Öffentlicher Raum als Aschenbecher

13.7.2020, 06:00 Uhr
Unschöner Anblick: Ein Abfalleimer mit Aschenbecher in Herzogenaurach. Zigarettenkippen sind an Bushaltstellen wie An der Schütt in Herzogenaurach eine Begleiterscheinung. 

© Foto: Rainer Groh Unschöner Anblick: Ein Abfalleimer mit Aschenbecher in Herzogenaurach. Zigarettenkippen sind an Bushaltstellen wie An der Schütt in Herzogenaurach eine Begleiterscheinung. 

Im Amtsblatt von Herzogenaurach werden die Bürger dazu aufgerufen, den in der Öffentlichkeit verstreuten Müll aufzusammeln. Monika Dürrbeck aus Herzogenaurach denkt hier an die zunehmende Plastikvermüllung, aber vor allem an das Gift der Zigarettenkippen, die überall gedankenlos auf den Boden geworfen werden.

Deswegen stellte die Frau vor einer Sitzbank an einem Fußweg im Norden der Stadt ein Gurkenglas auf mit den dort aufgesammelten rund 70 Kippen, mit einem Loch im Deckel für den Zigaretteneinwurf und einem Holzschild mit der Aufschrift "giftig Restmüll danke".

Die Reaktion schildert Monika Dürrbeck in einer Mail an die Nordbayerischen Nachrichten:

"Das Holz wurde abgerissen, der Deckel zerknüllt und die Kippen provokativ vor der Bank ausgeleert. Dazu noch eine leere Alkoholflasche und ein Becher to go."

Öffentlicher Raum als Aschenbecher

Die 57-Jährige ist erschüttert, wie unsagbar zäh es ist, solch gedankenlose Menschen dazu zu bewegen, sich achtsamer und rücksichtsvoller zu benehmen. "Eine einzige Kippe vergiftet 40 Liter Wasser und die Filter verrotten nicht. Sie sind hässlich, eklig und vergiften Wasser und Tier", weiß Monika Dürrbeck.

Die Herzogenauracherin fände eine Geldstrafe für derartige Missachtungen sehr begrüßenswert. In Berlin zum Beispiel koste das achtlose Kippenschnippen 120 Euro.

"Das ist völlig in Ordnung, denn es kann nicht angehen, dass die Kosten für solche Kontrollen von den Bürger und Bürgerinnen getragen werden, die ihren Müll im Mülleimer entsorgen", sagt Dürrbeck.

Auch an Spielplätzen finden sich immer wieder Zigarettenkippen, obwohl die Tabakreste und Filter gerade für kleine Kinder, die alles aufsammeln und in den Mund stecken, ganz gefährlich sind.

"Der öffentliche Raum ist kein Aschenbecher! Das Umdenken muss notfalls bei den Gestrigen eben erzwungen werden", so Dürrbecks Meinung.

"Der Umweltschaden ist erheblich. In den Zigarettenfiltern sind zahlreiche krebserregende Substanzen, die über den Boden in die Gewässer und ins Meer gelangen und dort die Lebewesen bedrohen", sagt Monika Preinl vom Fachgebiet Umwelt und Planung bei der Stadt Herzogenaurach. "Und am Ende landet es auf unserem Speiseplan."

Das Problem mit den weggeworfenen Zigarettenkippen sei "extrem ärgerlich" – auch in Herzogenaurach.

Um die Situation zu verbessern, habe man schon an vielen Stellen in der Stadt Abfalleimer mit speziellen Behältern für Zigarettenkippen montiert. Doch selbst dort lägen oft die Kippen am Boden, weiß Preinl.

Würde ein Bußgeld wie in manchen Großstädten Abhilfe schaffen? "Nein, das machen wir – noch – nicht", sagt die zuständige Beamtin.

Würde man Geldstrafen verhängen, bräuchte es wieder Personal, um das durchzusetzen.

So weit will die Stadt nicht gehen. Preinl: "Wir setzen vielmehr auf Aufklärung." Mit Aufrufen im Amtsblatt, mit Aufklärung an Schulen. "Wir appellieren an alle Raucher, ihre Kippen nicht einfach in die Natur zu entsorgen. Das ist eine Sauerei und eine enorme Umweltbelastung und eine große Gefahr für Kinder."

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