Mit dem Spaten verwandelt der Tennisclub den Matchball

12.4.2016, 08:57 Uhr
Mit dem Spaten verwandelt der Tennisclub den Matchball

© Foto: Hubert Bösl

„Es war ein harter Kampf“, sagte der TC-Vorsitzende Thomas John, und damit meinte er natürlich nicht das symbolträchtige Schaufeln, sondern das rund zehn Jahre andauernde Ringen um ein neues Gelände. Bislang sind die Tennisspieler in Hauptendorf heimisch, aber seit langem ist klar, dass 2017 dort Schluss ist. Der Erbpachtvertrag mit Schaeffler läuft aus; Grund genug schon vor Jahren, sich Gedanken zu machen.

Lange Suche

„Frustierend“, so John, sei das manchmal gewesen, die Suche nach einer Alternative. Bis dann die Kirche über ihre Pfründestiftung ein Grundstück anbieten konnte. Ein Erbpachtvertrag ermöglicht es nun den Sportlern, hier langfristig ihr neues Zuhause aufzubauen. Dafür ging der Dank an Pfarrer Helmut Hetzel und auch an Bürgermeister German Hacker. Die Stadt hatte in den vergangenen Jahren immer wieder versucht, neue Wege zu eröffnen.

Hinter der Deponie, in der Verlängerung der Straße „An der Nutzung“, wird ein Tenniszentrum mit einer Vier-Felder-Halle, acht Außenplätzen und zwei Dreiviertel-Feldern für Kinder entstehen. Gesamtkosten: rund drei Millionen Euro. Der Tennisclub kann 200 000 Euro Eigenkapital aufbieten, 800 000 Euro kommen durch Fördermittel, insbesondere durch den Bayerischen Landes-Sportverband (BLSV). Zwei Millionen Euro werden über Kredite gedeckt.

Die Bauarbeiten sollen nun rasch vorangehen. Schon im September wird die Halle spielbereit sein, hofft Thomas John. Die Gesamtanlage wird im April 2017 eingeweiht. „Das verbinden wir dann mit unserem 50. Vereinsjubiläum.“

Trotz der zukunftsweisenden Investition weiß John natürlich, dass der Verein seine Tradition nicht über Bord werfen darf. Der seit 2007 amtierende Vorsitzende begrüßte zum Spatenstich auch die Senioren des TC. „Sie sind das Rückgrat des Vereins.“

Traurig und freudig

Einer davon ist Walter Haubelt. Er hat mit vielen anderen ab 1966 die Anlage in Hauptendorf mit aufgebaut. „Es ist sehr traurig, dass wir dort gehen müssen“, sagt er wohl. Gleichzeitig verspüre er aber auch „eine große Freude“ über das, was nun im Stadtnorden entsteht. „Ich spiele aus Altersgründen seit drei Jahren nicht mehr“, sagt er, aber die Zukunft des Tennisclubs interessiert ihn immer noch sehr. Gekommen zum Spatenstich war Lothar Rösner, der Vorgänger von Thomas John als Vorsitzender. „Es ist gut zu sehen, was hier geschaffen wird.“

Ein Prestigeobjekt

Mit Interesse wird die Investition auch in München verfolgt. „Das hier kann man als Prestigeprojekt bezeichnen“, erklärte Peter Mayer. Der Geschäftsführer des Bayerischen Tennisverbands war extra aus der Landeshauptstadt angereist. „Auch für uns sind solche Projekte sehr wichtig.“ Mit Blick auf die Konkurrenz von so viel Sport- und Freizeitmöglichkeiten muss sich auch das Tennis gut positionieren. Ein Baustein: „Wir wollten Tennis als Ganzjahressport etablieren“, so Peter Mayer. In Bayern gebe es derzeit rund 9000 Außenplätze, aber nur knapp 1000 Hallenplätze. Ein attraktives Tenniszentrum, wie es jetzt in Herzogenaurach entsteht, sei ein großes Plus für die Kinder- und Jugendarbeit. „Gerade in den Großräumen ist die Nachfrage sehr groß.“ Deshalb unterstütze der Tennisverband solche ambitionierten Projekte. „Derzeit kenne ich nur ein Projekt in Augsburg, das ähnlich groß ist wie in Herzogenaurach.“

Kein Wunder, dass Thomas John anfangs von einem „harten Kampf“ in der Planungsphase gesprochen hatte. Sehr verwunderlich war es daher für German Hacker, dass er gestern bei dem Vereinsvorsitzenden „kein einziges graues Haar“ entdecken konnte.

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