Mühlhausener Synagoge im Fokus der Kamera

22.5.2019, 12:00 Uhr
Mühlhausener Synagoge im Fokus der Kamera

© Foto: Horst Linke

Es ist gar nicht einmal das große Holztor, das zur Schändung von den Nazis 1938 eingebaut wurde, was dem Außenstehenden unmittelbar auffällt. Das Gebäude ist von außen unscheinbar. Den Stich ins Herz gibt es im großen Gebetssaal. Dort ist das religiöse Leben noch zum Greifen nahe. Zugleich aber auch die Ignoranz und frühere Ablehnung, in der profanen Nutzung als Fahrzeughalle. "Es tut schon weh", sagt Irina Gerschmann vom Forum Alte Synagoge Mühlhausen.

Sie hat sich zusammen mit ihrem Mitstreiter Christian Plätzer zu einem Drehtermin vor Ort getroffen. Der Bayerische Rundfunk nimmt sich alter, ehemaliger Synagogen im Land an. In der Reihe "Leben mit einem Denkmal" widmet sich Dr. Sybille Krafft der jüdischen Bauwerke. Zum Teil für Wohnzwecke, zum Teil kulturell oder wie in Mühlhausen als Lagerhalle würden die Häuser heutzutage genutzt.

Mühlhausener Synagoge im Fokus der Kamera

© Foto: Horst Linke

"Wie gehen private Besitzer mit einem Denkmal um?", fragt Krafft. Sie hat die Besitzer gesprochen. Doch in Mühlhausen ist die Eigentümerin nur eine Ansprechpartnerin. Vor allem ist sie auf Gerschmann und Plätzer mit ihrem Verein gestoßen. Das Forum will das Gebäude kaufen, von seiner unwürdigen Nutzung befreien und zu einem kulturellen Ort entwickeln.

Für eine aufwendige Sanierung hat der Verein Aussicht auf Fördermittel, Pläne liegen bereits vor. Doch die gibt es erst, wenn die ehemalige Synagoge in eigener Hand ist. "Ich bin guter Dinge, dass wir das dieses Jahr schaffen", sagt Plätzer beinahe gebetsmühlenartig. Wie die Preisvorstellungen der Eigentümerin sind, wie eine Finanzierung aussehen kann, dazu hält er sich aus taktischen Gründen bedeckt. "Wir entwickeln Modelle für den Kauf", sagt er lediglich und wiederholt das Ziel. "Was am meisten Zeit kostet, ist ein Netzwerk zu knüpfen."

Doch nun stehen Plätzer und Gerschmann erst einmal mit Krafft im alten Klassenraum der jüdischen Schule. Schmucklos, traurig, türkis gestrichen. "Bürger machen sich auf den Weg und übernehmen Verantwortung", sagt Krafft über ihr Filmvorhaben. Die noch erhaltene Schönheit des Stucks im später betretenen Gebetsaal beeindruckt die Journalistin. "Das ist ein Schatz, der allen zugänglich gemacht werden muss."

Doch noch steht der krasse Widerspruch im Raum: die Wohnwagen und der gelbe Anhänger. Noch ist die Schande der Nazis, das Lächerlichmachen der Synagoge sichtbar. Krafft auf der einen sowie Gerschmann und Plätzer auf der anderen Seite verfolgen ihre Projekte — für die eine ein Aspekt einer Doku, für die anderen die Rückkehr der Würde des Hauses.

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