Pommersfelden: Mammut-Sitzung zum Amazon-Verteilzentrum

29.4.2020, 13:44 Uhr
Pommersfelden: Mammut-Sitzung zum Amazon-Verteilzentrum

Die Gegner des zirka 5600 Quadratmeter großen Betriebs, der sich im Gewerbegebiet Limbach ansiedeln möchte, um von dort Pakete des Online-Versandhändler an die Kunden zu liefern, haben nochmal einiges aufgefahren. Stoppen können sie das Projekt nicht mehr, denn im ersten Bürgerentscheid der Gemeinde-Geschichte hatte sich am 5. April eine Mehrheit dafür ausgesprochen, den Bebauungsplan zu ändern.

"Ich bin im Vorfeld oft gefragt worden, ob es dann jetzt diese Gemeinderatssitzung überhaupt noch braucht", sagte Bürgermeister Hans Beck. Aber selbstverständlich komme das Gremium seiner Verpflichtung nach und wäge alle Einwände ab. 63 Stellungnahmen waren abzuarbeiten, die meisten kamen von Privatpersonen.

Vertagung abgelehnt

Drei Ehepaare aus Limbach hatten im Vorfeld schriftlich darum gebeten, "die für uns eminent wichtige Sitzung" zu verschieben, weil sie in der Corona-Pandemie zur Risikogruppe zählen und deshalb nicht teilnehmen könnten. Das lehnte das Gremium jedoch einstimmig ab, schließlich tage man extra in der Sporthalle, um alle Sicherheitsvorkehrungen einhalten zu können. Gemeinderäte und Publikum saßen vereinzelt, damit der Sicherheitsabstand gewährleistet war. Damit bei der stundenlangen Sitzung niemand hungern musste, gab es Würste und Brezeln sowie Kaffee und Kuchen.

Die Fachleute vom Ingenieurbüro Valentin Maier, das mit den Planungen betraut ist, hatten die Einwände im Vorfeld aufgeteilt in verschiedene Themenblöcke, die der Gemeinderat dann jeweils gesammelt abstimmen konnte. Die meisten Argumente waren vor dem Bürgerentscheid bereits ausgetauscht worden – viele Einzelpunkte hatte das Ingenieurbüro jetzt nochmal in Zusammenarbeit mit den Investoren Amazon und P 3 Logistic Parks beleuchtet. So ging es unter anderem wieder um das Verkehrsaufkommen, Arbeitsplätze, Gewerbesteuereinnahmen, Naturschutz und das Landschaftsbild (Näheres zu den Dimensionen finden Sie am Ende des Artikels oder hier).

Siebeneinhalb Stunden Debatte

Nach siebeneinhalb Stunden fasste der Gemeinderat einstimmig den Satzungsbeschluss. Mit der Bekanntmachung im Amtsblatt ist die Änderung der Bauleitplanung damit gültig. Die Investoren rechnen damit, dass das Amazon-Verteilzentrum im Jahr 2021 seine Arbeit aufnehmen kann und dann Pakete auf der sogenannten "letzten Meile" an die Kunden verteilt.

Hier nochmal die Fakten-Angaben von Amazon:

Das Gebäude: zirka 5600 Quadratmeter, 12,75 Meter hoch

Betriebszeiten: Drei-Schichtbetrieb in 24 Stunden und an sechs Wochentagen.

Arbeitsplätze: Unterjährig bis zu 100 Mitarbeiter im Verteilzentrum. Mehrheitlich keine formale Ausbildung/Lehre erforderlich. Zusätzlich 20 bis 25 Managementpositionen.

Verkehr: zirka 20 Lastwagen pro Nacht (das macht zwei pro Stunde) und zirka 189 Auslieferfahrzeuge (maximal 3,5 Tonnen) pro Tag (maximal 72 pro Stunde).

Parkplätze: 428 Stellflächen für die Lieferfahrzeuge (Parkplatz im Norden und Parkhaus), zusätzlich 156 Mitarbeiterparkplätze.

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