Müll- Zweckverband: ständige Sorge um die Entsorgung

27.6.2019, 06:23 Uhr
Müll- Zweckverband: ständige Sorge um die Entsorgung

© Archivfoto: Edgar Pfrogner

Zwischen 70 und 90 solcher bis in die 1970er Jahre betriebenen Altdeponien gibt es im Landkreis – lauter kleine Zeitbomben. Diese Erkenntnis war nach der Gebietsreform die Grundidee, dass sich der neue Landkreis Erlangen-Höchstadt zusammen mit der Stadt Erlangen nach einer zentralen Form der Müllentsorgung umsah – örtlich und strukturell.

Entstanden ist daraus der Zweckverband Abfallwirtschaft (ZVA). 40 Jahre ist er jetzt alt und feiert dies am kommenden Samstag mit einem Tag der offenen Tür auf der Deponie Herzogenaurach (siehe Info-Beitrag).

Als das heutige ERH noch zwei getrennte Landkreise war, hatten diese auch schon nach größeren "Müll-Einheiten" gesucht – mit Auswirkungen auf die heutigen Gegebenheiten. Es gab eine Deponie auf dem Gebiet des Landkreises Erlangen: die ehemalige Tongrube Buckenhof, die die Stadt Erlangen nutzte. Gleich nach dem 1978 abgeschlossenen Bau der damals reichlich bemessenen Verbrennungsanlage in Bamberg nahm der erste ERH-Landrat, der Herzogenauracher Georg Daßler, Kontakt zum Bamberger Oberbürgermeister Theodor Mathieu wegen einer Mitnutzung auf. Daßler starb im gleichen Jahr.

Sein Nachfolger Franz Krug war es, der mit dem damaligen Erlanger Oberbürgermeister Dietmar Hahlweg die Gründungsurkunde des "Zweckverbands Abfallbeseitigung" – seinen heutigen Namen bekam der ZVA erst 1988 – am 11. Juni 1979 unterschrieb. Es ging zunächst auch nur um Beseitigung, denn über Mülltrennung oder Recycling wurde damals allenfalls diskutiert.

Nach einigen Debatten im Zweckverband, erinnert sich Altlandrat Franz Krug, kam man nach einigen Seitenwegen zurück auf den Kontakt nach Bamberg. Vorher hatte es ernsthafte Stimmen gegeben, so Krug, den Müll aus dem Zweckverbandsgebiet per Bahn bis nach Bremerhaven zur Verbrennung zu schaffen, und der Zweckverband beschloss den Bau der Umladestation am Erlanger Hafen. Schließlich aber schloss er mit dem Betreiber der Bamberger Verbrennungsanlage einen Vertrag, der schnell bis 1999 verlängert wurde. Man war, laut Krug, auch überein gekommen, dass man auf Erlanger Gebiet eine Verbrennungsanlage bauen sollte und begann mit der Standortsuche. Der Landkreis sollte Deponieflächen beisteuern.

Manche "Bereisungen"

Vorübergehend gab es einen Vertrag zur Müll-Anlieferung nach Gosberg im Landkreis Forchheim, erinnert sich Franz Krug, und an manche "Bereisung" von möglichen Flächen – nach Wachenroth etwa oder in die Grethelmark bei Höchstadt und nach Heroldsberg, wo abermals eine ehemalige Tongrube im Gespräch war. Nirgendwo seien die Leute begeistert von der Aussicht auf eine Deponie gewesen.

Schließlich übernahm der Zweckverband 1982 die Herzogenauracher Deponie von der Stadt und die bei Medbach vom Landkreis ERH und baute beide aus. Bis heute betreibt der ZVA beide. Während die Medbacher Deponie voll ist – unausgebaute Erweiterungsflächen gibt es noch –, werden in Herzogenaurach heute noch pro Jahr gut 3000 Tonnen nicht verbrennbarer Müll eingelagert – vor allem Asbest und Mineralwolle.

Wertstoffhöfe und Sondermüll-Annahmestellen betreibt der ZVA seit 1985 und war damit ebenso früh dran wie mit der Nutzung von Deponiegas. 1994 wurden in Herzogenaurach die ersten Gasbrunnen angelegt. Ihr Produkt floss so ergiebig, dass man einen Ofen im Heizkraftwerk der Herzo Base damit befeuerte und Überschüsse noch abfackeln musste.

40 000 Tonnen Restmüll jährlich transportieren heute die Müll-Züge nach Bamberg und nach Coburg zur "thermischen Behandlung", wie die Verbrennung amtsdeutsch genannt wird.

Die Restmüllmengen überstiegen 1986 die 100 000-Tonnen-Grenze, Anlass für den Grundsatzbeschluss 1989, die Recycling-Bemühungen noch weiter zu verstärken, aber auch, eine eigene Anlage zur "Thermischen Behandlung" zu bauen. Dafür suchte man sich das Gelände des Kraftwerks Franken II in Frauenaurach aus – und eine "innovative" Technik von Siemens, das Schwelbrennverfahren.

400 Millionen Mark hätte die angedachte Schwelbrennanlage mit 100 000 Tonnen Jahreskapazität wohl gekostet und auch deshalb gab es bald Diskussionen: Wäre es nicht besser, man schlösse sich dem Nachbarn "Zweckverband Abfallentsorgung Rangau" (ZAR) an, der am Fürther Hafen eine solche Anlage gebaut hatte? Dazu entschloss man sich, stellte 1995 die eigenen Planungen ein und lieferte 1997 den ersten ZVA-Abfall nach Fürth.

Doch die "innovative Technik" dort entpuppte sich als Katastrophe: Technische Probleme erlaubten nur geringe Liefermengen und am 12. August 1998 kam es zu einem folgenschweren Unfall beim Probebetrieb: Giftiger Rauch verletzte 78 Menschen. Das Aus für die Schwelbrenn-Technik, die hauptsächlich Geld verbrannt hatte: 250 Millionen

Der ZVA schlug daraufhin den Weg ein, den er bis heute geht. Er kaufte die Umladestation von der Stadt Erlangen, schloss langfristige Verträge mit den Zweckverbänden Bamberg und Coburg, wohin er 45 000 Tonnen Restmüll pro Jahr liefern darf. Bis 2021 gilt die jüngste Abmachung.

Restmüllmenge konstant

Die Vertragsmenge reicht aus, wie die Zahlen belegen. Seit der Spitze 1986 geht die Restmüllmenge zurück und hat sich seit zehn Jahren bei etwa 43 000 Tonnen eingependelt. Nicht zuletzt durch das 1994 in Kraft getretene Abfallwirtschaftsgesetz, dessen Prioritäten Abfallvermeidung und Wertstoff-Recycling der ZVA schon ein rundes Jahrzehnt früher gesetzt hatte. Wie berichtet, hat die Deutsche Umwelthilfe den ZVA-Wertstoffhöfen jüngst sehr guten Service bescheinigt.

Keine Kommentare