Probleme in Weisendorfer Kirche: Feuchtigkeit und Milbenbefall

1.9.2020, 07:00 Uhr
Probleme in Weisendorfer Kirche: Feuchtigkeit und Milbenbefall

Dieses Problem ist eigentlich seit langem klar. Schon im 19. Jahrhundert, so ist den Akten zu entnehmen, wurde bei der neu eingebauten Orgel geklagt, dass sehr schnell Züge und Register nicht optimal funktionierten. Das Holz hatte sich durch die Feuchtigkeit ausgedehnt. "Man kann wohl sagen, dass die Kirche seit Jahrhunderten Probleme mit der Feuchtigkeit hat", so Lechner-Schmidt.

Dann kamen die tierischen Probleme dazu. Zunächst der Holzwurm, der sich aber auch im Holz anderer Kirchen wohlfühlt.

Doch das Fatale: Quasi auf dem Rücken des Holzwurms kam ein Parasit dazu, die Milbe. 2016 gab es erste Klagen von Gottesdienstbesuchern, dann auch vom Posaunenchor, über ein unangenehmes Jucken. "Die Stiche jucken höllisch, und zwar 14 Tage lang", klagte damals schon der Weisendorfer Pfarrer. Zuerst dachte man an Flöhe, fast schon detektivische Arbeit führte zur sogenannten Kugelbauchmilbe. "Sie ist ein Parasit des Holzwurms", erklärt Lechner-Schmidt. Da die Milben vor allem in den Sommermonaten aktiv sind, musste die Kirche in dieser Zeit geschlossen bleiben. Warum das Milbenproblem gerade in Weisendorf so akut wurde, kann letztlich nicht hundertprozentig geklärt werden.

Es gibt aber eine schlüssige Argumentationskette: Hohe Luftfeuchtigkeit über Jahrhunderte, dadurch ist auch das ältere Holz noch anfällig für Holzwürmer. Milben gelangen irgendwann in die Kirche und können sich hier dank der Holzwürmer gut entwickeln. Und stellen dann fest, dass Menschenblut auch ganz okay ist.

Angst um das Deckengemälde

Was tun in dieser Situation?, fragte sich der Kirchenvorstand in langen Diskussionen. Insbesondere zwei Möglichkeiten standen zur Wahl: die Begasung des kompletten Innenraums für rund 50 000 Euro oder die thermische Bekämpfung für rund 70 000 Euro.Das Aufheizen der Kirche auf eine Temperatur von 50 Grad (bis ins Innerste der Balken) wäre wohl die ökologischere Variante gewesen. Aber der Denkmalschutz spielte nicht mit. Er fürchtete um das Deckengemälde aus dem 19. Jahrhundert.

Den Holzwurm und die Milben mit Gas bekämpfen? Letztlich verwarf die Gemeinde diesen Gedanken, weil für die Milben eine hohe Dosis eines nicht abbaubaren Gifts notwendig gewesen wäre. "Wir haben uns gegen die chemische Keule entschieden", so Wilfried Lechner-Schmidt.

Was nun derzeit im Rahmen der ohnehin anvisierten großen Innensanierung gemacht wird, ist der Versuch, das Problem von Grund auf zu lösen. Zunächst: Die Feuchtigkeit muss raus, und die dringt offenbar von außen durch die Sandsteine am Fundament ins Innere.

Wasser drang durch die Mauern

Die große Außensanierung von 2008 hatte das Feuchtigkeitsproblem nicht gelöst, das damalige Anlegen von Sickerstreifen rund um die Kirche war möglicherweise kontraproduktiv. Außerdem: "An einem Regenfallrohr haben wir nun im Boden ein Betongefäß gefunden, in das das Wasser strömte", schildert Wilfried Lechner-Schmidt. Folge: Darin stand das Wasser, ehe es durch ein 30 Zentimeter höher liegendes Rohr abgeleitet wurde. Das Wasser hatte an dieser Stelle also genug Zeit, sich seinen Weg durch die Mauern zu suchen.

Nun soll mit geeigneteren Mitteln (Drainage, Abdichtungen) die Kirche endgültig vom Feuchtigkeitsproblem befreit werden.

Bei all den Maßnahmen, die nötig sind, damit das Gebäude bautechnisch für die nächsten Jahrzehnte fit gemacht werden kann: Bei der Innensanierung geht es natürlich darum, wie die Kirche im geistlichen und sakralen Sinne weiterentwickelt und modernisiert werden kann. Hierzu haben die beiden Künstler Gerhard Rießbeck (Maler) und Meide Büdel (Bildhauerin) Entwürfe vorgelegt, die der Kirche ein zeitgemäßes Aussehen geben sollen, ohne wertvolle historische Substanz zu verleugnen.

Info: Die Kirchengemeinde Weisendorf ist dankbar für die Spenden, denn von den insgesamt wohl rund 800 000 Euro Gesamtkosten bleibt viel an ihr hängen: Sparkasse Erlangen, IBAN: DE07 7635 0000 0430 2411 41 BIC: BYLADEM1ERH (Stichwort: Kirchenrenovierung).

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