Longhorns vor der letzten Regionalligasaison?

11.9.2019, 17:59 Uhr
Longhorns vor der letzten Regionalligasaison?

© Foto: Thomas Hahn

Denn das Hin und Her ohne Happy End beim großen Kooperationspartner Nürnberg Falcons hat auch die Basketballer der TS Herzogenaurach nicht unberührt gelassen. Bekanntlich waren die Falcons sportlich in die Bundesliga (easyCredit BBL) aufgestiegen, doch der Verband erteilte dem Verein nach dem Gang durch alle Instanzen letztlich doch keine Lizenz – vor allem wegen einer fehlenden geeigneten Spielhalle. Nun müssen die Nürnberger weiter in der zweitklassigen Pro A antreten.

Obwohl Falcons-Macher Ralph Junge, in der kommenden Saison nicht mehr Coach, sondern nur noch Sportdirektor, den geforderten Drei-Millionen-Etat für die Erstklassigkeit zusammengekratzt hatte. Doch einige der Sponsoren hatten ihre Zusage eben nur für die BBL gegeben, nicht aber für die Pro A.

Und weil die endgültige Entscheidung gegen den Aufstieg erst am 7. Juli fiel und danach mit den Geldgebern neu verhandelt werden musste, wurde es nicht nur einigen Sponsoren, sondern auch Spielern zu heiß: Weil man nicht wusste, wie es in Nürnberg weitergeht, begann das Männleinlaufen. Die Falcons verloren zahlreiche Aufstiegshelden und Junge musste kämpfen, um überhaupt einen akzeptablen Kader zusammenzubasteln.

Wer hinten ganz runterfiel, waren logischerweise die Longhorns. Deren Abteilungsleiter Peter Simon und Trainer Nikola Jocic hatten in einem Pressegespräch im Frühsommer sogar gehofft, dass man in Herzogenaurach richtig profitieren könnte, falls Nürnberg in die BBL aufstiege – denn in diesem Fall muss der Bundesligist feste Prozentsätze seines Etats in seine Kooperationsprojekte stecken.

Doch das entfällt jetzt – und die meisten Vereine hätten angesichts dieser Personalmisere wohl die Segel gestrichen. Nicht aber die Longhorns. Peter Simon: "Es stand lange auf der Kippe, ob wir die Mannschaft überhaupt anmelden sollen. Am Dienstag hatten wir ein letztes Gespräch, und da haben die Spieler signalisiert, dass sie es unbedingt versuchen wollen. Der Tenor lautete: auf jeden Fall noch ein Jahr lang 1. Regionalliga spielen und notfalls eben absteigen."

Von der Qualität im Rückraum her sei man durchaus konkurrenzfähig, so Simon, denn da ziehen mit Urgestein Mike Kaiser, Larry Hall und Vedran Nakic drei Routiniers die Fäden. Aber schon ihre Ersatzleute bereiten sorgen. Denn das sind mit Chris Kwilu, Fritz Eismann und dem zuletzt meist verletzten Manuel Feuerpfeil drei Youngsters, die auch Ralph Junge in seinem Pro A-Kader hat und die er wohl auch immer wieder benötigen wird. Und 14 der 26 TSH-Spiele überschneiden sich mit denen der Falcons.

Verheerend wird es mit Blick auf die "Langen": Da heißen die Optionen Matthias Schlindwein (im Vorjahr bekam er ein paar Gelegenheits-Einsätze), Karen Buniatian (seit Jahren Bankdrücker), Lukas Niederlich und Emmanuel Lusakivana Ngan (beides Jugendspieler aus Nürnberg), die laut Simon zwar talentiert seien, "aber eigentlich noch nicht reif für die 1. Regionalliga".

Sie können keinesfalls die Lücke schließen, die Patrick Horstmann, der wohl beste Teamplayer, der im Herzogenauracher Basketball bisher zu bewundern war, der Kämpfertyp Tobias Übbing und Ben Gahlert hinterlassen, der ans US-amerikanischen Limestone College in South Carolina wechselte. Auch Robert Merz (Pro B in Erfurt) und Anthony Bauer (Pro B in Coburg) sind weg. Übbing kann immerhin das erste Saisonspiel bestreiten, zieht dann aus beruflichen Gründen weg und kommt zur Rückrunde zurück.

Immerhin bleibt Trainer Nikola Jocic, der in der vergangenen Saison sehr erfolgreich alte und junge Korbjäger zu einer Einheit zusammengeschweißt hat. Doch sein Vorgesetzter Peter Simon weiß, dass dieser heuer eine nahezu unlösbare Aufgabe vor sich hat: "Von der Papierform haben wir definitiv den schwächsten Kader der Liga, unterm Korb sind wir so nicht konkurrenzfähig."

Man könne nur hoffen, dass "uns zufällig ein Topcenter zuläuft" oder dass die Nürnberger doch noch ein paar Toptalente holen können. Aber dafür sei es eigentlich zu spät, eigentlich seien alle Akteure mit Perspektiven zu diesem Zeitpunkt untergebracht.

Einen Topmann habe man an der Angel, einen Kroaten, der schon mehrfach mittrainiert habe – aber das ist noch ein Spielmacher . . . Aber aufgeben gilt nicht für die Longhorns. Die hoffen nun auf eine schnelle Genesung von Matthew Meredith nach seinem Achillessehnenriss – und ein Basketball-Wunder. Peter Simon: "Zumindest die Hinrunde wird ganz, ganz schwer. Und ich darf nicht daran denken, wenn sich noch jemand verletzt."

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