Neue Schutzanzüge für die Feuerwehr in Erlangen-Höchstadt

14.7.2020, 05:58 Uhr
Neue Schutzanzüge für die Feuerwehr in Erlangen-Höchstadt

Mehr als zwei Jahrzehnte lang war alles einheitlich: Seit dem Jahr 1999 gibt es die Einsatzkleidung Modell "Bayern 2000". Sie hat mittlerweile ihr Haltbarkeitsdatum deutlich überschritten, berichtet zum Beispiel Erwin Bergner, Kommandant in Neuhaus bei Adelsdorf: "mehrfach geflickt und zum größten Teil über 20 Jahre alt". Deswegen stehen viele Wehren vor Neuanschaffungen.

Andere, wie die Einsatzkräfte in Herzogenaurach und den Ortsteilen, haben den aufwändigen Entscheidungsprozess schon hinter sich. Zwar muss die Ausrüstung der EU-Norm entsprechen und Mindeststandards erfüllen. Von Hitzebeständigkeit und Entflammbarkeit bis hin zum Panikreißverschluss oder zum Flauschband für Namensstreifen gibt es aber zahllose Auswahlmöglichkeiten. Auch die Farbwahl ist den Wehren inzwischen frei gestellt. "Im Landkreis schauen deshalb viele Wehren, ob sie sich zusammentun können bei der Bestellung", sagt Sebastian Weber, Pressesprecher der Kreisbrandinspektion Erlangen-Höchstadt. So können sie nicht nur Geld sparen in dem sie größere Mengen bestellen, sondern auch ein möglichst einheitliches Erscheinungsbild gewährleisten.

In Adelsdorf ist der Prozess abgeschlossen, Höchstadt und Heßdorf sind laut Weber gerade dabei. In Neuhaus hat eine eigens eingerichtete Projektgruppe ein gutes Jahr lang daran gearbeitet, die neue Schutzkleidung auszuwählen. Verschiedene Hersteller haben ihre Ware vor Ort präsentiert, die Kameradinnen und Kameraden haben sie in der Praxis getestet und dann mit einer speziellen Auswertematrix beurteilt.

Neue Schutzanzüge für die Feuerwehr in Erlangen-Höchstadt

© Foto: Feuerwehr Neuhaus

"Am Ende haben wir den Hersteller ausgewählt, der allen Bedürfnissen der Neuhauser Wehr gerecht wurde", sagt Erwin Bergner. Bei seiner Truppe war es der Schutzanzug "Fire Explorer x-treme light" in Dunkelblau/Gold. Geliefert hat ihn die Firma Hans Schäfer aus Strullendorf mit diversen Sondereigenschaften wie beispielsweise verbessertem Hitzewiderstand und erhöhter Atmungsaktivität. "Mit den neuen Materialien sind Einsätze in brennenden Gebäuden möglich, die früher unvorstellbar waren", sagt Pressesprecher Sebastian Weber. Neue Membrane an der Ausrüstung ermöglichen zum Beispiel eine Hitzebeständigkeit bis zu 700 Grad und stellen außerdem sicher, dass der Körper auch seine eigene Temperatur regulieren kann.

Die Einsatzkleidung muss auch schmutzabweisend sein, damit keine Rußpartikel auf die Haut kommen und am besten multifunktional, damit die Feuerwehrleute sich wohlfühlen können — egal, ob sie einen Unfall bei Starkregen absichern oder bei 30 Grad und Sonnenschein."

Weitere Ausstattungsmerkmale, die in Neuhaus Anklang fanden waren zum Beispiel aufgesetzte höhen- und weitenverstellbare Funkgerätetasche, ein Panikreißverschluss mit Schnellöffnungsfunktion, eine Saugsperre an Jackensaum, Hosenträger mit Schnellanpassung oder ein Abriebschutz am Knie.

"Was ebenfalls überzeugte, war die lange Lebensdauer", berichtet Erwin Bergner, "weil alle Teile ersetzt werden können".

In Neuhaus wurden 38 Feuerwehrleute einzeln vermessen, damit hinterher alles perfekt passt. Der Stellvertretende Kommandant Patrick Sorger ist vom Tragekomfort begeistert.

"Kneift nicht, passt gut, sitzt perfekt", stellte er fest. "Die alte Jacke war dagegen wie ein Kartoffelsack. Bei Nässe sog sie sich voll und wurde immer schwerer."

Die Neuanschaffung hat ihren Preis: knapp 900 Euro pro Stück. Die Kosten übernimmt die Gemeinde, außerdem gibt es einen Zuschuss von der bayerischen Staatsregierung.

 

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