Nach 16 Jahren ist im "Zapfino" Schluss

27.7.2020, 06:00 Uhr
Nach 16 Jahren ist im

© Hans von Draminski

"Mit bald 67 darf man in Ruhestand gehen", meint die grundsympathische Ladenbesitzerin augenzwinkernd, obwohl ihr eigentlich gar nicht zum Lachen zumute ist.

Gut 16 Jahre gab es "Zapfino" am Polizeikreisel. Eine prominente Position mit Vor- und Nachteilen. So war beispielsweise die Parkplatz-Situation "nie optimal", wie Irmgard Steinel erzählt, während sie auf eine als Geschenk gedachte Flasche mit Silberstift und schwungvoller Schrift eine persönliche Widmung schreibt.

Ganz schlimm sei es gewesen, als die Straße "An der Schütt" aufgrund umfangreicher Bauarbeiten monatelang gesperrt werden musste. Zu den Leidtragenden dieser Situation zählte auch Irmgard Steinel mit ihrem Laden.

Eine Kundin sucht im Auftrag des Elternbeirates der Montessori-Schule ein besonderes Geschenk für drei Lehrerinnen. Irmgard Steinel hilft bei der Auswahl, empfiehlt fein gestaltete kleine Fläschchen, die samt "geistiger" Füllung im gesteckten Kostenrahmen bleiben. Die Kundin ist glücklich und nimmt für ihren Eigenbedarf noch eine Flasche speziell zubereitetes Zitronen-Salatdressing mit. Eine von vielen Eigenkreationen Irmgard Steinels, die ihr im Lauf der vergangenen anderthalb Jahrzehnte viele Stammkunden eingebracht hat.

Für dreistelligen Eurobetrag

Diese sind es auch mehrheitlich, die "Zapfino" zum Endspurt noch einmal stürmen. "Viele machen Hamsterkäufe, weil sie nicht wissen, wo sie ihre Sachen herbekommen, wenn es uns nicht mehr gibt", stellt Irmgard Steinel mit lakonischem Tonfall fest. Wie um das zu bestätigen lässt sich ein älterer Herr seine mitgebrachten Flaschen – das "Zapfino"- Konzept setzte stets auf Mehrweg-Flaschen und damit auf Nachhaltigkeit – für einen dreistelligen Eurobetrag füllen und trägt am Ende einen großen, wohlgefüllten Korb nach draußen.

Die Rechnung muss der Kunde bar bezahlen, denn pünktlich zum Ende des beliebten Geschäfts hat die elektronische Registrierkasse den Geist aufgegeben und bei der Gelegenheit auch den EC-Kartenleser mit ins Jenseits gerissen.

Traurig stimmt Irmgard Steinel, dass sie zwar mitten in der Pandemie zwei Interessentinnen für die "Zapfino"-Nachfolge hatte, diese aber wieder absprangen – trotz Freundschaftspreis für das Interieur.

Der Umsatzeinbruch aufgrund des "Lockdowns" war es auch, der Irmgard Steinels Entschluss beschleunigte, nach 16 Jahren einen Schlussstrich zu ziehen. Wer nach ihr in die Gewerbeimmobilie einzieht, weiß sie nicht.

Eines aber steht fest: "Am Freitag, 31. Juli, machen wir zur regulären Öffnungszeit von 10 bis 18 Uhr ein Abschiedsfest und laden unsere Kundinnen und Kunden auf ein Glas Sekt ein", verspricht Steinel. Danach geht es ans Ausräumen des Ladens, Mitte August ist "Zapfino" in Herzogenaurach dann endgültig Geschichte.

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