Neuenbürg: Liftkur für das Schloss

7.6.2018, 17:24 Uhr
Neuenbürg: Liftkur für das Schloss

© Foto: Frank Heidler

Mit ausnehmender Freundlichkeit beantwortet der Baron dort Journalistenfragen. Zuerst alleine, dann gemeinsam mit Ehefrau Irina, Freifrau von Gagern.

Seit sechs Jahren leben sie mit ihren drei Kindern auf dem Schloss. Drei Jahre, von 2014 bis 2017, wurde das Schloss von einer kleinen Heerschar zum Teil hochspezialisierter Handwerker von Grund auf saniert. "Für einen siebenstelligen Betrag", ließ sich der Schlossherr erst auf NN-Nachfrage entlocken.

Um die Riesensumme aufbringen zu können, musste der Baron bei zahllosen Zuschussgebern Klinken putzen. Jetzt gibt es so in etwa die Hälfte der aufgewandten Kosten als Fördermittel. Ein paar Überweisungen stehen noch aus.

Neuenbürg: Liftkur für das Schloss

© Foto: Frank Heidler

Der schmucke, naturweiße Außenanstrich und die in historischem Neuenburger Gelb gehaltenen Fensterumrahmungen machen selbst ungeübten Betrachtern klar, dass hier ein Schlossherr sein altes Gemäuer nicht einfach verfallen lassen will.

Das Dach wurde neu gedeckt, der Glockenturm über dem Eingang neu geschiefert, die Geschossdecken gedämmt. Ein echter Niedrigenergiestandard sei aber bei einem Baudenkmal wie diesem nicht erreichbar, so Max von Gagern. Dafür brauchte er allerdings jede Menge fachkundige — und finanzielle — Hilfe. "Ich bin einer der wenigen, die dem Denkmalamt dankbar sind." Das hat er auch schon Landrat Alexander Tritthart höchstpersönlich mitgeteilt.

Neuenbürg: Liftkur für das Schloss

© Foto: F. Heidler

Mit diesem wird er heuer auch eine gemeinsame Veranstaltung bestreiten. Beim Tag des offenen Denkmals am 9. September. Dann findet auf Schloss Neuenbürg auch die offizielle Veranstaltung des Landkreises für diesen Denkmaltag statt.

Ganz gezielt will die Baronsfamilie ihr Schloss für kulturelle Events öffnen. Dafür holen sie sich auch Unterstützung vom befreundeten adidas-Marketingchef. Nicht entmutigen lassen sie sich durch kleinere Rückschläge.

 

So etwa, als ein für den Vorjahres-Sommer anberaumtes Chortreffen wegen Dauerregens in die nahe Dorfkirche verlegt werden musste.

Über einen eher baulichen Rückschlag mag Max von Gagern gar nicht viele Worte verlieren. Nur ein Jahr nach Sanierungsende blättert auf der Rückseite des von allen Seiten gut eingewachsenen Schlosses bereits wieder die neue weiße Farbe ab, beziehungsweise wird fleckig und unansehnlich.

"Solche Burgmauern sind eben immer in Bewegung", macht er sich offenbar selber Mut. Auf ein großes Heer Schlossbediensteter braucht Max von Gagern dabei nicht (mehr) hoffen. Für Nachbarn dürfte es längst kein ungewohnter Anblick sein, wenn er selbst bei den regelmäßig anstehenden Garten- und Mäharbeiten auf dem Traktor sitzt.

Auf seinen Lorbeeren als Schlossbesitzer kann sich weder der Freiherr noch "seine" Freifrau ausruhen. Sie verdingen sich in höchst bürgerlichen Berufen. Er arbeitet — meist in München — als Werbefilm-Produzent. Irina von Gagern machte sich bereits als TV-Journalistin beim ZDF in London und bei Zeitungen einen Namen.

Aus der Fassung bringen kann Max von Gagern allenfalls ein Trupp aufmüpfiger Radler, die daheim auf seinem angestammten Familiensitz in Neuenbürg unversehens auftauchen und Einlass oder eine Sonderführung auf dem privaten Schlossgelände begehren. Normale Besichtigungszeiten gibt es auf dem Schloss nicht.

Wer wirklich etwas vom Schloss, vor allem aber vom Schlossgarten sehen will, hat dazu bei der Gartenausstellung am 23. und am 24. Juni Gelegenheit. "Das ist wahrscheinlich der besondere Reiz der Gartenausstellung", zeigt sich Schlossherrin Irina überzeugt.

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