Martina Stamm-Fibich: Ambition auf Posten als Landrätin

15.2.2020, 14:00 Uhr
Martina Stamm-Fibich: Ambition auf Posten als Landrätin

© Foto: Edgar Pfrogner

Vielmehr "glaube ich, dass ich es kann", sagt die 54-Jährige im Brustton der Überzeugung. Dabei hülfen sowohl ihre Erfahrungen aus Gemeinderat und Kreistag als auch diejenigen aus dem Bundestag. Es ist ihr bewusst, dass es "immer schwierig ist, gegen einen Amtsinhaber zu kandidieren". Das trifft besonders in einem Landkreis zu, der wirtschaftlich floriert, seit Jahren konstant niedrige Arbeitslosenzahlen aufweist und zahlreiche Ausbildungsplätze bietet. "Deshalb", da sieht sich Martina Stamm-Fibich mit dem amtierenden Landrat Alexander Tritthart auf einer Linie, "macht es in Erlangen-Höchstadt besonders Freude, Landrätin zu sein, denn man kann hier gestalten".

Zwischen zwei Terminen beim Treffen im Café wirkt die Kandidatin gleichermaßen entspannt wie aufmerksam. In manchen Dingen weiß sie sich mit dem ganzen Kreistag einig. Bildung sei wichtig, schon immer und für alle. "Da ist der Landkreis ERH gut aufgestellt." Auch dass eine weitere Verbesserung des ÖPNV notwendig ist, sieht sie wie Vertreter anderer Parteien. Doch, fügt sie hinzu "müssten wir an der Preisgestaltung im Verkehrsverbund arbeiten. Der ÖPNV ist zu teuer". Und die Stadt-Umland-Bahn sei unabdingbar als Ergänzung des ÖPNV – auch als Ostast.

Stamm-Fibichs besonderes Augenmerk gilt dem Landkreis als Gesundheitsregion. Wohnraum, aber auch Pflegeplätze für ältere Menschen fehlten. Da ist sie als gesundheitspolitische Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion ganz in ihrem Element. Sie sprudelt förmlich über: Ein Pflegeplatzkonzept sei erforderlich, die Kurzzeitpflege müsse gestärkt werden. Intelligente Konzepte möchte sie entwickelt sehen, um Pflege-, aber auch andere Dienstleitstungsberufe attraktiver zu machen. Unter anderem denkt sie dabei an ein "Pilotprojekt am Kreiskrankenhaus St. Anna mit anderen Arbeitszeitmodellen". Eines der großen Probleme sieht Martina Stamm-Fibich darin, dass bezahlbarer Wohnraum fehlt. Wirksame Maßnahmen sieht sie in der Kooperation mit der Gewo-Bau Land und in der Unterstützung der Kommunen, vor allem innerörtliche Bebauung voranzutreiben. "Wir müssen hier das Bewusstsein schaffen, dass mit jedem Quadratmeter Wohnraum der Ausbau der Infrastruktur wie Kita, Schule oder Läden mitgedacht werden muss." Soziale und Umweltaspekte müssten bei der Flächennutzung gleichermaßen Berücksichtigung finden. "Ich glaube, wir müssen geistig agiler werden", fordert sie, und in die Verkehrs- und Wohnungsbaupolitik auch die Firmen einbinden, vielleicht gar die Idee der Werkswohnungen neu beleben.

Einen nicht hoch genug zu schätzenden Vorteil erkennt die SPD-Frau in der Kommunalpolitik. "Du bist näher bei den Menschen", sagt sie. Viele hätten ein "Ohnmachtsgefühl". Das liege unter anderem daran, dass in den vergangenen Jahren die politische Bildung an Schulen gelitten habe. "Es wird zu wenig Zeit in die Demokratie investiert", und das sei beunruhigend. Denn vielen sei nicht klar, "wie gut es uns eigentlich geht". Bei uns habe nahezu jeder ein Dach über dem Kopf, ausreichend zu essen, Reisefreiheit, einen Pass, Meinungsfreiheit und Zugang zu medizinischer Versorgung. "Damit geht es uns in Deutschland besser als 96 Prozent der Menschen auf der Welt", zählt sie auf.

Dafür müsse man einstehen und kämpfen, deutlich machen, dass das nicht selbstverständlich sei, sondern ein gemeinsam in der Demokratie erstrittenes Leben. Das zu bewahren lohne jede Anstrengung, "auch in der Auseinandersetzung mit einer erstarkten Rechten".

Für Hobbys bleibt dem Schalke-Fan angesichts der politischen Arbeit nicht viel Zeit. "Ab und zu mal ein Spiel der 04er anschauen": Ansonsten bleibt’s dabei: viel vor Ort für die Menschen tun – am liebsten als Landrätin.

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