns bei ihnen umgehört.

Verluste im sechsstelligen Bereich

"Die Verluste aus dem Corona-Jahr belaufen sich auf einen höheren sechsstelligen Betrag", bilanziert Ingo Sauer, Chef der "Brauerei Sauer" in Röttenbach und der "Brauerei Blauer Löwe" in Höchstadt. Mit "Click & Collect" würden Brauereien zu wenig verdienen, um schwarze Zahlen schreiben zu können. Der Hauptumsatz werde bei Großveranstaltungen gemacht.

Und damit sieht es auch im Jahr Zwei nach Ausbruch der Corona-Pandemie vorerst mau aus. Gerade erst wurde der Erlanger "Berg" abgesagt, weitere Fest-Ikonen in der Region werden sicher folgen. Wann die Gastronomie wieder annähernd normal öffnen darf, steht ebenfalls in den Sternen. Ingo Sauers lakonisches Fazit: "So macht man Geschäfte kaputt."

Versandhandel boomt

Dass im Gegenzug der Versandhandel boomt, dass Internetriesen sich in der Krise eine goldene Nase verdienen, macht Sauer extrem sauer. Zumal er sich auch von der inzwischen etwas schneller laufenden Impfkampagne keine rasche Änderung des derzeitigen Zustands verspricht: "Unsere Zielgruppe, das Publikum, das wir brauchen, wird voraussichtlich erst im Spätsommer oder Herbst geimpft", sagt Sauer voraus und fügt hinzu: "Die Lage ist einfach bescheiden."

"Wir würden alt aussehen, wenn wir Pacht zahlen müssten"

Alexander Heller von der Herzogenauracher Brauerei Heller ist froh, dass die Gaststätte der Traditionsbrauerei an der Hauptstraße in Familienbesitz ist: "Müssten wir momentan Pacht zahlen, dann würden wir alt aussehen", sagt Heller, während er den Sud ansetzt – wohl wissend, dass er noch für eine ganze Weile nur wenig Bier brauen muss.

Auch wenn er "die Hoffnung nie aufgibt", hat Alexander Heller sich wie seine Branchenkollegen von der Idee verabschiedet, im Laufe des Jahres 2021 auch nur ansatzweise normale Umsätze verbuchen zu können. Die Herzogenauracher Sommerkirchweih und die vielen kleinen Kärwas in der Umgebung stehen samt und sonders auf der Corona-Streichliste.

"Konzepte haben funktioniert"

Nicht verstehen kann Heller, dass die Bundespolitik an der Schließung gastronomischer Betriebe festhält: "Die Hygienekonzepte in der Gastronomie haben doch funktioniert", meint Heller. Er hofft darauf, dass es für Brauereigaststätten wenigstens anteilig Hilfsgelder gibt. "Wenn man diese Zuschüsse allerdings nach der Pandemie zurückzahlen muss, dann sind das keine echten Hilfen", betont Heller, der als einzigen Lichtblick derzeit den Flaschenbier-Absatz sieht, der über Supermärkte "mehr schlecht als recht" noch klappt.

Klein ist in der Krise von Vorteil

"Wir sind eher klein" und das sei in der aktuellen Krise durchaus ein Vorteil, meint Siglinde Hennemann von der Brauerei Hennemann in Pommersfelden-Sambach. Denn im Gegensatz zu größeren Brauereien, deren Produktionskapazitäten auf erheblich größeren Durchsatz abgestimmt seien, schafft es der Familienbetrieb Hennemann, mit den geringen Mengen, die derzeit über Getränke- und Supermärkte in der Region abgesetzt werden können, zumindest eine "schwarze Null" zu schreiben. Das Besitzerehepaar Hans und Siglinde Hennemann ist "nicht mehr weit von der Rente entfernt", wie Siglinde Hennemann erzählt. Deshalb wurde in jüngster Vergangenheit auch mit dem Umbau der Gastwirtschaft begonnen. Küche und Gastraum in den ehemaligen Saal verlegt. Der frei werdende Raum soll zum Wohnraum werden.

Über der Zukunft steht ein Fragezeichen

Mit laufenden Personalkosten muss sich die Brauerei Hennemann im Lockdown nicht plagen, der überwiegende Teil der Arbeit wird Familien-intern oder mit Saison-Aushilfen gestemmt. Siglinde Hennemann sieht mit Besorgnis, dass unter dem Lockdown auch die Zulieferer leiden. Über der Zukunft steht ein großes Fragezeichen.

 

Verwandte Themen


1 Kommentar