Öko-Offensive für die Kirchweih in Herzogenaurach?

13.7.2019, 07:00 Uhr
Öko-Offensive für die Kirchweih in Herzogenaurach?

© Foto: Hans von Draminski

Unterzeichnet haben das Schreiben an Bürgermeister German Hacker CSU-Fraktionsvorsitzender Bernhard Schwab, Fraktionsvize Kurt Zollhöfer und Stadtrat Konrad Körner. Die CSU-Kommunalpolitiker begründen ihren Antrag unter anderem mit der Diskussion über den Klimanotstand und die Erderwärmung. Bloße Symbolpolitik solle durch konkrete Maßnahmen abgelöst werden.

Im Gespräch mit den NN differenziert Konrad Körner die Thematik ein Stück weit aus. "Wir wollen keine Verbote", betont Körner und erinnert daran, dass Herzogenaurach schon jetzt auf einem sehr guten Weg sei, was die ökologische Basis bei Großveranstaltungen angehe: So kämen etwa auf der Sommerkirchweih konsequent Glas-Bierkrüge statt Plastikbecher zum Einsatz; auch die für die Umwelt problematischen Einweg-Verpackungen würden verbannt.

Körner betont, dass die Forderung nach Klima-Neutralität nicht "auf dem Mist" der CSU-Fraktion gewachsen seien, sondern im Rahmen der Bürgerbeteiligung zum ISEK-Verfahren geäußert wurde: "Wir als CSU wollen nur verhindern, dass die Idee in irgendeiner Schublade verschwindet", sagt Konrad Körner.

Dass ein Großereignis wie die Sommerkirchweih nicht vollends klimaneutral zu stemmen ist, weiß Konrad Körner. Die Kompensationsmöglichkeiten – beispielsweise das gezielte Pflanzen von Bäumen, das von Kritikern als "CO2-Ablasshandel" bezeichnet wird, nennt Körner "eher symbolisch" und lässt keinen Zweifel daran, dass er manches für wenig zielführend hält.

Vernünftiger sei es, den Schaustellern auf der Sommerkirchweih künftig vonseiten der Herzo Werke Ökostrom anzubieten, der aus Erneuerbaren Energien generiert wird.

Auch darüber, dass in diesem Jahr nicht mehr all zu viel in Sachen Klimaneutralität zu erreichen ist – die Planung der Großereignisse ist in der Stadt längst durch – ist sich die CSU-Fraktion im Klaren. "2020 kann man den Hebel etwas anders als bisher ansetzen", zeigt sich Konrad Körner überzeugt. Der Bürger habe zum Umweltschutz einen Handlungsauftrag gegeben, an den die Politik sich zu halten habe, meint Körner.

"Wir beziehen längst Ökostrom"

Fragt man die Fieranten auf der Sommerkirchweih, was sie von dem CSU-Vorschlag halten, dann erntet man eine Mischung aus Verwunderung und Amüsiertheit. "Wir beziehen doch längst Ökostrom vom lokalen Versorger", erklärt beispielsweise Losbuden-Betreiber Thomas Teupert aus Röttenbach.

Auch das Umweltbewusstsein sei fraglos vorhanden. So seien etwa, wie Teupert erklärt, seine Loszettel schon seit einiger Zeit umweltverträglich abbaubar. Während die Lose früher mit nicht ganz unbedenklicher und vor allem schwer abbaubarer Farbe eingefärbt wurden, lösen sie sich heute im Regen spurlos auf, ohne das Grundwasser über Gebühr zu belasten.

Manches andere, was der Umwelt nutzen könnte, sei im täglichen Leben nicht zu realisieren, wirft ein Kirchweihgast ein, der namentlich nicht genannt werden möchte. Niemand möchte beispielsweise einen heißen Crêpe "einfach so" heiß in die bloße Hand gedrückt bekommen. Ein rein vegetarisches Speisenangebot – Stichwort Atmosphärenbelastung durch von Nutztieren erzeugtes Methan – wäre wohl auch nicht ohne Widerstände der Veranstaltungsgäste (und damit einhergehende Umsatzeinbußen) umsetzbar.

Der Herzogenauracher CSU sind die Sachzwänge durchaus bewusst. Man will hier auch nicht den Fehler begehen, sich selbst den Stempel "Verbotspartei" aufzudrücken. "Wir werden garantiert nicht verlangen, dass das Feuerwerk abgesagt wird, wie das andere tun", meint Konrad Körner. Umweltschutz habe ganz viel mit Einsicht zu tun. Und damit, sich an die eigene Nase zu fassen.

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