Neue Themen in alten Steinen des Adelsdorfer Schlosses

17.1.2020, 10:00 Uhr
Neue Themen in alten Steinen des Adelsdorfer Schlosses

Adelsdorfs Bürgermeister Karsten Fischkal ist überzeugt, dass eine Inforeihe im Schloss notwendig war. "Wir wollen Bürger auch für anspruchsvolle Themen sensibilisieren. Gleichzeitig wird dabei auch deutlich, was für tolle und interessante Menschen in Adelsdorf wohnen".

Zu diesen zählt auch Stefan Jenzowsky. Der Zukunftsforscher und Vorstandsvorsitzende von Kopernikus Automotive zog nach Stationen in Berlin, Wien und München jüngst im Adelsdorfer Neubaugebiet ein.

Intensiv beschäftigt er sich mit Digitalisierung. Für Fischkal ein Zauberwort. "Jeden Tag ist davon zu hören. Oft heißt es, Deutschland verpasse gerade den Anschluss, sei sogar chancenlos. Da fragt man sich, was ist dran an diesem Geschrei?". Eine Einschätzung, die viele zu teilen scheinen. Denn der Saal im Adelsdorfer Schloss ist rappelvoll.

Die Bedeutung der Digitalisierung, so der Experte, beruhe auf dem mit dieser Technologie verbundenen Wachstum. "Silicon Valley ist nichts anderes, als eine ehemalige Orangenplantage", sagt Jenzowsky. "Auf dieser kleinen Fläche ist heute die Wirtschaftsleistung von Bayern gebündelt. Bald wird es die Wirtschaftskraft ganz Deutschlands sein".

Jenzowsky versteht sich als Sparringspartner junger Menschen, die bereit sind zu gründen. Er bereitet Startups auf die Arbeitswelt in den USA und China vor. Nationale Märkte wie Deutschland spielen für den Innovator kaum eine Rolle. Mit dieser Meinung steht er nicht allein – weshalb er inzwischen auch Genossenschaftsbanken oder die Tiefkühl-Küche Apetito betreut. "Die wissen schon heute, dass es in fünf Jahren einen Mangel an Köchen gibt."

Der Referent: "Deshalb haben wir für die einen Koch-Roboter entwickelt". Mit einem Anschaffungspreis von über 50 000 Euro nichts für den privaten Haushalt. "Hotels und Restaurants werden aber bereit sein, das Jahresgehalt eines Kochs zu investieren", ist er überzeugt.

Bedenken von Gewerkschaftsvertretern sind ihm bekannt, scheinen ihm aber unwichtig. "Denken Sie an Hufschmied oder Liftboy. Dass Berufe aussterben, das gab es schon immer." Der Digitalisierer freut sich vielmehr über die Qualität. Immerhin wurde der Roboter von Sterne-Koch Alexander Herrmann angelernt. Der Hinweis, dass es nur eine Frage der Zeit sei, bis Stammzellenfleisch in den deutschen Handel kommt, gerät da fast zur Randnotiz. "Was gibt es besseres als Fleisch zu essen, für das kein Tier sterben musste?" fragt Jenzowsky – erntet allerdings eher kritische Blicke.

Wenig überzeugt zeigen sich die Zuhörer auch von einem persönlichen Avatar. Dahinter steckt eine Website mit künstlicher Intelligenz. Sie soll Bankberater und Versicherungsvermittler ersetzen.

Strom, Internet, Versicherungen — alles werde dann von diesem Avatar verwaltet. "Der wechselt für sie automatisch jedes Jahr zum günstigsten Anbieter", so der Visionär. In Amerika schon Alltag, sieht er den Marktanteil in Deutschland mittelfristig bei 20 Prozent. Digitalisierung bedeute vor allem einen Strukturwandel.

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